Unser Herz schlägt ganz klar für den TSV 1860, keine Frage. Dennoch gelingt es immer wieder einzelnen Vereinen oder Spielern, uns positiv zu überraschen und unsere Sympathien zu gewinnen. Was der SC Verl beispielswiese in den vergangenen Jahren mit bescheidenen Mitteln aufgezogen hat und wie der Club sich öffentlich präsentiert, verdient unseren allerhöchsten Respekt. Mael Corboz geht voran – nicht nur als Kapitän auf dem Spielfeld, sondern auch fernab des Platzes. Als Geschäftsführer der ElevenGreen UG setzt er sich aktiv für Umweltschutz und Nachhaltigkeit ein.

Mael Corboz – der etwas andere Profi

Nachdem er 2015 an der University of Maryland College Park einen Abschluss in Maschinenbau mit Schwerpunkt Energiesysteme erlangte, zog es Mael Corboz nach Europa, wo er seine Fußball-Karriere vorantreiben wollte. Im Zuge dessen fiel ihm auf, dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit in vielen Vereinen nicht die Beachtung finden, die sie verdienen. Oft klafft eine Lücke zwischen den Nachhaltigkeitszielen eines Vereins und den tatsächlichen Investitionen in Zeit und Energie.

Diese Erkenntnis führte Corboz dazu, sich intensiver mit den Schnittstellen zwischen Fußball und Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Aus diesem Grund gründete er das Unternehmen ElevenGreen mit dem Ziel, die Kluft zwischen dem Streben der Vereine nach Nachhaltigkeit und den Möglichkeiten zur Umsetzung zu überbrücken. Sein Unternehmen ist also die Verknüpfung seiner Leidenschaft für den Fußball und seinem Engagement für eine nachhaltigere Zukunft im Sport.

Entlarvender CO2-Fußabdruck

Der Sportler geht dabei mit gutem Beispiel voran und reflektiert sein eigenes Verhalten ganz genau. So hat Mael Corboz beispielsweise Online-Tool vom Umweltbundesamt seinen individuellen CO2-Fußabdruck gemessen und war erstaunt:

Ein großes Ergebnis und eine Überraschung für mich war, dass mein CO2-Ausstoß höher ist als der Durchschnitt der Deutschen. Dabei ernähre ich mich zu 100% vegetarisch, habe schon vor zwei Jahren auf Ökostrom umgestellt, fahre ein Elektroauto, kaufe kaum neue Klamotten usw. Aber irgendwie ist mein Fußabdruck immer noch viel zu groß!

Woran liegt es? Mobilität…

Durch meine Familiensituation fliege ich einfach zu oft. Im Jahr 2022 bin ich einmal von Paris nach New York hin und zurück geflogen und zweimal von Düsseldorf nach Lyon geflogen. Und ich bin auch viel zu viel Auto gefahren… ungefähr 25.000 Kilometer im Jahr 2022.

Zur Erklärung: Mael Corboz lebt als Amerikaner in Deutschland, seine Eltern jedoch weiterhin in den USA. Maels Schwestern Daphne und Rachel stehen als Profi-Fußballerinnen in Frankreich unter Vertrag – daher die aufgeführten Flugreisen.

Ehrgeizige Ziele des Profis

Statt es darauf beruhen zu lassen, setzte Mael Corboz sich nun jedoch ehrgeizige Ziele, um umweltschonender und nachhaltiger zu leben. Sein konkretes Ziel: den eigenen CO2-Fußabdruck um 20 % zu reduzieren! Wie das funktionieren kann? Der Sportler hat sich Folgendes überlegt und auf seinem LinkedIn-Profil veröffentlicht:

  • Ernährung: von vegetarisch auf 100 % vegan umstellen und verstärkt auf regionales und saisonales Obst und Gemüse achten; Einsparungen von 0,13 t CO2
  • Transport: jährliche Fahrleistung von ca. 25.000 km auf 15.000 km reduzieren (-40 %); Maßnahmenplan: Deutschland Ticket (49 €/Monat) 3-mal pro Woche für den Weg zum Training öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrgemeinschaften nutzen, weniger Fahrten nach Frankreich; Einsparungen von 0,67 t CO2
  • Flugreisen: Flugstunden innerhalb Europas von 8 auf 3 reduzieren; Einsparungen von 0,4 t CO2
  • Konsumverhalten: keine neuen Kleidungsstücke kaufen, Ausgaben pro Monat für Freizeit, Inneneinrichtung usw. reduzieren; Einsparungen von 0,42 t CO2

Durch diese Veränderungen würde es Corboz gelingen, immerhin 13,1 % seines CO2-Abdrucks zu reduzieren. Aus seiner Sicht noch zu wenig, weswegen er sich weiterführende Gedanken machte.

Es ist derzeit schwierig, konkrete Verhaltensänderungen in Bezug auf Heizungs-/Stromverbrauchszahlen zu nennen. Faktoren außerhalb meiner Kontrolle wie Wetter und Temperatur spielen eine große Rolle. Dennoch werde ich versuchen, kleine Veränderungen in meinem täglichen Verhalten vorzunehmen, um hier ebenfalls eine positive Veränderung zu sehen. Bis ich die offiziellen Daten am Ende des Jahres habe, gehe ich davon aus, dass diese Zahlen gleichbleiben. (…)

Zusätzlich überlege ich, die fehlenden 7 % durch Kompensation des gesamten Fußabdrucks auszugleichen, was mir vielleicht ermöglichen würde, angesichts dieses weniger als erwarteten Reduktionsplans mein Gesicht zu wahren. Mir ist bewusst, dass die Kompensation ihre Nachteile hat und missbraucht werden kann. Es ist jedoch besser als nichts, besonders wenn die Absichten aufrichtig sind.

Unterstützung auch für #GoalsForTomorrow

Doch damit nicht genug: Neben ElevenGreen unterstützt der 29-Jährige auch die Kampagne #GoalsForTomorrow. Dort hat sich Mael Corboz verpflichtet, für jedes Tor des SC Verl 20 Euro und für jeden eigenen Treffer 100 Euro zu spenden. Auch bei diesem Projekt steht das Thema Umweltschutz im Fokus.

In diesem Sinne wünschen wir uns für Samstag einen 7:6-Sieg der Löwen mit zwei Corboz-Hattricks für die Gäste…

Titelbild: SC Verl (Marina Brüning)

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Holger1860

Danke liebe Redaktion sechzger.de, mit dem Artikel auch mal über den eigenen Vereins-Tellerrand zu schauen und den so wichtigen Klimaschutz zu thematisieren!
Auf die Gefahr hin dass ich jetzt als Moralisierer oder sonst was hingestellt werde würde ich mir diese Reflexion auch immer mal wieder von uns Fans wünschen. Z.B. ob es wirklich sein muss, auf ein Auswärtsspiel innerhalb Deutschlands zu FLIEGEN (womit wir, ich weiß, wieder beim DFB wären und seiner oft bescheuerten Spieltags-Ansetzung. Zurecht. Und gleichzeitig: Hier haben alle Seiten Mit-Verantwortung.)

daOstl

Der kann anscheinend nicht nur gut Fußball spielen sondern hat auch ordentlich was in der Birne.
Und er nutzt sein Hirn sehr sinnvoll für etwas, was die Welt ein kleines bisschen verbessert. Nicht nur privat sondern auch als Selbständiger.
Hut ab vor solchen Typen!

Steffen Lobmeier

Klasse Typ

Kraiburger

Es ist ein ehrgeiziges Ziel für seine Fahrt ins Training zukünftig den Bus zu nehmen. Denn soweit mir bekannt fährt der in Verl nur alle 2 Stunden!