Nein, wir erinnern hier keineswegs nur an heroische Heldentaten und glückliche Momente in der bewegten Geschichte der Fußballer unseres TSV 1860. Ein bisschen Blues gehört bei den Löwen mit dazu und die Anhänger von Münchens großer Liebe sind Kummer gewohnt. Kummer, wie man ihn genau heute vor einem Jahr bei einem Ausflug ans Oberwiesenfeld erleben durfte. Die Drittligapartie zwischen Türkgücü und dem TSV 1860 stand auf dem Programm. Es soll Menschen im Umfeld von 1860 geben, denen der Aufenthalt im ehrwürdigen, aber für Fußballspiele halt leider völlig ungeeignete Olympiastadion “Augenorgasmen” bereitet – in der Redaktion von sechzger.de geht es keinem so.

Nostalgie und Neugier

So war der Weg in Richtung Olympiapark an jenem windigen Mittwoch Abend Mitte Februar bei den etwas älteren Semestern von Nostalgie geprägt, von Erinnerungen an zwei Derbysiege und Europacupnächte gegen Rapid Wien und Leeds United. Bei den jüngeren überwog wohl die Neugier, wie sich ein Fußballspiel in dieser riesigen Schüssel anfühlen würde.

Nachholspiel vom 22. Spieltag

Bei der Partie, die später – zur Freude der Löwen – bekanntermaßen aus der Wertung der Drittligasaison genommen wurde, handelte es sich um ein Nachholspiel des 22. Spieltags, der eigentlich Ende Januar ausgetragen worden war. Damals hatte nicht der Wintereinbruch, sondern ein Corona-Ausbruch bei 1860 die Austragung der Partie verhindert. 8.000 Unentwegte, davon sicher mehr als 95% dem TSV 1860 die Daumen drückend fanden sich abends um 18.60 Uhr im Oly ein und erwarteten nichts anderes, als einen Sieg der Löwen. Diese hatten sich – nach der Unruhe um den Mölders-Abschied im Dezember – sportlich stabilisiert, sieben Ligaspiele in Serie nicht mehr verloren und der Traum vom Aufstieg in die 2. Liga lebte. Ganz anders die Gastgeber: Nach dem Insolvenzantrag am letzten Januartag pfiffen die Spatzen schon von den Dächern, dass die Neuperlacher den Spielbtrieb nicht bis zum Ende der Spielzeit würden durchziehen können. Die Annulierung aller Partien aus dem Spielplan – und entsprechend aus der Tabelle – stand im Raum. Der letzte Sieg für Türkgücü in der 3. Liga lag zu diesem Zeitpunkt bereits vier Monate zurück. Dass es auf dem Rasen im Olympiastadion anders kam, als erwartet, dürfte den meisten Lesern noch nachhaltig in Erinnerung sein. Mit einer enttäuschenden Leistung, über die hier nicht zu viele Worte verloren werden sollen, ermöglichten die Löwen dem Gegner ein Highlight in einer für Türkgücü extrem schwierigen Zeit. In der Schlussviertelstunde eines lahmen Spiels sorgten Eric Hottmann und Sercan Sararer (per Foulelfmeter) sowie Richy Neudecker für das überaschende 2:1 für Türkgücü.

Nach dem Aus für Türkgücü – die Annulierung

Dass Ärger und Enttäuschung über die Leistung bei den Fans später der Erleichterung wichen, dass 1860 – nach dem Aus für Türkgücü – nur ein Pünktchen (aus dem 1:1-Hinspiel im August) abgezogen wurde, den meisten Konkurrenten an der Tabellenspitze dagegen sechs Zähler (aus zwei Siegen über den insolventen Kontrahenten), half an jenem Abend heute vor einem Jahr allerdings nicht. Viel mehr stand einmal mehr fest: Mit dem Olympiastadion werden die Löwenfans nicht wirklich warm!

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SteglitzerLoewe

Im Prinzip hat man die Probleme der Mannschaft damals schon gesehen. Diese seltsame Blutleere.

Vorstopper

Schrecklich war es, das Spiel aber auch das Dejavu Erlebnis in dieser leeren, kalten und zugigen Ruine.