Die Türkei visiert Michael Köllner nicht nur aus privaten Gründen als Urlaubsziel an, immer wieder war er dort auch für ein Trainingslager mit seiner Mannschaft zu Gast. Bis zur Winterpause sind noch fünf wichtige Spiele zu absolvieren, es geht unter anderem gegen den Dritten Waldhof Mannheim sowie den Tabellenführer aus Magdeburg. Doch angesichts der aktuellen Lage wirft die mögliche Reise in die Türkei bereits jetzt ihre Schatten voraus.

Ein Team aus Liga 3 ist im Pokal noch vertreten

Die Zahlen in Deutschland schießen ungebremst in die Höhe, immer mehr Länder werden zu Hochrisikogebieten erklärt. Für geimpfte Personen scheint trotz allem keine Quarantänepflicht sowohl bei der Hin- als auch Rückreise innerhalb der EU zu bestehen. Da Trainingseinheiten Anfang Januar in München meist aufgrund der Wetterlage nur unter erschwerten Bedingungen möglich sind, verfolgt der TSV 1860 München weiterhin die Ziele, ein paar Tage in der Türkei zu verweilen.

Das letzte Spiel vor der Winterpause in der 3.Liga bestreiten ausgerechnet die Löwen auswärts bei den Würzburger Kickers. Daher “fehlen uns zwei Tage” bedauerte Michael Köllner in der LÖWENRUNDE vor dem Gastspiel beim TSV Havelse. Obendrein ist der TSV 1860 die einzige Mannschaft der 3.Liga, die im DFB-Pokal überwintert. Das bedeutet zum Auftakt gleich eine Englische Woche für die Löwen. Umrandet von den Ligaspielen gegen Wehen Wiesbaden (H) und dem Duell mit Türkgücü (A) steht am Dienstag, den 18.Januar 2022 das Viertelfinale gegen den Zweitligisten Karlsruher SC auf der Agenda. Grund genug für Köllner, dass die Löwen am Trainingslager in der Türkei festhalten.

Trainingslager des TSV 1860 in der Türkei – Köllner verteidigt Pläne

Rückblickend auf das letzte Wintertrainingslager im spanischen La Manga erhofft sich der Trainer einen ähnlichen Schub. Nach der Winterpause in der Saison 2019/20 blieben die Löwen neun Spiele ungeschlagen. Betrachtet man zudem noch die Duelle aus dem Winter 2019, konnte der TSV 1860 gar eine beeindruckende Serie von 16 Spielen ohne Niederlage aufstellen. Ähnliches erhoffen sich die Verantwortlichen auch für den Januar 2022. Neben Erfolgen in der 3.Liga wäre dies vor allem mit dem Einzug in das Viertelfinale des DFB-Pokals verbunden. Sportlich wie auch finanziell wäre dies ein großer Erfolg für den TSV 1860.

Ein Politikum wollte Köllner aus der Frage, ob das Trainingslager in einem Hochrisikogebiet sein müsse, allerdings nicht machen. Der TSV 1860 hält sich an die Vorgaben und sollten diese Anfang Januar einen Besuch in der Türkei erlauben, sind die Löwen auch gewillt diese Möglichkeit zu nutzen. Selbstverständlich würde man bei einem Verbot ebenso akzeptieren, dass man sich nach einer Alternative umsehen müsste. So sieht das auch Michael Köllner:

Wir werden keine wilden Dinge veranstalten, das kann ich jedem versprechen. […] Wenn wir da hinfahren, muss das absolut safe sein.

Zur Not packen alle mit an

Dass Übungseinheiten im verschneiten München trotzdem möglich sind, zeigte der letzte Winter eindrucksvoll. Vom Präsidenten über den Balljungen bis hin zur Vereinsmanagerin packte jeder beim Schneeschaufeln mit an und sorgte so für einen freien Trainingsplatz. Zusammenhalt ist beim TSV 1860 München nicht nur irgendein Wort oder ein schöner Hashtag, sondern wird von den Löwen gelebt.

Bevor es aber überhaupt in die Winterpause geht, stehen noch “ein paar ganz, ganz wichtige Spiele” an. Mit Waldhof Mannheim und dem 1.FC Magdeburg trifft der TSV 1860 in der kommenden Woche gleich auf zwei Teams aus dem Spitzentrio der 3.Liga. Wertet man den Sieg gegen Duisburg als Startschuss, könnten die Löwen sogar noch eine vergleichbare Serie wie 2019 auf die Beine stellen. Bis zum Trainingslager in der Türkei hätte Michael Köllner mit seinem Team dann sechs Spiele in Folge ohne Niederlage absolviert. Optimale Voraussetzungen also für den geplanten Besuch in der Türkei und den anschließenden Schub, den die Löwen im Januar sicher gut gebrauchen können.

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Reinhard Erler

Ich habe mich zu den Themenkomplexen Türkei und Impfen bereits mehrmals im Forum geäußert. Der obige Artikel fordert aber nochmals die klare Äußerung meines gegenteiligen Standpunktes heraus.

Das Faible des Trainers für diesen von einem Autokraten terrorisierten Staat mag mit seinem moralischen Wertekompass kompatibel sein.
Wenn man sich aber mal die aktuelle Seite des Auswärtigen Amtes mit den Hinweisen zu Türkeireisen hinsichtlich der dort herrschenden politischen Verhältnisse und der Einstufung als gesundheitliches Risikogebiet anschaut, dann fehlt mir jegliches Verständnis dafür, wie der Verein die Durchführung eines Trainingslagers dort überhaupt ins Auge fassen kann. In diesem Zusammenhang verweise ich noch auf die Pläne des europäischen Parlamentes und der EU-Kommission, gegen die Türkei wegen Verletzung von Menschenrechten (Verhaftung von Journalisten und Touristen aus fadenscheinigen Gründen) politische Maßnahmen zu ergreifen.
Ich entgegne Herrn Köllner folgendermaßen: Bitte veranstalten Sie keine wilden Dinge und blasen Sie die Reisepläne in die Türkei ab. Trainieren Sie mit der Mannschaft in La Manga oder sonst wo im EU-Mitgliedsstaat Spanien. Führen Sie sich doch einmal die Reisehinweise des AA zu Spanien zu Gemüte. Außerdem ist es auch dort schneefrei.
Was muss denn in der Türkei noch alles eintreten, um Sie und den Verein vor diesem unsäglichen Vorhaben abzubringen?

Und noch eine Replik zu Jan Schraders Äußerung bezüglich der im Rahmen der Löwenrunde vor dem Spiel gegen Havelse an den Trainer gestellten Frage zur Impfpflicht:
Aus meiner Sicht gehört diese Frage selbstverständlich gestellt und ich hätte vom Trainer da auch einen klaren Standpunkt und kein Rumgeschwurbel erwartet. Die Situation im Land, insbesondere in Bayern, fordert doch geradezu heraus, dezidiert Stellung zu beziehen. Fußball als absolute Sportart Nummer eins in Deutschland und Europa lebt in keiner Blase, in der das sonstige gesellschaftliche Leben ausgeblendet wird. Er hat daher eine außerordentliche Vorbildfunktion, ja sogar eine diesbezügliche Verantwortung der Gesellschaft gegenüber und könnte durch klug durchdachte Aktionen noch einige Unentschlossene oder Zweifler umstimmen. Deshalb hätte ich von dem Journalisten, der die Frage gestellt hat, sogar noch ein Nachbohren, auch auch unter Einbeziehen des sportlichen Leiters, Herrn Gorenzel, erwartet.

Fazit eines wiederholten Inhabers einer Löwenherz-Dauerkarte:
Lieber TSV 1860, liebe KGaA, verlasst den Elfenbeinturm, es bleibt noch etwas Zeit zum Ändern des Trainingslagers.
Lieber Michael Köllner, bitte beschränken Sie sich nicht auf Ihre Funktion als Trainer mit unbestritten ausgewiesenem Fußballsachverstand. Besinnen Sie sich auf Ihren Einfluss auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Fans, das wäre mein Weihnachtswunsch von blauem Herz an Sie.

Reinhard Erler

Grüß dich Jan, die Mühe, mich in den Foren anderer Vereine herumzutreiben, tue ich mir nicht an. 1860 glangt mir. Aber, auch wenn die Anderen niederschwelliger sein sollten (ich schließe das mal aus deinem Hinweis), so könnte das doch bei den Löwen kein Hindernis dafür sein, die Runde auf ein höheres Niveau anzuheben.
Meiner Wahrnehmung und Erinnerung nach, verliert sich MK doch auch bei seinen weitschweifenden Stellungnahmen oft in Bereiche, die mit dem Sport im engeren Sinn nichts zu tun haben. Warum sollten das Journalisten, gerade wenn es um so ein existentielles Problem geht, das direkte Auswirkungen auf den Fußball und auf die Fußballer selbst zur Folge hat, in diesem Rahmen nicht zu vertiefen.

Reinhard Erler

Oho, dass ich mich da so getäuscht habe.
Die Münchner Presse gilt doch allgemein als außerordentlich kritisch und wird von Sportfunktionären nicht immer geliebt.
Nun ja, der Merkur und die tz betrachte ich mehr oder weniger als Hofberichterstatter des Vereins. Aber von Herrn Leischwitz (SZ) würde ich mir da schon ein Nachhaken erwarten. Was vergibt er sich denn? Etwa einen Ausschluss von künftigen Pressekonferenzen? Dass ich nicht lache!
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass sich die Pressse die ständigen Pöbeleien von Lorant nicht mehr gefallen lassen hat, was neben der sportlichen Talfahrt auch gewissermaßen zu seiner Entlassung beigetragen hat.
Noch so ein Fall war Rehhagel, der der Auffassung war er könnte mit seiner burschikosen Art im beschaulichen Bremen in München beim FCB gegenüber 5 Presseorganen genauso verfahren.
Da hat er sich trotz der Erfolge aber sauber geschnitten.