Erst zwei Jahre her – und dennoch durchaus ein Grund an dieser Stelle daran zu erinnern. Das DFB-Pokalspiel der ersten Runde gegen die Profis von Borussia Dortmund, das – trotz der eindeutigen Niederlage – vielen Löwenfans in positiver Erinnerung geblieben ist.
Wiedersehen mit den BVB-Profis nach neun Jahren
Seit dem Doppelabstieg 2017 bzw. dem Aufstieg der “kleinen Borussen” aus Dortmund in die 3. Liga im Jahr 2021 war eher der Nachwuchs des BVB auf dem Spielplan des TSV 1860 zu finden, als die Profis. Dies sollte sich am 29. Juli 2022 ändern. Die Auslosung der 1. Hauptrunde im DFB-Pokal hatte den Löwen dieses Traumlos beschert. Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Vereine im Pokal lag zu diesem Zeitpunkt zwar auch nur neun Jahre zurück. Allerdings hatte man in der 2. Runde 2013 den amtierenden Championsleague-Finalisten noch draußen vor den Toren der Stadt in Fröttmaning begrüßt. Damals musste man sich als Zweitligist erst in der Verlängerung geschlagen geben. Nun also das gleiche Duell auf Giesing Höhen. Genau dort hatte es im Sommer 2016 dieses Duell im Rahmen eines sogenannten Giesinger Heimatabends auch schon gegeben. Diesmal also ein Pflichtspiel.
Fanmarsch & T-Shirts
Dem Anlass entsprechend mobilsierte die aktive Fanszene nach langer Zeit wieder einmal für einen Fanmarsch. Ein würdiger Auftakt zur saisonalen Heimspiel-Premiere. Acht Tage zuvor hatte bereits die Drittligasaison begonnen und die Löwen in einem spektakulären Spiel in Dresden mit 4:3 gewonnen. Die für diesen besonderen Tag aufgelegten T-Shirts fanden am Treffpunkt am Hans-Mielich-Platz reissenden Absatz, waren in kürzester Zeit ausverkauft und das ganze Viertel fieberte dem abendlichen Anpfiff entgegen.
Choreo und Pyro und dann nur noch Dortmund
Zum Auftakt im Stadion präsentierte die Westkurve ein sehenswertes Pyro-Intro inklusive sehr hübscher grün-goldener Choreo. Ein von hinten beleuchtetes Spruchband gab das Motto für die neue Saison vor: “AUF IN GOLDENE ZEITEN”. Betrachtet man, wo die Löwen im Frühjahr 2023 letztlich landeten, waren die Zeiten aber nicht wirklich golden.
Und leider war es mit der Herrlichkeit auf dem grünen Rasen auch schon kurz nach dem Anpfiff schnell wieder vorbei. Die Löwen versuchten zwar den Bundesligisten in seinen von Beginn an vorgetragenen Angriffsversuchen früh zu stören, allerdings zeigte sich direkt der im Prinzip auf allen elf Positionen gegebene Klassenunterschied. Schon nach acht Minuten durfte BVB-Coach Edin Terzic in seinem ersten Pflichtspiel als Trainer seit dem DFB-Pokalsieg im Jahr 2021 erstmals jubeln: Donyel Malen brachte die Gäste mit einem Rechtsschuss in Führung. Nur gut zehn Minuten später verletzte sich Marcel Bär am Fuß und musste im Tausch gegen Albion Vrenezi das Spielfeld verlassen. Eine für Cellos Saisonverlauf folgenschwere Verletzung – was an diesem Abend noch keiner ahnte. Nach einer halben Stunde erhöhte Jude Bellingham nach Vorarbeit von Marco Reus zum 2:0. Zehn Minuten vor der Pause machten die Borussen den Sack endgültig zu und trafen durch Karim Adeyemi zum 3:0.
Viele Chancen aber keine Tore mehr in der 2. Hälfte
Auch im zweiten Abschnitt war Borussia Dortmund klar überlegen und erspielte sich mit großer Leichtigkeit und viel Spielwitz zahlreiche Chancen, die der beste Löwe auf dem Platz, Marco Hiller allerdings parieren konnte. Kurz vor der – trotz des etwas ernüchternden Geschehens auf dem Platz – sehr stimmungsvoll begangenen 60. Minute hatte Sechzig eine große Chance auf den Ehrentreffer. Yannick Deichmann setzte eine Direktabnahme allerdings neben das Tor von Gregor Kobel im Kasten der Borussia. Das war’s. Nachdem man nur gut neun Monate zuvor den großen Rivalen der Schwarz-Gelben, den FC Schalke 04 in einer jener legendären Giesinger Nächte aus dem Wettbewerb bugsiert hatte, hatten viele 1860-Anhänger auf eine neuerliche Sensation gehofft. Aber der Vizemeister der Vorsaison war eine – und zwar eine deutliche – Nummer zu groß. Der diagnostizierte Klassenunterschied wurde auch in den Giesinger Gedanken tags darauf thematisiert.
So bleibt von diesem Abend vor allem die Erinnerung an große Vorfreude auf ein Fußballfest und ein – wieder mal – extrem stimmungsvolles Sechzgerstadion.
Positive Erinnerung. Häähhh?? Wie kommt ihr darauf? Das Spiel war eine Riesenenttäuschung. Volles Stadion gegen eine Topmannschaft und dann ein derart blutleerer Auftritt. Völlig unterlegen und chancenlos. Angsthasenfussball.
Habe mich maßlos geärgert. Wenn ich daran denke, wie andere unterklassige Mannschaften gegen Bundesliga-Teams aufgetreten sind. Elversberg z.B. Dazu noch die Verletzung von Bähr.
Schöne Choreographie. Na und… deswegen geh ich doch nicht zum Fußball.
Mit Verlaub: Dann hängst Du vielleicht dem falschen Verein an, wenn Du nur mit sportlich erfolgreichen Fußballabenden positive Erinnerungen verknüpfen kannst. Wir waren in diesem Spiel einfach auf jeder Position zu jedem Zeitpunkt völlig unterlegen. “Blutleer” habe ich da nix gesehen. Passt übrigens auch nicht in die Zeit im Sommer 2022, als uns in der 3. Liga der Rekordstart gelang. Blutleer wurde es dann erst ab Herbst.
Naja, wir hatten keine Torchance in diesem Spiel. Der User davor hat Elversberg genannt, die gegen Leverkusen 4 Tore schossen und gewannen. Natürlich ist jedes Spiel anders und schwer zu vergleichen. Der Auftritt war aber absolut dünn an diesem Abend.
Da hat jeder wohl eine andere Erwartungshaltung😉.
Die positive Erinnerung wird speziell im letzten Satz zusammengefasst:
“So bleibt von diesem Abend vor allem die Erinnerung an große Vorfreude auf ein Fußballfest und ein – wieder mal – extrem stimmungsvolles Sechzgerstadion.”
Aber es darf nicht nur jeder seine eigene Erwartungshaltung, sondern auch seine ganz persönliche Erinnerung haben. Und wir freuen uns auch über Gastbeiträge, die dann vielleicht alles Schlechte dieses Abends heute vor zwei Jahren bearbeiten.
Ist halt die Frage, ob das wer lesen will… 😉
Ich erinnere mich stimmungstechnisch an einen extrem miserablen Auftritt von 1860.
Damit meine ich jedoch nicht die Westkurve, sondern die Sitzplätze. Das war der Beginn der lahmen Zeit in der Stehhalle. Für mich war es absolut unverständlich, dass es an diesem Abend wirklich überhaupt niemand in der Stehhalle geschafft hat den Arsch hoch zu kriegen um die Mannschaft zu unterstützen. Das war ein Abend, in dem auch die Mannschaft mal die Unterstützung aller Seiten gebraucht hätte, aber von der GG kam einfach gar nichts. Überhaupt nichts.
Viele Leute, wie zB blaubaer weiter oben, sind wohl mit der Erwartungshaltung ins Spiel gegangen, wir könnten Dortmund herspielen und man müsse selbst als Fan nichts dafür tun. Dementsprechend lethargisch war der Block dann, weil die Mannschaft sie nicht sofort in diesem Maße überzeugt hat, wie es sich manche Fans vorgestellt hatten. Das Resultat war nicht nur ein blutleerer Auftritt der Mannschaft, sondern vor allem auch der Fans.
Die Gegengerade hat sich davon bislang nicht mehr erholt und ist ja mittlerweile nur noch ein Schatten seiner selbst.
So unterschiedlich können Erinnerungen sein – auch wenn sie erst zwei Jahre zurückliegen. Ich habe gegen Dortmund die Stehhalle (noch) als sehr stimmungsvoll erlebt. Eigentlich ging es für mich erst ab Spätherbst dort stimmungsmäßig so bergab (wie halt sportlich auch zu jener Zeit).
Angesichts der Tatsache, dass schon in den ersten Minuten klar war, dass an diesem Abend kein Hauch von Sensation in der Luft liegt, fand ich den Support – auch auf der Stehhalle – sehr gut!
Klar, subjektive Wahrnehmungen sind unterschiedlich. Alles war ja nicht miserabel an diesem Tag. Man kann gegen Dortmund auch 0:6 daheim verlieren an einem miesen Tag. Das ist schon ganz anderen passiert, auch Real hätte im CL Finale 0:2 zur HZ gegen Dortmund hinten liegen können. Nur dass dann keine Torchance rausspringt und man komplett wie das Kaninchen vor der Schlange agiert ärgert mich dann doch etwas.
Fandest du die Stimmung so gut? Empfand die Stimmung schon mal als viel besser bei 60 als die letzten 2 Saisons. Ist aber nur meine Meinung. Lasse dir deine natürlich 👍.
Also Sorry, aber damit ein Drittligist einen Bundesligisten aus dem Pokal wirft muss der Underdog einen Sahnetag haben und von seinen 2 Chancen 3 machen und der Favorit eben jenen Underdog komplett unterschätzen und keine Lust auf fighten haben. Diesen gefallen hat uns Dortmund in diesem Spiel in keiner einzigen Minute gegeben und uns von Anfang gezeigt wer Favorit ist. Da war nichts zu holen. Ich kann mich erinnern das wir mal z. B. Frankfurt tatsächlich soweit hatten zu schlagen das war ne knappe Kiste. Und wenn ich dann Elversberg gegen Leverkusen lese, dann schaut euch das Spiel nochmal an und vergleicht es mit 60 gegen Dortmund, himmelweiter Unterschied.
Absolut Recht hast! Aber das verstehen die “wir MÜSSEN noch auf dem Transfermarkt nachlegen” und die “wir GEHÖREN in die erste Liga” und die “man muss einem CL Teilnehmer Paroli mehr bieten” “Fans” nicht, die sich aus Versehen in die Grünwalder Straße verlaufen haben, wo sie doch eigentlich in die Säbener wollten.
Exakt. Der Vergleich Eleversberg vs. Leverkusen mit Sechzig vs. Dortmund hinkt ja gewaltig…Die Dortmunder haben wahrscheinlich mitbekommen, wie alt kein Jahr zuvor ihre Freunde aus Gelsenkirchen in Giesing ausgesehen haben. Und dass man vor einem stimmungsvollen ausverkauften Sechzgerstadion anders in ein Spiel geht, als an der Kaiserlinde liegt wohl auch auf der Hand.