Eigentlich ist es um genau diesen Teilaspekt der Stadionthematik beim TSV 1860 in den letzten Jahren sehr ruhig geworden: Die Belastung der Anwohner durch die Fußballspiele im Sechzgerstadion. Wie aus dem Nichts erschien am heutigen Dienstag nun ein Artikel in der tz, der das Thema behandelt und es sogar – leider ein wenig reißerisch – auf die Titelseite des Boulevardblatts befördert. Die Schlagzeilen “Anwohner-Proteste. Lärm und Chaos am Grünwalder Stadion. Die Löwen brüllen zu laut” begrüßten die Leserschaft heute Früh an den Zeitungskästen. Worum geht’s genau?
Fußballstadien in der Stadt
Seit über 114 Jahren wird an der Grünwalder Straße 2-4 (so die offizielle Adresse der Löwenheimat) Fußball gespielt. Erst kürzlich, Ende April erschien hier bei uns ein Beitrag zu diesem zum Jubiläum vom Sechzgerstadion. Durch die Entwicklung des Fußballs zu einem Massenphänomen, das jedes Wochenende Zehntausende in die Stadien lockt, wurde irgendwann natürlich auch die Belastung der unmittelbaren Bewohner rund um diese Stadien zu einem Thema. Man begann an vielen Standorten, die “Arenen” in die Außenbezirke zu verlegen, weit weg von dort, wo die Menschen (und natürlich auch die Anhänger des Fußballs) leben. Allerdings erfreuen sich auch noch heute die Stadt-Stadien (wie z.B. in Osnabrück oder eben in München-Giesing) großer Beliebtheit. Sie versprühen einen ganz eigenen Charme, den ein seelenloser Fußballtempel irgendwo in der Peripherie niemals ausstrahlen kann.
Rückblende: Keine Einwände im Herbst 2020
Auch beim TSV 1860 waren die Anwohner rund um’s Sechzgerstadion – spätestens seit der Rückkehr der Profis nach dem Doppelabstieg im Sommer 2017 – wieder ein Thema. Als kurz vor der Coronapandemie mal vorübergehend etwas intensiver und konkreter über den Ausbau des Stadions diskutiert wurde (Details zu den damaligen Plänen sind zur Erinnerung hier zu finden), war dies zuletzt der Fall. Mit viel Einfühlungsvermögen suchten Initiativen wie Sechzig im Sechzger oder die Freunde des Sechzgerstadions e.V. (FDS) den Dialog mit den Anwohnern, um darüber ins Gespräch zu kommen, wie die Fußballfeste auf Giesings Höhen ablaufen können, ohne dass dies eine Belastung für die nicht direkt und aktiv daran Beteiligten und dennoch räumlich nahen Münchner darstellt.
Und siehe da. Der Dialog schien zu fruchten: Am 7. Oktober 2020 durften wir hier auf unserer Seite darüber berichten, dass keine Einwände von Anwohnern gegen den Bauvorbescheid für den Aus- und Umbau des Sechzgerstadions eingereicht worden waren.
Beschallung im Sechzgerstadion zu laut?
Knapp fünf Jahre später, in denen man in Sachen Stadionaus- und umbau leider keinen Schritt weiter gekommen ist (die vielschichtigen Gründe dafür, würden den Rahmen dieses Beitrags um ein Vielfaches sprengen), wird nun das Thema Anwohnerbelastung wieder auf’s Tablett gehievt. Wichtigster Punkt: Wegen der Lärmbelastung durch die Durchsagen im Stadion fühlen sich einzelne Anwohner so sehr gestört, dass sie sich mit einer Beschwerde an den Bezirksausschuss 18 gewendet haben. Unterstützung könnten diese verärgerten Bürger aus einer Ecke erhalten, aus der dies wohl kaum jemand vermuten würde. Auch vielen Löwenfans und Stadiongängern ist die Beschallung durch Musik und den Stadionsprecher Sebastian Schäch – speziell vor den Spielen – zu laut.
Als im vergangenen Jahr im April beim Heimspiel gegen Viktoria Köln die Lautsprecheranlage ausfiel, äußerten danach zahlreiche Anhänger, wie angenehm es gewesen sei, dass die Gesänge aus Westkurve und Stehhalle die einzige akustische Untermalung darstellten. Auch in unserem Talk 152 unterhielten sich sechzger.de-Redakteure lobend über die Fokussierung auf den Support bei diesem Spiel.
Sebastian Schäch widerspricht
Aber natürlich gehören Durchsagen (z.B. der Mannschaftsaufstellung, oder auch die Nennung von Sponsoren und Partnern des TSV 1860) zu einem Fußballspiel dazu. Der Behauptung, diese seien aktuell außergewöhnlich laut, widerspricht der Stadionsprecher allerdings direkt persönlich. Nach Sebastian Schächs Wahrnehmung – und diese wird ihm von seinem Vorgänger Stefan Schneider bestätigt – seien die Durchsagen heute leiser, als früher. Außerdem sei er technisch gar nicht dazu in der Lage, sich selbst lauter oder leiser zu stellen: “Das ist technisch limitiert, da es bestimmte Grenzwerte gibt”. Dies ist durchaus interessant, denn dass die Unterhaltung rund um’s Spiel manchmal so laut ertönt, dass man sich auf den Rängen kaum unterhalten kann, ist ein von Fans häufig geäußerter Befund. Vielleicht sollte man hier mal mit konkreten Messungen Klarheit schaffen. Eine Lösung des Anwohnerproblems scheint allerdings – mit ein bisschen gutem Willen von allen Beteiligten – nicht sonderlich schwierig.
Vergleich mit “Kriegsgebiet”
Den im Artikel gezogenen Vergleich zu einem “Kriegsgebiet”, der es – sehr boulevardesk – zumindest in der Online-Version sogar in die Überschrift schafft, kann dagegen durchaus als geschmacklos und wenig geeignet bezeichnet werden, für ein harmonisches Miteinander zwischen Anwohnern und Stadionbesuchern zu sorgen. Diesen Vergleich zieht Melly Kieweg, die für die Bürgerinitiative Mehr Platz zum Leben im Giesinger Bezirksausschuss (BA) sitzt. Sie beklagt außerdem, dass die Anwohner durch Müll, Aufkleber und Verkehrseinschränkungen schon genug zu leiden hätten. Ihr Kernthema ist aber der Lärm und sie fragt, warum die Belastung keine Konsequenzen habe. Wie diese Konsequenzen ihrer Meinung nach aussehen könnten, bleibt allerdings offen.
Grüne und CSU fordern Toleranz und Vermittlung
Bezirksausschussmitglieder der politischen Parteien fordern von den Anwohnern Toleranz. Der Grüne Fraktionssprecher Norbert Weigler wird im Artikel so zitiert: „Das Stadion an der Grünwalder Straße gibt es seit 1911, Fußball ist Teil unserer Viertelkultur.” Als Anwohner eines Fußballstadions – das schon lange vor dem Zuzug der Beschwerdeführer hier stand – müsse man alle vierzehn Tage für drei Stunden das Geschehen ertragen. Und die CSU-Fraktion im BA möchte am liebsten direkt vermitteln: “Es muss doch möglich sein, die Belange beider Interessengruppen unter einen Hut zu kriegen,” sagt ihr Sprecher Johannes Stöckel.
Referat für Bildung und Sport muss lösen
Bleibt die Frage: Wie geht’s mit dem Thema weiter? Kann man – im wahrsten Wortsinn – hier von viel Lärm um nichts sprechen? Da der TSV 1860 als Mieter für die Feinjustierung der Lautsprecheranlangen gar nicht zuständig ist, sondern die Einstellungen nur übernimmt, wird das Thema nun erstmal an das zuständige Referat für Bildung und Sport weitergeleitet. Aber auch bei den Löwen beschäftigt man sich mit dem Thema und hat schon “einige Lösungsansätze durchdacht”, wie Sebastian Schäch im tz-Artikel verrät. Ob diese schon beim letzten Heimspiel dieser Saison gegen Erzgebirge Aue am kommenden Samstag (13.30 Uhr – im sechzger.de-Liveticker) greifen, bleibt abzuwarten.
Die einfachste Lösung gegen den Lärm
Offen lässt der Artikel übrigens die nicht ganz unwichtige Frage, wieviele Anwohner sich konkret vom Sechzgerstadion und seiner Akustik belastet fühlen. Sind es vielleicht sowieso nur einige wenige? Ketzerisch könnte man fragen: Sind es vielleicht die üblichen Verdächtigen, die sich immer über irgendetwas beschweren und nur schwer ertragen können, wenn Andere Spaß haben? Oder sind es vielleicht doch mehr, die sich – animiert vom tz-Artikel – nun zu Wort melden werden? Dies gilt es, zu beobachten. Auf den vielleicht zielführendsten Ansatz, die Lärmbelastung für die Anwohner rund um das Sechzgerstadion deutlich zu reduzieren, müssen alle Beteiligten jedenfalls leider noch warten: Die Überdachung von West- und Ostkurve im Zuge des von vielen Löwenfans so sehnlich herbeigewünschten Um- und Ausbaus.
Ich weiß, dass es hier nicht gern gelesen wird, aber es wird immer Menschen geben, die von dem Betrieb rund um Fußballspiele genervt sind.
Da ist es auch egal wann man da hingezogen ist. Manchmal muss man froh sein, überhaupt eine Wohnung zu finden.
Deshalb ist der erträumte große Umbau politisch nicht gewollt und wird für immer ein Traum bleiben.
Dann ziehe ich jetzt neben die AllianzArena und sorge dafür, dass der FC Bayern dort nie wieder spielen darf.
Gerne darum präsentiert uns Hasan Ismaik in spätestens 14 Tagen ein durchfinantieetes Konzept zum Stadionneubau inklusive Standort. Weiß schon, dass wird nicht gerne gelesen bei Dumbo24 und Gefolge.
Ja, und es wird auch immer Menschen geben, die noch vom allerkleinsten Fliegenschiss genervt sind.
Wahrscheinlich gibt es überhaupt nichts, worüber sich nicht irgendjemand aufregt.
Und jetzt?
Was machen wir daraus?
Schaffen wir alles ab?
Die Frau Kieweg entgleist ja nicht zum ersten Mal verbal. Aber in der Ukraine findet sie sicher jemanden, der gerne das Kriegsgebiet Giesinger Berg gegen die Front am Donbas eintauscht. Das allerletzte solche Vergleiche.
Es wäre nun endlich an der Zeit das Thema ein für alle mal von Seiten der Stadt zu beenden: den überfälligen ligaunabhängigen Stadionumbau inkl. Vollüberdachung für besseren Lärmschutz, moderner Haupttribüne, B-Seats hinter der Stehhalle, Inklusionsplätzen usw. um auch endlich dem Kulturgut TSV München von 1860 eine zeitgemässe Wettbewerbsfähigkeit und Stadionzukunft zu ermöglichen. BAUT das SECHZGER jetzt aus und schafft mit tragfähiger Pachtlösung für KGaA die zeitliche Fixierung.
Also die Beschallung im Stadion nervt sogar mich. Verstehe nicht warum das so laut sein muß.
Bei dem Rest bin ich bei Euch.
Das sind rechtliche Vorschriften, bzgl Notfall Durchsage etc
Bei Notfalldurchsage ok, aber sonst ist die Anlage viel zu laut eingestellt, dies betrifft die normalen Durchsagen des Stadionsprechers und vor allem auch die Werbung in der Halbzeitpause. Hier wäre halb so laut auch genug!
Vielleicht sind die Lautsprecher nicht besonders schlau verteilt. Wir stehen in J und sind dauernd sauer, weil der Sebastian Schäch zu leise ist und wir ihn kaum hören.
Wir stehen auch in J.
Da ist es extrem unterschiedlich.
Manchmal hört man kaum was, manchmal ist es unerträglich laut.
Also in der Stehhalle ist es sehr laut teilweise, wie schon erwähnt von Magic vor allem in der Halbzeit.
Es gibt eine ganz kleine Gruppe an “besorgten Anwohnern”, die sich immer und immer wieder mit Beschwerden an die Stadt wenden. Manche Sorgen wie beispielsweise die Lautstärke der Beschallungsanlagen sind ja nicht unbedingt unbegründet. Wir haben diverse Aufzeichnungen darüber, dass die Stadt diese kleine Gruppe seit Jahren ignoriert.
Nichtsdestotrotz waren auch jegliche Versuche der Kontaktaufnahme unsererseits (FdS und Umfeld) bislang nicht von Erfolgt gekrönt, durch die “besorgten Anwohner” wird lieber über uns gesprochen als mit uns. Solange hier keine gemeinsame Gesprächsbasis (“aus Angst vor den Fans”) gefunden wird, ist natürlich jeglicher Friedensversuch zum Scheitern verurteilt.
Hier ganz Giesing als “Kriegsgebiet” zu betitelt ist natürlich maximaler Bullshit, wird aber seit immer den gleichen “besorgten Anwohnern” immer wieder propagiert. Ich bin mir sicher, es gibt genug Personen, die den armen Leidtragenden ihre Wohnung mit Handkuss abnehmen würden, sei es aus den Reihen der Löwenfans, oder unter den Geflüchteten echter Kriegsgebiete. Dass es immer die selben Leute sind, die sich seit Jahren beschweren und diese immer noch nicht aus dem Kriegsgebiet weggezogen sind, zeigt nur dass es so schlimm gar nicht sein kann.
Man bekommt den Eindruck, diese Leute ergötzen sich daran, Müll über Sechzig auszuschütten. Anders ist die seit Jahren andauernde Verweigerung einer Kommunikation ja auch nicht zu erklären.
👍🏽Nihil addendum.
Wer in die Nähe eines Stadions zieht u. dort wohnt, muss wohl ganz normal bei Sportveranstaltungen mit etwas Trubel u. Lärm rechnen, genauso wie z.B. an vielbefahrenen u. turbulenten Kreuzungen, Straßen u. Plätzen. Wer Ruhe will sollte aus München in ruhige Gegenden ziehen. Dieses bescheuerte Mimimimi von einzelnen Leuten geht einem wirklich auf die Ketten. Ca. aller 14 Tage – 17 Spieltage pro Saison, Sommer u. Winterpause sind auch noch rauszzrechnen – spielt 60 mal im GWS…wie schon seit über 100 Jahren, außer den Unterbrechungen mit dem Oly u. der AA. Ansonsten ist Ruhe. Was denken sich solche Leute denn eigentlich???…ruhiges wohnen wie mitten im Wald…??? Da kann man nur noch den Kopf schütteln.
Naja, die tz hat vielleicht beim Thema 60 gerade lange Weile, hat da gerade keine Negativaufreißer u. holt da schnell mal eben selbst was aus der Schublade u. bauscht es auf, damit die Leute fleißig die tz anklicken…😉