Wie jedes Jahr präsentieren wir Euch auch heuer wieder die Bilanzen der Mitglieder der sechzger.de-Redaktion zum zurückliegenden Kalenderjahr. Ganz individuell und manchmal durchaus subjektiv und persönlich. Den Anfang macht Christian Jung mit seinem Rückblick auf das Jahr 2023.

Was war dein Highlight des Jahres 2023 rund um den TSV 1860 München?

Auch heuer wieder: Gar nicht so einfach. Diesmal allerdings nicht etwa, weil sich so viele Highlights aufdrängen würden. Nein, leider überwogen in 2023 ja zumeist die Enttäuschungen. Ich entscheide mich aber für den 3:2-Sieg in Saarbrücken am 11. November. Ein ganz starker Auswärtssupport mit einer schönen Choreo von „Münchens Jugend“. Auf dem Feld phänomenale erste zwanzig Minuten, eine 2:0-Führung, … Und obwohl die Gastgeber nach dem Ausgleich selbst drauf und dran waren, die Partie für sich zu entscheiden, bescherte uns Niklas Lang sieben Minuten vor Schluss den Dreier. Das ist der Stoff aus dem Auswärtsträume sind! Dass der Siegtreffer bis heute das letzte Löwentor in einem Pflichtspiel darstellt, ist dann wieder der Kategorie Anti-Highlights zu zuordnen.

Gegen Mannheim fast wie gegen Neunkirchen

Welches Spiel ist dir am meisten in Erinnerung geblieben?

Das erste Heimspiel der laufenden Saison gegen Waldhof Mannheim. Wir kehrten mit ein paar Leuten nach sechs Jahren in Block L auf der Stehhalle in die Westkurve zurück und es regnete in Strömen. Also wollte Petrus uns mal ganz deutlich vor Augen führen, dass die Zeiten des Stadionkomforts mit einem Dach über dem Kopf der Vergangenheit angehören. Das fühlte sich ein bisschen an, wie z.B. 1991 beim Aufstieg gegen Neunkirchen. Um mal ganz oben ins Regal zu greifen. Immerhin konnten die Löwen auch diesmal gewinnen.

Nass – und im Gästeblock auch ein wenig neblig – war’s am 5. August beim ersten Heimspiel der neuen Saison

Welcher Spieler ist dein persönlicher „Spieler des Jahres“?

Ich nenne mal die beiden Sommer-Neuzugänge Morris Schröter und Manni Starke. Das hat natürlich damit zu tun, dass ich die Gelegenheit hatte, beide im Rahmen einer Fanclub-Weihnachtsfeier persönlich kennen zu lernen. Starke hat eine überaus interessante Biographie und ist ein total reflektierter Typ. Schröter ist ebenfalls sehr sympathisch und gerade heraus – und er hat meinen jüngsten Sohn und mich z.B. beim Heimspiel gegen Aue echt verzaubert, als er da auf der rechten Außenbahn direkt vor Block J der Westkurve diverse Gegenspieler vernaschte.

Wir sind zwar nicht die Sportschau, aber in Anlehnung daran: Nenne uns dein „Tor des Jahres“!

Mein Tor des Jahres hat Albion Vrenezi im Heimspiel gegen Dresden Ende Januar erzielt. Kurz hinter der Mittellinie kam er an den Ball, spurtete mit dem Leder am Fuß in Richtung Gästetor und schoss die Kugel von der Strafraumgrenze aus ganz knapp neben den linken Pfosten des Dynamo-Kastens. Sowas dürfte er ruhig öfter zeigen.

Ermüdende Streitereien

Ganz im Gegenteil dazu: Was hat dich besonders enttäuscht / wütend gemacht?

Diese Antwort dürfte bei vielen Löwenfans ähnlich ausfallen: Der ewige – inzwischen wieder öffentlich ausgetragene – Streit zwischen den beiden Gesellschaftern der KGaA. Selbst wenn man sich einer der beiden Seiten zuordnet, ermüdet und nervt dieser Konflikt als Ganzes einfach nur noch.

Mit dem Jahreswechsel wird es auch wieder Zeit für die guten Vorsätze, die dann hoffentlich auch umgesetzt werden. Was sollte sich beim TSV 1860 München im Jahr 2024 ändern?

Wir bzw. die Protagonisten auf dem Rasen sollten schleunigst und zwar direkt am 20. Januar gegen Duisburg beginnen, das Tor wieder zu treffen.
Den alljährlich hier vorgetragenen Wunsch nach respektvolle(re)m Umgang aller Löwen untereinander, egal welchem vereinspolitischen Lager man sich zuordnet, wiederhole ich hier auch gerne wie ein Mantra…

Abstiegskampf bis zum Schluss?

Zum Schluss deine Prognose für den Mai 2024: wo landen die Löwen in der 3.Liga?

Ich bin leider aktuell sehr skeptisch, was dieses Thema angeht. Ich fürchte, dass wir bis zum Saisonende im Abstiegskampf stecken werden und hoffe einfach, dass wir nach dem Abpfiff des letzten Spiels gegen Bielefeld am 18. Mai mindestens Platz 16 erreicht haben. Mehr ist heuer einfach nicht drin.

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WilkinsMicawber

Guter Beitrag, Christian, habe ich gerne gelesen!

Es war wirklich ein wildes Jahr. Wenn ich an den Anfang zurückdenke: Trainingslager – Neuzugangsforderungen Köllners – Mannheimniederlage – Verlaat als Schuldiger – das Schneespiel gegen Zwickau – nach Dresden die Beurlaubung. Fühlt sich nach einer Ewigkeit an, die seitdem vergangen ist.

Als erinnerungswürdige Tore würde ich aber zwei mal Manni Starke nennen:

Erstens, im Februar damals in Oldenburg. Ich hatte die Köllnerbeurlaubung begrüßt und nach einer tristen Phase wieder richtig Euphorie gespürt. Und dann schießt dieser Starke aus über 30 Metern ein verrücktes Tor und wir verspielen die 2:0-Führung. Und ab dann ging’s nur bergab.

Vermeintlich bis zu Starkes nächstem Tor. Weil als er bei seinem Debut im Sechzger auch so ein kurioses Tor raushaute, war ich nach einer wiederum tristen Sommerpause plötzlich auch wieder euphorisiert. Zwei Siege gab’s zum Auftakt und ab dann ging’s wieder nur bergab.

Ob das nun Manni Starke zum Spieler des Jahres für uns macht, lasse ich mal dahin gestellt. Aber das waren zwei krasse Tore.

Bei deinem pessimistischen Blick in die Rückrunde muss ich dir aber widersprechen. Es fällt mir schwer, meine Einschätzung rational zu begründen und mit Substanz zu untermauern: aber ich erwarte keine Abstiegskampf. Ich glaube wirklich, dass die Mannschaft insgesamt zu stark ist, um zu den vier schlechtesten der Liga zu gehören.
Sie ist mir nicht so sympathisch wie die Jahre zuvor. Die Identifikation ist überschaubar, die Freude ebenso. Aber ich glaube echt nicht, dass wir absteigen. Es wird keine tolle Rückrunde, kein Holladiho-Alles-ist-prima, aber wir werden mindestens neun Punkte aus den ersten fünf Spielen holen und eine weitere Saison in Liga 3 buchen.

Frohe Weihnachten wünscht

Wilkins