Etwa 1.000 Löwenfans begleiteten gestern am späten Nachmittag unseren TSV 1860 München zum Auswärtsspiel nach Münster. Ich ziehe meinen Hut vor jedem Einzelnen, der die Hin- und vor allem die Rückreise auf sich genommen hat trotz dieser andauernden Terminfrechheiten bei den Spieltagsansetzungen.

Spieltagsansetzungen mehr als fanunfreundlich

Das ganze Prozedere der genauen Spieltagsansetzungen ist mittlerweile nur noch als skandalös für aktive Fußballfans zu bezeichnen. Und zwar von der ersten bis zur dritten Liga. Mindestens. Ich weiß noch, als ich mir als Heranwachsender das kicker-Sonderheft gekauft habe. Da stand der gesamte Hinrundenspielplan mit minutengenauer Ansetzung bei der Veröffentlichung des Heftes (normalerweise Mitte bis Ende Juli) einfach schon komplett drin. Als Fan einer der Mannschaften aus den oberen beiden Ligen wusste man also Mitte Juli schon, dass einen im November ein Freitagsspiel beim HSV oder sonstwo erwartet und konnte mit der Planung beginnen. Als Löwenfan brachte einem das natürlich nichts, weil 1860 damals in der Bayernliga spielte. Aber in den ersten Jahren der Bundesligazugehörigkeit unseres Lieblingsklubs war das Prozedere immernoch so.

Immer kurzfristigere Ansetzungen seit Ende der 90er-Jahre

Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr genau, wann es los ging, dass die Termine für eine komplette Halbserie nicht mehr vorab festgelegt wurden. Ich würde aber behaupten, dass die Terminfrechheiten Ende der 90er los gingen. Es gab sogar nachvollziehbare Gründe. In den Europapokalen waren die Spieltage noch nicht fest vorvergeben so wie heute. Die Vereine mussten sich da – soweit ich mich erinnere – selbst einigen, was oft zu Hängepartien führte. Besonders mit den Clubs aus Südeuropa, wo damals noch der Sonntag der Hauptspieltag war und von daher der Dienstag als Spieltag für die Vereine aus Ländern wie Italien, Spanien und Portugal sehr ungelegen kam.

Langfristigere Spielansetzung ist möglich

Aber all das ist durch die festgelegten Spieltage in den UEFA-Wettbewerben hinfällig. Champions League ist Dienstag und Mittwoch, die zwei anderen Wettbewerbe (deren Namen ich mir einfach nicht merken kann) finden donnerstags statt. Mir ist bewusst, dass die teilnehmenden Vereine und die Auslosung erst während der laufenden Saison stattfinden, dennoch weiß man ja schon vorher, wer aus der Bundesliga teilnimmt und wann international gespielt wird. Da muss es doch möglich sein, einen Spielplan außenrum zu bauen und diesen vor Saisonbeginn zu veröffentlichen und den Fans diese Terminfrechheiten zu ersparen. Möglichwerweise kann es zur Verschiebung einzelner Partien kommen, aber das sollte eine minimale Anzahl von Spielen sein. Falls überhaupt.

DFL und DFB nehmen sich unglaubliche Terminfrechheiten heraus

Was mich als aktiven Fußballfan wirklich ärgert, sind die Terminfrechheiten, die sich DFL und DFB herausnehmen. Die Termine werden in mehreren “Losen” über eine Spielrunde verteilt festgelegt. In dieser Hinrunde sind das für die Fans der dritten Liga fünf “Lose.” Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. 20 Spieltage zwischen Juli und Dezember werden häppchenweise terminiert. Diese Saison waren das:

Diese häppchenweise Terminierung ist skandalös. Es ist 0,0 nachvollziehbar, wieso zu Beginn nur der erste Spieltag fix terminiert wird und dann sieben weitere Spieltage eine Woche später terminiert werden. Genauso ist mir vollkommen unklar, wieso nicht jetzt wenigstens alle Spieltage bis zur Winterpause festgelegt wurden. Das ist einfach nur eine Frechheit gegenüber den Fans.

Was bedeutet diese unterirdische exakte Termininerung für die Fans?

Als Fan hat man also maximal vier Wochen Zeit, um das nächste Auswärtsspiel nach genauer Terminierung zu planen. Im aktuellen Fall (unser Auswärtsspiel bei Viktoria Köln) sogar nur etwa 2,5 Wochen. Zum Glück sind Eintrittskarten für die meisten Spiele kein Problem und man steht mit organisierter Reise seltenst ohne Ticket vor dem Gästeblock. Aber genau dahin zu kommen ist mit dieser kurzen Vorlauffrist durchaus ein Problem, wenn man ein wenig auf die Scheine in seinem Portemonnaie achten muss und mit der Bahn anreisen will. Was in meinem Umfeld überwiegend das bevorzugte Verkehrsmittel ist.

Kostenfaktor Terminierungszeitpunkt

Was das in Heller und Pfennig bedeutet, wisst Ihr wahrscheinlich selber. Aber für die Terminierungskommissionen von DFB und DFL liste ich das gerne hier mal auf. Für unser Spiel bei Viktoria Köln habe ich am 12.09. auf gut Glück einen Sparpreis für 59,80 € gekauft. Dabei musste ich natürlich auf eine Ansetzung am Samstag um 14:00h setzen, was zum Glück geklappt hat. Am Tag der Terminierung hätte man den selben Sparpreis (genau meine Verbindung) nur noch für 119,80 € kaufen können:

Preise für die Hin-und Rückfahrt zum Auswärtsspiel bei Viktoria Köln am Tag der Terminierung

Das heißt: der Löwenfan, der die exakte Terminierung abgewartet hat, ist mit Faktor 2 oder glatten 60 € mehr am Start. Das summiert sich ganz schön über eine ganze Saison gesehen. Ich möchte nicht verschweigen, dass ich den stornierbaren Sparpreis gewählt habe. Ich hätte also bei einem anderen Termin als Samstag 14:00h mein Geld bis auf 10 € Stornokosten wieder in der Kasse gehabt. Aber die Terminfrechheit von DFB und DFL mit einem Zehner für nix bezahlen zu müssen, ist auch nicht das Gelbe vom Ei.

Spieltagszerstückelung macht es noch schwieriger

Hinzu kommt, dass die Wahrscheinlichkeit das 14-Uhr-Spiel am Samstag im Vorfeld zu erwischen, gesunken ist. Waren letzte Saison von 6 von 10 Spielen am Samstag um 14:00h, sind es diese Saison nur noch 5. Die Wahrscheinlichkeit, diesen Termin zu treffen liegt also nur noch bei 50%. Die neuen Ansetzungen in der dritten Liga sind darüber hinaus ziemlich suboptimal. Der Wegfall des ungeliebten Montagsspiels kann für die aktiven Fans nur als Pyrrhus-Sieg bezeichnet werden. Es ist ein wirklich ungünstiger Termin weggefallen, dafür sind mindestens zwei sehr ungünstige dazu gekommen. Nämlich Sonntag 16:30h und 19:30h. Die gestern mit dem Zug angereisten Fans sind realistischerweise heute morgen um 5:43h am Hauptbahnhof in München angekommen. Auch Samstag 16:30h kann je nach Entfernung sehr ungünstig sein, sodass man als Löwenfan noch eine Nacht am Ort des Auswärtsspiels (natürlich mit Übernachtungskosten) dranhängen muss. Beste Beispiele gestern in Münster, am 03.12. (Sonntag) um 19:30h in Dortmund und beide Spiele gegen Lübeck unter der Woche. Vielleicht können die Damen und Herren in der Terminierungskommision mal drüber nachdenken, ob diese ganzen Schikanen gegenüber den Fußballfans wirklich sein müssen.

 

 

 

 

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Kraiburger

Ein wenig ist das aber schon “Jammern auf hohem Niveau”, wenn Ansetzungen einer dritten Liga erst 6 Wochen vor Anpfiff exakt genannt werden. Nichts für ungut, aber ich denke schon dass es uns mit den Ansetzungen vergleichsweise gut geht. Der Erfahrungswert, dass es “früher viel besser war” bedeutet doch nicht, dass man den bequemen Service für immer in Anspruch nehmen darf. Und ein bisschen Herausforderung darf bei Auswärtsfahrten schon noch dabei sein.

Ich für meinen Teil versuche gerade die exakte Anstoßzeit der ersten Liga im Oman am kommenden Wochenende herauszufinden. Von der üblichen Zeitverschiebung mal abgesehen, liegen mir drei verschiedene Anstoßzeiten für ein und das selbe Spiel in zwei unterschiedlichen Stadien vor. Sofern Webseiten vorhanden, sind diese auf arabisch und daher nicht nutzbar.

Ich weiß, ich werde das Spiel sicher besuchen. Aber wenn einem alles auf dem Silbertablett präsentiert wird, “weils früher auch schon so war”, dann macht es doch auch keinen Spaß mehr, oder?

Achja, es geht um Al Wehda gegen Al Nasr nächsten Freitag, vemeintlich im SportsComplex Sur. Dass es Teams namens “Al Wehda” (Einheit) und “Al-Nasr” (Fan) in allen arabischen Ländern gibt, macht die Suche nicht einfacher!

Im Senegal werden Spielpaarungen übrigens erst 48 Stunden vor Anpfiff bekannt gegeben. Paarungen, nicht Anstoßzeiten. Du weißt also am Donnerstag noch nicht, ob und wohin du Samstag reisen darfst!

Stefan Kranzberg

Selbst auf dem Balkan wird oft erst während der Woche festgelegt, wann am Wochenende gespielt wird.

Kraiburger

Und dann nehm ich andererseits mein Handy in die Hand, öffne die bekannte Schwanzvergleichs-App und erfahre ohne irgendeine Anstrengung den Anstoß und Spielort des Neuntligaklassikers Hintertupfing gegen Ochsenhausen am übernächsten Rosenmontag. Planungssicherheit ist schon was nettes, aber es führt zu übermäßiger Bequemlichkeit und der Hoffnung, dass man sich nie wieder selbst um was kümmern muss!

Stefan Kranzberg

Ochsenhausen spielt übrigens am Samstag in Friedrichshafen – aber das nur am Rande…

Kraiburger

Wo ist der “Minus-Button”, wenn ich ihn mal brauche … ?

Stefan Kranzberg

ach.com

Last edited 11 Monate zuvor by Stefan Kranzberg
JR1860

Ich gebe dir sowas von recht, die Terminierung ist ein Vollchaos, es ist mir leider beruflich nicht möglich, zu jedem Spiel zu fahren, das ist dann aber mein Problem, aber wenn es geht, brauch ich eine Vorplanung und muss seit neuestem so ungefähr bis 4 wochen vor dem Spiel warten, wann jetzt und um welche Uhrzeit tatsächlich gespielt wird, für einen aus Leidenschaft gerne reisenden Fan ist das “a rechter Scheissdreck is” ( kurz Monaco Franze abgewandelt, möge man mir verzeihen); es is tatsächlich schade und der gestrichene Montag hat uns 2x unfreundlich Sonntag gebracht, das wird dann als fanfreundlich verkauft, Watt n Scheiss

P.S.:Is mit DFB auch manchmal schwer, ich fahr dir trotzdem hinterher

Robert von Giesing

Ich würde vorschlagen das LM mit einer Umfrage zur “Grundstimmung bei den Auswärtsfahrer*innen” zu beauftragen

Robert von Giesing

Wenn Woche für Woche wieder 1000 Fans zum Auswärtsspiel kommen dann wird sich da nichts ändern. Evtl sehen es auch 999 Fans nicht so dramatisch wie oben beschrieben und nehmen das in Kauf sonst würden wir ja nicht so viele Auswärtsfahrer haben

bla1860

Ich habe wegen der späten Ansatzung des Köln-Spiels letzte Woche eine Mail an den DFB geschrieben und tatsächlich Antwort erhalten.
Die schiebens zu mehr oder weniger 100% auf die DFL, da sie die Terminierungen von Liga 1 und 2 abwarten müssen und diese mittlerweile sehr spät kommen.
Natürlich macht man es sich damit mal wieder sehr einfach.

Siggi

Solange es Konsumenten gibt, die jeden Preis bezahlen und immer brav alles mitmachen, was die Plutokratie für erforderlich hält, wird sich niemals etwas ändern und es wird vermutlich gar noch schlimmer werden. Sollte Sechzig jemals wieder in der 1. Bundesliga spielen, werden sich das vermutlich einige gar nicht mehr leisten können.

Siggi
bla1860

In der aktuellen 11Freunde ist ein Artikel in dem dargestellt wird, dass die Zahlen der Zuschauer, Mitglieder und speziell auch der Auswärtsfahrer aktuell mehr oder weniger explodieren.

lustiger_hans

Es ist Organisatorisch überhaupt kein Problem, die Spiele zeitig festzulegen. Die Paarungen stehen ja auch zum Saisonbeginn fest. Und wenn man zu normalen Anstoßzeiten zurückkehren würde, wäre es noch einfacher, alle spielen am Samstag um 15:30 Uhr. Oder im Wechsel Samstag und Sonntag um 15:30 Uhr und fertig.. Aber bei der Liga WILL man nicht und lacht sich ins Fäustchen, dass die Fans den Scheiß mitmachen. Und bei den Vereinen WILL man auch nicht, denn sonst würde man da schlicht endlich mal Druck machen, dass die Spiele alle zum Saisonbeginn festgelegt werden. Aber der Fan soll halt zahlen und die Fresse halten…..

Lotte

Die Spielplaner berücksichtigen viele Interessen. Die der übertragenden Sender, die der Werbetreibenden, die der Polizei, die von Charles Montgomery Burns, aber sicher nicht die von Fans.