Die Löwen schwächeln ein wenig. Spätestens nach dem Spiel in Köln in dieser Woche muss konstatiert werden, dass die Mannschaft von Michael Köllner nicht mehr die starken Leistungen von vor der Corona-Pause auf den Platz bringt. Wusste 1860 gegen Duisburg und in Kaiserslautern noch zu gefallen, wurden die Darbietungen in den folgenden vier Spielen tendenziell immer schwächer. Bisheriger Tiefpunkt der vergangene Dienstag. Ob dies nun an fehlendem Einsatzwillen, wie vereinzelt – vor allem in den Sozialen Medien – unterstellt wird, liegt, oder einfach an einer gewissen Ausgebranntheit nach drei englischen Wochen, lässt sich schwer beurteilen. Gehen wir aber – wohlwollend – einmal davon aus, dass die Löwenprofis einfach müde von sechs Spielen innerhalb von 17 Tagen sind, von welchen logischerweise drei irgendwo in Deutschland, an des Gegners Platz stattfanden, so lohnt sich ein grundsätzlicher Blick auf die Reiseaktivitäten aller Teams in der 3. Liga:

Welche Mannschaften mussten seit dem Re-Start besonders viele Kilometer durch die Republik tingeln, welche  Vereine hatten mit der Kombination aus heimatlichem Standort und dem Spielplan Glück und verbrachten deutlich weniger Zeit „auf Achse“?  Unberücksichtigt bleibt an dieser Stelle – um die Komplexität der Betrachtung im Rahmen zu halten – mit welchem Verkehrsmittel jeweils gereist wurde, wer wann z.B. noch eine Übernachtung am Spielort angehängt hat oder wer direkt nach dem Abpfiff sofort nach Hause zurückgekehrt ist, wie z.B. Mölders und Co. nach der Mittwochabend-Punkteteilung auf dem Betzenberg. Eine solche Reiseplanung muss ja auch nicht weniger Strapazen bedeuten.

Der aktuelle Kilometer-Meister steht auch in der sportlichen Bilanz seit dem Re-Start ganz weit vorne: Hansa Rostock hat für seine Auftritte in Zwickau, Meppen und an der Grünwalder Straße insgesamt satte 2.786 Kilometer zurückgelegt. In den sechs Spielen holte die Kogge 13 von möglichen 18 Punkten – der drittbeste Ligawert.

Gleich hinter den Rostockern auf Platz zwei, was das Reiseaufkommen anbelangt: Unsere Löwen mit ebenfalls stattlichen mehr als zweieinhalbtausend Kilometern. Mit der Ausbeute von sieben Punkten langt es dagegen in der sportlichen Bilanz nur für Rang 11, der mit Uerdingen, Mannheim und Halle geteilt wird.

Die sparsamsten Fußballpilgerer kommen für den betrachteten Zeitraum seit Ende Mai aus Kaiserslautern: Die Roten Teufel hatten Glück und trugen ihr Auswärtsspiel gegen Carl-Zeiss Jena auf dem Betzenberg aus, da zu diesem Zeitpunkt in Thüringen noch nicht gekickt werden durfte. So kommt der FCK mit den Spielen in Würzburg und Magdeburg auf schlappe 810 Kilometer – weniger als ein Drittel der Reiseleistung unserer Löwen.

Dass es bei dem gewählten Ausschnitt der in Summe 38 Spiele lang dauernden Saison natürlich auch Glücksache ist, welche Gegner welches Team  gerade vor der Brust hat, liegt auf der Hand. Interessant aber, dass es mal wieder ausgerechnet der Nachbar aus der Seitenstraße ist, dem das Glück in dieser Frage hold war: Die kleinen Roten, die ja für gewöhnlich vom quasi gleichen Ort, wie unsere Löwen zu ihren Auswärtsfahrten starten, kommen auf nur 1.602 Kilometer Fahrleistung. Spiele in Ingolstadt und Mannheim sind – was die Anreise angeht – halt dann nicht wirklich als Ochsentouren zu bezeichnen. Mit diesem Wert liegen die Bayern Amateure sogar ein Stück unter dem Liga-Durchschnittswert von 1.838 Kilometern.

Dem Verfasser dieser Zeilen ist klar, dass der (mögliche) Wettbewerbsunterschied unterschiedlicher Distanzen zu den Auswärtsspielen natürlich auch in normalen Zeiten existiert und eine unabänderliche Tatsache darstellt. Da sind Vereine aus der Mitte Deutschlands meist einfach besser dran, als die Nord- und Südlichter. Auch im hier betrachteten Zeitraum bleiben – neben dem schon angesprochenen FCK – die Teams aus Halle, Magdeburg und Duisburg unter 1.500 Kilometern – so richtig viel daraus gemacht haben sie in sportlicher Hinsicht aber auch nicht.

So stellt sich bei derlei Gedankenspielen natürlich die Frage: Gibt es einen echten, erkennbaren Zusammenhang zwischen den Kilometern, die ein Team in den letzten drei Wochen zurückzulegen hatte und der Punktausbeute aus den sechs Spielen seit dem Re-Start? Das Beispiel Rostock spricht gegen diese These, aber die nächsten fünf Vereine in der Kilometer-Tabelle untermauern sie: Speziell unser Verein und auch die SpVgg Unterhaching waren richtig weit weg von zu Hause unterwegs und haben gleichzeitig deutlich weniger Zählbares erreicht, als noch vor der Zwangspause, als für Reiseaktivitäten noch deutlich mehr Zeit und damit auch Ruhezeit zur Verfügung stand. Am anderen Ende der Tabelle haben von den sechs sparsamsten Reisenden der Liga immerhin fünf eine überdurchschnittliche Punktausbeute erreicht. Sicher nicht der einzige Faktor für die Erklärung sportlichen (Miss-) Erfolgs – aber doch ein erkennbares Muster.

Und allein schon aus Gründen des positiven Denkens und des unerschütterlichen Glaubens an kommende sportliche Erfolge sollten wir Löwen unbedingt auf diesen Zusammenhang vertrauen: Für die verbleibenden fünf Spiele muss unsere Mannschaft nun tatsächlich nur noch einmal auf Reisen gehen: Nächsten Mittwoch begrüßen uns die “Freunde“ von der Säbenerstraße in unseren eigenen Heimat zum “Auswärtsspiel” und eine Woche sind es nur 370 Kilometer, die nach Großaspach und zurück gefahren werden müssen. Nach dem Derby, Haching und Ingolstadt der am viertnächsten gelegene Gegner.

Die „Kilometer-Leistungstabelle“ der 3. Liga seit dem Re-Start am 30. Mai

km Punkte
Rostock 2.786 13
TSV 1860 2.522 7
Münster 2.508 8
Chemnitz 2.154 6
Haching 2.022 5
Jena 2.012 2
Braunschweig 2.002 14
Zwickau 1.954 5
Uerdingen 1.916 7
Meppen 1.910 4
Würzburg 1.762 13
Großaspach 1.706 8
Mannheim 1.700 7
Viktoria Köln 1.664 6
FC Bayern II 1.620 16
Ingolstadt 1.558 9
Duisburg 1.497 9
Halle 1.488 7
Magdeburg 1.164 8
Kaiserslautern 810 10

(Alle Kilometerangaben sind die gemessene Luftlinie von Zentrum zu Zentrum des jeweiligen Ortes)

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