Die Fans des TSV 1860 München konnten gestern die beste Leistung der Löwen seit Langem bestaunen. Das stark dezimierte Team setzte Regensburg in der Schlussphase ordentlich unter Druck, konnte aber keinen Treffer erzielen. Durch ein glückliches Tor der Regensburger in der Nachspielzeit verlor 1860 und steht mal wieder mit leeren Händen da.

Zwei weitere kurzfristige Ausfälle

Als wären die Sperren von Kwadwo, Schröter und Lang nach dem Rot-Festival von Köln sowie die Verletzung von Zwarts nicht schon genug gewesen, ereilten die Löwenfans gestern vor dem Spiel zwei weitere Hiobsbotschaften. Zunächst galt es bei Bekanntgabe der Aufstellung vor dem Spiel zu verkraften, dass auch Julian Guttau verletzungsbedingt fehlen würde. Ausfall Nummer 5 . Von Ausfall Nummer 6 erfuhren die Löwenfans dann im Stadion: Niklas Tarnat hatte sich beim Aufwärmen verletzt und musste kurzfristig durch Michael Glück ersetzt werden. Wenn’s nicht läuft, dann läuft’s nicht. Ob dieser zwei weiteren Ausfälle, herrschte zwischen meinen Freunden und mir weitgehende Einigkeit, dass ein aufopferungsvoll ermauerter Punkt an diesem Nachmittag wohl das höchste der Gefühle sein würde. Immerhin kam der Jahn mit einer Siegesserie von sechs Spielen in Folge nach Giesing. Aber 1860 sollte uns positiv überraschen.

Dezimiertes Löwenteam zeigt tolle Leistung

1860 begann mit der zu erwartenden defensiv-orientierten Spielweise und stand hinten sehr sicher. Ein Unterschied zwischen dem Tabellenführer und dem Tabellendreizehnten ohne 6 war nicht zu erkennen. Besondere Freude machte uns Michael Glück, der neben Verlaat im Abwehrzentrum eine mehr als solide Leistung zeigte. Und das bei seinem ersten Drittliga-Einsatz von Beginn an und seiner Handverletzung aus der Saisonvorbereitung. Toll, dass wieder so ein starker Spieler aus dem NLZ zu den Profis aufrücken konnte. Gegen Ende ersten Hälfte übernahm Sechzig mehr und mehr die Initiative und kam sogar zu zwei Chancen. Zunächst schlenzte der nach vier Spielen Pause sehr engagiert spielende Kilian Ludewig den Ball auf’s Tor. Gebhardts Fingerspitzen konnten den Ball gerade noch so über die Latte lenken. Direkt an die Latte ging ein Fernschuss von Vrenezi in der 42. Minute. So konnten die Gäste froh sein, dass es mit 0:0 in die Kabinen ging. Sechzig zeigte eine couragierte Leistung, auch wenn nach vorne nicht viel ging. Was aber angesichts der Ausfälle auch nicht wirklich zu erwarten war.

Begeisternde Schlussphase

Die zweite Hälfte begann dann wieder mit angezogener Handbremse auf beiden Seiten. Sechzig hätte vom stark verbesserten Vrenezi angetrieben durchaus die ein oder andere Situation besser zu Ende spielen können. Leider fehlte beim letzten Pass fast immer die Feinabstimmung, aber das möchte ich den Löwen in dieser wahrscheinlich doch sehr einzigarten Aufstellung nicht vorwerfen. In der 65. Minute musste eine Schrecksenkunde überstanden werden, als Verlaat eine Ecke an den eigenen Pfosten abfälschte. Danach schaltete 1860 einen Gang rauf und hätte durchaus in Führung gehen können. Die Mannschaft riss das bis dahin eher unabgestimmt vor sich hin singende Publikum endlich mit und der Support der Löwenfans nahm endlich ordentliche Lautstärke an. Sechzig bemühte sich redlich, aber eine Mischung aus ungenügenden finalen Pässen, gutem Regensburger Defensivspiel und Torwart Gebhardt verhinderte den durchaus verdienten Führungstreffer des TSV 1860. Die beste Chance hatte Lakenmacher, der den Ball auf’s freie lange Ecke schlenzte. Ich hatte die Hände schon zum Jubel nach oben gerissen und zum Freudensprung angesetzt, als Breunig aus dem Nichts kommend den Ball noch zur Ecke grätschte. Oh Mann!

Am Ende steht 1860 wieder mit leeren Händen da

Der Sieg wäre sicher nicht unverdient gewesen, ein Punkt als Belohnung für die starke Leistung wäre das Mindeste gewesen gestern. Aber am Ende stand 1860 erneut mit leeren Händen da. Sehr, sehr schade! Aber am Ende konnte Kurt nicht gut gegen Eisenhuth verteidigen, der unter unter gütiger Mithilfe des Innenpfostens in der 92. Minute den Siegtreffer für Regensburg besorgte. Ganz bitter! Aber so ist es halt leider, bei den Einen läuft’s und sie fahren einen glücklichen Auswärtssieg ein. Bei den Anderen läuft’s nicht und sie stehen nach aufopferungsvoller Leistung mit leeren Händen da. Enttäuscht – vom Ergebnis – zogen die Löwenfans nach Abpfiff schnell von dannen. Die Verbliebenen klatschtem dem Team verdienten Applaus für die starke Leistung, die gestern leider unbelohnt blieb. Die Mannschaft hatte gestern mehr Applaus verdient, finde ich. Sie verharrte nach der Abschiedsrunde auch länger vor der Westkurve als bei so manchem Heimsieg in dieser Saison.

Wie verarbeitet die Mannschaft den Rückschlag mental?

Ich bin sehr gespannt, wie es nun weiter geht. Das Team muss die zweite sehr unglückliche Niederlage nach einem Gegentreffer in der Nachspielzeit verarbeiten. Das drückt sicher auf die Stimmung. Andererseits sollte die gute Leistung gegen den nun sieben Mal in Folge siegreichen Tabellenführer Auftrieb geben. Das hoffe ich zumindest. Außerdem werden die Gesperrten und Verletzten in den Kader und teilweise sicher in die Startelf zurückkehren. Dafür müssen Spieler von gestern wieder weichen. Ich hoffe, dass Jacobacci diese Gesamtsituation gut moderieren kann. Denn mit Saarbrücken und Unterhaching stehen zwei schwere Spiele in der Liga an. Falls diese auch verloren gehen, dürfte es langsam nach hinten eng werden. Denn die Teams unter 1860 in der Tabelle werden auch wieder Punkte einfahren. Aber malen wir mal den Teufel nicht an die Wand und hoffen, dass 1860 auf der gestrigen Leistung aufbauen kann und in den nächsten Spielen nicht wieder mit leeren Händen da steht.

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ToughPete

Ich find’, dass hast du super analysiert. Ich mag und verfolge die Löwen schon seit 45 Jahren, bin aufgrund Umzug aber auch am Samstag wieder im roten Block gestanden und hab mit dem Jahn gefiebert und gefeiert.
60 hat anfangs super dagegen gehalten und auch spielerisch immer besser reingefunden. Wie du schreibst, wäre mindestens ein Punkt verdient gewesen.
Wie’s bei euch weitergeht ist schwer zu sagen. Zu oft gings die letzten 12 Jahre auf und ab. Mit der gestrigen Leistung, den finanziellen Vorrausetzungen und erst recht mit eurer Tradition und den geilen Fans muss einfach mehr drin sein!
Bis zum Rückspiel viel Erfolg
Peter

Vorstopper

Die Analyse kann ich nicht so wirklich nachvollziehen. Natürlich war das, unter Berücksichtigung der Umstände ganz gut, bezweifle aber, dass es mit anderer Besetzung besser gelaufen wäre. Ich habe in den 90 Minuten nicht eine 100% Chance gesehen, die Schüsse von Ludewig und Vrenezi waren gefährlich, aber mehr auch nicht. Der Schiri war nachdem ich es mir im TV abgesehen habe, diesmal sicher nicht Schuld. Wenn ich sehe, wie Teams mit wesentlich geringem Etat performen, sehe ich den nächsten Spielen nicht unbedingt optimistisch entgegen, zumal ja auch bei den unseligen Querelen auch kein Ende in Sicht ist.

1860forever

Michael Glück hat mir auch sehr gut gefallen, auch Ludewig auf dem Flügel – werden ihn nach Guttaus Muskelverletzung jetzt sicher häufiger sehen. Vrenezi hatte guten Tag gestern, ist leider in Saarbrücken gesperrt. Gut dafür ist Schtöter auf RA wieder verfügbar. Und Lakenmacher hat seine Sache auch sehr ordentlich gemacht. Kaan nicht nur bei seinem verheerenden Patzer sondern auch davor schon einige Male überfordert. Evtl. Lang für ihn als RV bringen und Glück in der IV lassen. Rieder solide, ist gesetzt. Gerne mal mit Kloss als Doppel 6 bringen. Zejnullahu kann noch zulegen, Starke auch. Verlaat und Greilinger gewohnt zuverlässig. Der Rest, der von der Bank kam, kann dort auch bleiben.

KaiKiste1860

Unterschreibe ich so… Es ist auch nicht leicht für eine Mannschaft, wenn Du kurz vor Spielbeginn erfahren musst, dass ein Guttau und ein Tarnat kurzfristig ausfallen. Einige Medien hatte Rieder als IV gesehen, mit “doppelten” Glück ist das nicht passiert, für mich ist der Glück in der IV gesetzt, aber mal schaun, wenn der Kwadwo gegen Haching zurück kommt. Einen Vrenezi erwarte ich mir als Nummer 10 so wie gestern. Wenn er sich mal eher vom Ball trennt, seine Spielintelligenz bei anderen Mitspielern ankommt, ist er der Unterschiedsspieler. Ein Zejnullahu war ab der 70. einwenig platt, spätestens hier hätte gewechselt werden müssen. Ein Ludewig fand ich richtig gut, fast immer anspielbar. Und ein Lakenmacher war immer in Bewegung, seine kleineren technischen Defizite bei der Ballannahme / -mitnahme bremsen ihn halt aus.

Magic

Der Löwenblues ist heute so heftig wie schon lang nicht mehr. Uns klebt das Pech am Fuß auch wie schon lang nicht mehr, zuletzt nach meinem Gefühl 2017 … und davor 2004. Aber zum Abstieg sind wir doch zu stark! Vor einem Trainerwechsel würde ich warnen, hat damals auch nichts gebracht.

moosham_michA

eine sehr gute analyse. an positivem nehme ich mit:
verbesserter lakenmacher als zielspieler!
aufwärtstrend bei vrenezi,
starkes debüt von glück,
wiederholt souveräner richter im tor,
mit 1 oder 2 ausfällen weniger hätten wir verdient gewonnen.