Herzlich willkommen zur Taktiktafelanalyse des Spiels SV Meppen – TSV 1860 München. Die verdiente Niederlage der Sechzger kam unter anderem durch einen taktischen Kniff der Emsländer zustande, auf den sich die Löwen nur schwer einstellen konnten.

SV Meppen – TSV 1860 lautete die Begegnung für die Löwen am 22.Spieltag. Die Gastgeber waren auf dem Papier mit vier Verteidigern auf dem Feld. Dombrowka war vom Meppener Trainer Stefan Krämer allerdings dazu auserkoren im Mittelfeld zu spielen. So war es kein 4-2-3-1, wie man im ersten Moment hätte denken können, sondern ein 3-5-2, das auch bei Eindringen der Sechzger ins letzte Drittel nicht auf Fünferkette verschoben wurde. Vielmehr kippten verschiedene Mittelfeldspieler der Meppener situationsbedingt, wenn Not am Mann war, in die letzte Reihe ab, um die Dreierkette dort zu verstärken, wo sich Lücken ergaben.

Der TSV 1860 München hingegen kam im 4-2-3-1 aufs Feld. Der gelbgesperrte Steinhart wurde durch Greilinger ersetzt. Moll wurde, wie auch schon vergangene Woche in Oldenburg, in der Rolle des Box-to-Box Spielers eingesetzt. Bei eigenem Ballbesitz verschob sich die
Abwehrkette des TSV 1860 München asymmetrisch, um im Mittelfeld Überzahl zu erzeugen.

Bevor wir zur Analyse kommen, wie immer ein Blick auf die wichtigsten statistischen Werte der Partie.

Die wichtigsten statistischen Werte des Spiels

  • Ballbesitz: TSV 1860 SV 55% – Meppen 45%
  • Passgenauigkeit: TSV 1860 74% – SV Meppen 71%
  • defensive Zweikampfquote: TSV 1860 63% – SV Meppen 51 %
  • Schüsse/aufs Tor: TSV 1860 14/4 – SV Meppen 16/7
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion): TSV 1860 5,14 – SV Meppen 5,83

Analyse der statistischen Werte

Ballbesitz

Ballbesitzvorteile für den TSV 1860 von zehn Prozent gegenüber den Gastgebern vom SV Meppen konnten aufgrund dessen, dass die Meppener durch gutes Stellungsspiel viele Räume zustellten, nie so ausgenutzt werden wie man sich das vorstellt. So musste oft quer oder zurückgespielt werden, wenn der Ball eigentlich um Tempo zu erzeugen nach vorne gespielt hätte werden sollen, da entweder die Passwege zugestellt waren oder sich einzelne Spieler in Soloaktionen verzettelten, aus denen es nach vorne keine Lösung mehr gab und der Weg zurück angetreten werden musste.

Die Meppener überbrückten das Mittelfeld im Allgemeinen bei eigenem Ballbesitz recht schnell über progressive Pässe und konnten so mit drei offensiv agierenden Mittelfeldspielern plus Box-to-Box Spieler und zwei Stürmern im Zentrum oft Druck auf den Strafraum der Löwen aufbauen.

Die Ballbesitzverteilung ist hinsichtlich der Qualität des Spiels der ein oder anderen Mannschaft als Maßgabe für besseres Spiel also wie so oft kein Indikator, der alleine für sich genommen aufzeigen würde, wer das Heft in der Hand hatte.

Passgenauigkeit

Die Passgenauigkeit bei den Bällen nach vorne bei den Sechzgern hat sich im Vergleich zur vergangenen Woche zwar leicht verbessert. Sie ist aber noch deutlich unter dem Niveau, das man von einer Mannschaft erwarten muss, die im Ligavergleich mit vielen guten Offensivspielern bestückt ist.

Es wurde abhängig von der Ballbesitzverteilung weniger oft nach vorne gepasst, sondern mehr mit dem Ball am Fuß nach vorne gelaufen und dann quer- oder zurückgelegt. So adäquate Raumgewinne zu erzielen, bei denen man dann über das Tempo Überzahl schaffen kann, ist allerdings schwer. Vergangene Woche spielte man bei 38 Prozent Ballbesitz insgesamt 141 Pässe nach vorn. Am Samstag waren es bei 17 Prozent mehr Ballbesitz 147 Pässe in diese Richtung.

Querpässe hingegen stiegen um 50 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Damit wird erkenntlich, dass das Spieltempo der Löwen im Vergleich zu letzter Woche deutlich erlahmte.

Wenn im letzten Drittel des Gegners oder knapp davor immer wieder Quer- und Rückpässe gespielt werden müssen, ist das ein deutliches Anzeichen für falsche Laufwege oder falsche Positionierung zwischen den Ketten des Gegners.

Die zwar mit positiver Bilanz vorgetragenen Offensivduelle (Läufe und/Dribblings) brachten aufgrund der mannorientierten Verteidigung – und der somit nicht vorhandenen Anspielstationen des SV Meppen im eigenen letzten Drittel – kaum klare Chancen für den TSV 1860 München.

Um eine mannorientierte Verteidigung richtig zu bespielen, muss besser kombiniert werden. Einzelaktionen über lange Strecken bringen keinen produktiven Raumgewinn, wenn ich damit keinen Mitspieler freispielen kann.

Es wäre also für den TSV 1860 München im Spiel gegen den SV Meppen wichtig gewesen, in der horizontalen Ebene im Mittelfeld viel zu verschieben und mit offensiven Positionswechseln durch Kreuzbewegungen zu arbeiten, um sich freie Räume zu erspielen und Verteidiger aus der Position zu ziehen. Das geschah, wie man sehen konnte, kaum.

Defensive Zweikampfquote

Die defensive Zweikampfquote befindet sich alles in allem auf einem guten Weg. Die entscheidenden Zweikämpfe wurden allerdings nicht geführt. Bei beiden Treffern der Meppener führte der Gegenspieler des Torschützen den entscheidenden Zweikampf nicht.

Wir müssen hier festhalten, dass die Mannschaft über den gesamten Platz hinweg grundsätzlich guten Einsatz gegen den Ball zeigt und auch eine gute Bilanz bei den geführten Zweikämpfen auf dem Boden hat. Je weiter der Gegner jedoch in die Hälfte der Löwen eindrang, desto weniger gut liefen diese Aktionen für die Sechzger.

Im eigenen letzten Drittel wurden nur 45 Prozent der Defensivduelle auf dem Boden gewonnen und lediglich ein Drittel in der Luft. Das ist in diesem Bereich des Spielfelds deutlich zu wenig. Im eigenen Strafraum wurden gar nur – Luft- und Bodenduelle zusammengezählt – fünf von vierzehn Zweikämpfen gewonnen.

Schüsse/aufs Tor

16 Mal schossen die Spieler des TSV 1860 München im Spiel gegen den SV Meppen. In einigen Situationen, auch beim eigenen Treffer, mehrmals in der selben Spielsituation. Von den 14 Schüssen der Löwen konnte Meppen vier blocken. Dass bei zehn Schüssen, die ohne Gegenwehr der Meppener Feldspieler blieben, nur einer hinein ging, ist bei zwei Pfostentreffern im Spiel und fünf gehaltenen Schüssen vom glänzend aufgelegten Torhüter Domaschke durchaus als unglücklich zu bewerten.

Auch die Zonen in oder vor der Box des SV Meppen, aus denen der Großteil der Schussversuche des TSV 1860 erfolgte, waren durchaus so gewählt, dass mehr als ein Treffer hätte erzielt werden können.

Am Willen der Spieler des TSV, den Ball ins Tor zu bringen, lag es sicherlich nicht, dass der Ball nicht hinein ging. Vielmehr war es die glanzvolle Torhüterleistung und die gute Manndeckung der Gastgeber im eigenen letzten Drittel, die es den Löwen, die zu wenig kombinierten, erschwerte, sich zwingendere Gelegenheiten herauszuspielen.

PPDA

Der Pressingindex PPDA ist für beide Teams auf einem sehr hohen Wert. Meppen überraschte durch teilweise aggressives Anlaufen auf mittlerer bis hoher Linie. Das hat vermutlich kaum einer so erwartet. Das oft zögerliche Agieren der Spieler des TSV 1860 München im eigenen Aufbau brachte Meppen immer wieder Umschaltmomente, die entweder aus den eigenen Pressingfallen im Mittelfeld heraus gestartet werden konnten, aber auch in einem großen Ausmaß durch Ballgewinne in der direkten Pressingsituation entstanden.

Acht Mal verloren die Sechzger den Ball gegen das direkte Pressing im eigenen letzten Drittel. Insgesamt konnte der Gastgeber 21 Mal in direkten Duellen in den sogenannten pressingrelevanten Zonen den Ball behaupten und 20 Pässe der Sechzger dort abfangen, um die Situation umzudrehen und selbst offensiv zu agieren.

Das Pressing der Sechzger war ähnlich angelegt, allerdings weniger aggressiv mit deutlichem Fokus auf Gewinn von Bällen in Pressingfallen im Mittelfeld. Das wurde allerdings zu selten durch Einlaufen in Passwege realisiert, sondern musste zu oft in direkten Duellen entschieden werden.

Meppen war in der pressingrelevanten Zone beim Aufbau deutlich erfolgreicher gegen Pressingaktionen der Löwen. Zwar konnten die Sechzger dort zwei Drittel der geführten Defensivduelle gewinnen, es stehen aber lediglich zehn abgefangene Pässe dort auf der Habenseite zu Buche.

Erfolgloses Umschaltspiel

Erfolgreiche Umschaltaktionen entstehen mit höherer Wahrscheinlichkeit nach dem erfolgreichen Einlaufen in einen Passweg und nicht durch in tiefen Bereichen der pressingrelevanten Zone gewonnene Defensivzweikämpfe. Das rührt daher, dass nach einem gewonnenen Defensivzweikampf der Spieler, der den Ball verloren hat, oft gleich selbst wieder eine Aktion gegen den Ball ausführen kann. So hat man nach Ballgewinn als Umschaltspieler weniger schnell die Chance, Tempo aufzunehmen. Gelingt die Umschaltaktion trotzdem, ist es dann in vielen Fällen so, dass kein Defensivspieler verschieben muss, weil der Gegenspieler des Umschaltspielers ja “an ihm dran” ist und für die Fortsetzung des Umschaltangriffs die möglichen Anspielstationen weiterhin zugestellt sind. Die Folge: Einzelaktionen ohne Mehrwert.

Gewinnt man hingegen den Ball durch Einlaufen in einen Passweg, muss der angespielte Spieler des Gegners der Situation und seinem Gegenspieler hinterherlaufen. Das zieht entweder einen Defensivspieler aus seiner Position, um den Umschaltspieler zu attackieren, der dann Raum nach vorne für sein Passspiel finden könnte, oder es gibt dem Umschaltspieler Raum für eine Einzelaktion mit höherer Erfolgsaussicht, falls aus der Verteidigung kein Spieler im Raum verschiebt, und alle weiterhin ihre Deckungsaufgaben erfüllen.

Damit die Einzelaktion dann erfolgreich wird, ist wieder Tempo und rasches Erkennen der räumlichen Situation nötig. Die Abgeklärtheit, souverän mit dem Ball am Fuß den Raum zu finden, wo die Aktion effektiv werden kann, fehlt den Offensivspielern des TSV 1860 München in den meisten Fällen.

Es folgt das Woche für Woche gleiche Bild einer Mannschaft, die sich um den Sechzehner des Gegner herum die Bälle zuspielt und keinen Weg findet, im Strafraum Mannschaftskameraden so frei zu spielen, dass sie präzise abschließen und den Ball im Gehäuse unterbringen, ohne dem Keeper eine Chance zu lassen, ihn zu halten.

Die Tore beim Spiel SV Meppen – TSV 1860 München

Die Tore und weitere Highlights sind hier zu sehen.

Unter die Lupe nehmen wir diesmal das 1:0 durch Janssen in der 19. Minute. Ein Freistoß der Meppener aus dem rechten Mittelfeld noch in der eigenen Hälfte auf die halblinke Position vor der Box der Löwen, wird zunächst durch den TSV 1860 München geklärt. Meppen behauptet sich jedoch im Kampf um den zweiten Ball und das Zuspiel von Mazagg kann Janssen, dessen Gegenspieler Belkahia sich in dieser Situation aus unerfindlichen Gründen von ihm weg orientiert am chancenlosen Hiller vorbei einnetzen.

Warum konnte die Situation entstehen?

Der verlorene zweite Ball ist kein Grund, dieses Tor zu fangen. Belkahia allein die Schuld zuzuschieben, wäre allerdings auch zu einfach. Die Abwehr stand generell nicht so, wie es nötig gewesen wäre. Dröseln wir das nun Spieler für Spieler auf und sehen uns an, wo der initiale Stellungsfehler war, der die Fehlerkette einleitet. Jesper Verlaat orientiert sich beim Freistoß der Meppener zu weit vorne, als er versucht, den Ball per Kopf zu klären und verpasst dabei auch noch die Kugel, sodass sich das Spiel auf den linken Flügel der Meppener verlagert.

Für diesen Kopfball oder eine andere Abwehraktion, erfolgreich oder nicht, ist fürs Stellungsspiel nicht relevant, wäre eigentlich Quirin Moll verantwortlich und auch gut positioniert gewesen. Aber Verlaat verlässt seine taktische Position und bringt damit den entscheidenden Fehler in die defensive Aktion

Wenn Verlaat übernimmt, muss er den Ball sicher haben, sonst fehlt ein Spieler in der Kette. Nur weil Verlaat hier aus der Kette ausbricht, muss Belkahia Janssen überhaupt erst übernehmen. Wenn er übernimmt, muss er allerdings theoretisch für den Rest des Spielzuges auch bei ihm bleiben. Nur für den Fall, dass Verlaat seine Position in der Kette wieder einnimmt, hätte Belkahia sich zur Absicherung der kleinen Box in Richtung Strafraumzentrum bewegen dürfen.

Der Fehler

Der initiale Fehler liegt also nicht beim Innenverteidiger Belkahia, sondern im Stellungsspiel von Verlaat. Mit seiner misslungenen Aktion hat Verlaat gleich zwei Mitspieler und sich selbst in die Bredouille gebracht. Einerseits Moll, der gleich komplett aus der Situation genommen wird, dann Belkahia, der nicht sicher sein kann, ob Rieder oder Moll für Verlaat in die Kette abkippen und als drittes sich selbst, weil er zunächst den Ball verpasst und dann, anstatt wieder in die Kette abzukippen, weiter davor, wo er in dieser Situation nichts zu suchen hat, herumgeistert.

Obwohl Verlaat hier die Hauptschuld am Gegentreffer hat, wäre vermutlich nichts passiert, wenn Belkahia bei Janssen geblieben wäre. Denn er hätte aufgrund des spitzen Winkels sowohl Schuss als auch Passweg zugestellt.

Das fiel auf

Taktische Disziplin ist offensichtlich für einige Feldspieler des TSV 1860 München ein Fremdwort. Wie man als Spieler, sowohl offensiv als auch defensiv, klar offensichtliche taktische Vorgaben auf den Müll werfen kann und aus Gründen, die ich nicht finden kann, die eigene Position möglichst mannschaftsundienlich interpretiert, müssten die einzelnen Spieler einmal selbst erklären müssen.

Verlaat

Verlaat spielt dermaßen oft vor der Kette, dass das nichts mehr mit freier Interpretation der taktischen Vorgaben zu hat, sondern mit Missachtung derselben. Und seine individuellen Werte sind für die positionsbezogenen Kategorien durch die Bank ungenügend. Vielleicht sollte man Verlaat in Zukunft als Stürmer aufstellen. Dann wäre es vielleicht zu verstehen, dass er nur fünf von siebzehn Kopfballduellen gewinnt und eine Ballgewinn- und -verlustquote von 2/3 wäre dann auch eher erklärbar.

Vrenezi

Vrenezi verzettelt sich immer wieder in Einzelaktionen und ist nicht fähig, seine Laufduelle so erfolgreich zu gestalten, dass am Ende dadurch Raum für Mitspieler geschaffen wird. Sein Gegenspieler gewinnt den Ball entweder direkt oder – falls Vrenezi sich durchsetzt – muss der Ball quer oder zurückgespielt werden. Sechzehn Pässe spielte Vrenezi bis zu seiner Auswechslung, lediglich drei davon nach vorne. Seine Auswechslung war absolut nachzuvollziehen. Er ist weiterhin zu eigensinnig bei seinen Aktionen und nicht mannschaftsdienlich. Welchen Zweck er mit seiner Spielweise verfolgt, kann ich nicht erkennen.

Rieder

Tim Rieder als tiefer Sechser kann oder will seine Aufgaben auch weiterhin offensichtlich nicht so erfüllen, wie man es von ihm vor der Saison erwartet hat. Kein gewonnenes Kopfballduell, lediglich zwei geführte Defensivzweikämpfe am Boden, sieben von zehn Laufduellen verloren und eine Passgenauigkeit von nur 56 Prozent entspricht bei keiner dieser Kategorien dem Anforderungsprofil eines defensiven Mittelfeldspielers. Lediglich vier seiner fünfzehn Vorwärtspässe kamen beim Mitspieler an. Diese Interpretation der Position im defensiven Mittelfeld ist unterirdisch, Herr Rieder.

Holzhauser

Raphael Holzhauser offensiv und individuell wieder mit Werten, von denen andere Spieler in der Liga nur träumen dürfen. Eine Passquote von 93%, nur zwei seiner Vorwärtspässe kamen nicht an. Drei Schussvorlagen, alle Flanken erfolgreich an den Mann gebracht. Im Spiel gegen den Ball wurde er auf der vorderen Pressinglinie allerdings oft allein gelassen und hatte so wenig Chancen, dort erfolgreich zu agieren. Wenn das Anlaufen der Löwen auf der Pressinglinie mit deutlicherer Konsequenz durchgeführt worden wäre und andere Spieler ähnlichen Einsatz wie Holzhauser gezeigt hätten, müssten wir möglicherweise weniger Kritik üben.

Die Art, wie Lakenmacher eingesetzt wurde, gefiel mir ganz und gar nicht. Ein solch robuster Spieler mit dieser Größe muss mehr im Angriffszentrum zum Zuge kommen. Wenn Lakenmacher sich hauptsächlich über die Außen- oder Halbposition in Spiel einbringen muss, ist seine Wucht verschenkt. Da kann allerdings der Spieler selbst wenig dafür. Ich kann einem Fisch zwar befehlen, auf einen Baum zu klettern, bringen wird mir und dem Fisch das allerdings wenig. Allerhöchstens wird der Fisch demotiviert, weil er die ihm gestellte Aufgabe nicht lösen kann. Das führt dann dazu, dass der Spieler seltener angespielt wird und dann quasi der komplette Flügel auf dieser Seite aus dem Spiel genommen wird.

So macht man sich selbst dort schwächer als es sein müsste, vor allem unter der Prämisse, dass man, wenn man weiter mit Außenstürmern bzw. Mittelfeldaußenspielern agieren möchte, bessere Alternativen für diese Position auf der Bank gehabt hätte. Kritik an Lakenmacher ist somit in dem Fall obsolet. Erst in der Partie und nach der Umstellung auf eine Raute im Mittelfeld, rückte Lakenmacher ins Zentrum neben Bär, wurde aber dort nie produktiv angespielt.

Fazit

Status Quo

Das Alibi “Trainer” ist weg. Ich habe vor zwei Wochen geschrieben, nach den Spielen gegen Oldenburg und Meppen wird sich der Charakter der Mannschaft gezeigt haben. Und auch darüber, ob der Trainer das Problem war oder andere Faktoren für den Leistungsabfall seit dem Totopokalspiel gegen Illertissen verantwortlich sind, wird offenbar werden.

Offensichtlich ist es um den Charakter der Mannschaft als Kollektiv nicht gut bestellt, und die Probleme in der Mannschaft liegen tiefer als angenommen. Das kann natürlich auch mit dem Verhalten des Trainers in den Wochen oder Monaten vor seiner Beurlaubung zu tun gehabt haben, alleine ursächlich war es aber mit der Erkenntnis nach diesen Spielen wohl nicht.

Die Mannschaft hat offenbar ein tief liegendes, internes Problem. Es gibt Spieler, die ihre Position gegen den Ball nicht mit der nötigen taktischen Disziplin halten. Es gibt Spieler, die offenbar unbedingt beweisen wollen, dass sie dribbeln können wie Weltstars, aber gleichzeitig nicht die nötige Spielübersicht haben, dass sie bereits im Vorfeld der Einzelaktion erkennen könnten, dass ein gewonnenes Dribbling oder Laufduell die räumliche Situation im Spiel nicht positiv verändern wird, weil der Gegner gegen den Mann verteidigt. Und es gibt Spieler, die, bevor sie tatsächlich den einfacher anspielbaren Mitspieler anspielen, den riskanteren Pass suchen, der in einem Zweikampf des Adressaten mit einem Gegenspieler endet und in vielen Fällen deshalb nach der Ballannahme zu einem Ballverlust im Zweikampf führt, für den der angespielte Mitspieler weniger Verantwortung trägt als der Spieler, der den riskanten Pass gespielt hatte.

Hörts auf, Euch auf Kosten Eurer Mitspieler und somit der Mannschaft und des Vereins profilieren zu wollen. Das steigert weder Euren Marktwert, noch die Akzeptanz bei den Fans und schon gar nicht die Erfolgsaussichten auf dem Platz. Ich war schon lange nicht mehr so sauer auf Spieler in unserer Mannschaft wie in den letzten Wochen.

Wie gehts weiter?

Rieder, Vrenezi und Verlaat hätten aufgrund der Leistung vom Samstag in der kommenden Woche bei mir einen Platz auf der Tribüne sicher.

Die Saisonziele wurden nun neu definiert. Jetzt heißt die Prämisse nicht mehr Aufstieg sondern Klassenerhalt sichern und wenn die dafür nötigen Punkte gesammelt sind, die Möglichkeiten neu zu bewerten.

Wie der Mannschaft neues Leben eingehaucht werden kann, ist die große Frage, die sich wohl alle Fans des TSV 1860 München nach dieser Niederlage beim SV Meppen stellen. Hat die Mannschaft den/die Führungsspieler, der sich den Hut aufsetzt und unter der Woche für ein reinigendes Gewitter sorgen kann, bei dem sich die Spieler tatsächlich miteinander auseinandersetzen um die Probleme zu ergründen, oder ist die Mannschaft verbrannt und sind die Risse im Team nicht mehr zu kitten? Wenn es nicht geschafft wird, aus dieser Truppe wieder ein Team zu formen, bei dem jeder für den anderen einsteht und kämpft, und wenn nicht jeder seine persönlichen Animositäten aufs Abstellgleis stellt, geht der TSV 1860 München schweren, unruhigen Zeiten entgegen.

Anfeindungen gegen den Interimstrainer und andere Verantwortliche für den sportlichen Bereich sind hier meiner Meinung nach ebenso nicht zielführend. Wenn das Team die Vorgaben als Mannschaft nicht umsetzt und Teile der Mannschaft andere Spieler immer wieder in die Bredouille bringen, eigene taktische oder technische Fehler, oder auch Fehler in der Antizipation sich entwickelnder Spielsituationen, ausbügeln zu müssen, wird das noch eine lange schwere Saison für unsere Sechzger.

Das Maß ist voll. Entweder die einzelnen Spieler beweisen in jeder Minute jedes noch zu absolvierenden Spiels, dass sie für den TSV 1860 München bereit sind, Gras zu fressen und für den Erfolg ihre Egos hinten anzustellen, oder sie gehen zum Geschäftsführer und lösen ihren Vertrag auf, weil die Bürde des Löwen auf der Brust nicht zu ihrem schwachen Charakter passt.

Datenquelle: Wyscout

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Urloewe

Rieder, Vrenezi und Verlaat raus?
Ich weiß nicht so recht, ob das was bringt.
Die Verunsicherung ist doch eh bei den Spielern mit den Händen greifbar.
Teilweise sind sie komplett übermotiviert und möchten es erzwingen. Und dieser innere Zwang und das MUSS lähmen die einzelnen Spieler und das Team.
Könnte sein, dass es wieder läuft, wenn der Aufstiegstraum endgültig eingestampft wird.

Im Grunde brauchst du 6 oder 7 Stammspieler.
Und bei uns gibt es bald keinen einzigen mehr, der unangetastet ist. Am ehesten noch Morgalla

Hiller
Deichmann Verlaat Morgalla Lannert
Wörl Rieder
Lex Holzhauser Vrenezi
Lakenmacher

So würde ich starten gegen Verl.
Für Lakenmacher kannst du auch Bär oder Skenderovic bringen. Keiner der drei überzeugt momentan. Auch mit zwei Sturmspitzen könnte man es probieren.

Hiller
Verlaat Belkahia Steinhart
Deichmann Rieder Wörl Greilinger
Holzhauser
Bär Lakenmacher

Jonas Echerdinger
  1. Ich versteh nicht warum der Gorenzel und der Reisinger noch bei uns rumturnen
  2. warum lannert nicht spielt und bei dieser grau trüben Truppe nicht mal auf die Jugend vertraut wird sondern immer nur auf sicher trainiert und gespielt wird
Kraiburger

Definiere “Reisinger”, bitte …

Einsnuller

Prächtiger Text. Vielsagend, dass eine rationale Analyse, wie man sie vom Bernd kennt, gegen Ende zu von nachvollziehbaren Emotionen beherrscht wird.
Sehr gut.

SchorschMetzgerBGL

Respekt, Bernd. Danke für Deine immer treffenden Analysen und dafür, dass Du diesmal kein Blatt vor den Mund nimmst. Rieder und vor allem Vrenezi brachten mich auch während des Spiels schon zur Weißglut. Die ständige taktische Disziplinlosigkeit von Verlaat war mir noch gar nicht aufgefallen. Nun verständlicher, warum MK ihn in seinem letzten Spiel auf die Bank setzte. Da Leo nun verletzt ist, wird Verlaat aber wohl im Team bleiben. Lakenmacher tut mir auch Leid. Aber der ist ein Typ, der sich nie beschweren würde, dass er falsch eingesetzt wird. Eher würde er an sich selber zweifeln.
Aber der größte taktische Fehler wurde von GG vor dem Spiel begangen, als er den wieder verfügbaren Deichmann zu Begin draußen ließ. Für Deichmann muss immer ein Platz in der Startelf frei sein und wenn ich wegen ihm das Konzept ändern muss…! Der einzige der Dreck frisst, immer voran gehen wird und neben Holzhauser dann wohl auch der einzige Hoffnungsträger für die Zukunft ist. Von unseren eigentlichen Alphalöwen Lex, Bär, Verlaat und Rieder können wir dies leider nicht erwarten.

Reinhard Erler

Chapeau Bernd, diese klare Ansage war längst überfällig.
Mein Senf dazu: Wenn alle Spieler auf ihren jeweiligen Positionen so zuverlässig wären wie Yannik Deichmann als rechter Defensiver mit effektivem Offensivdrang, wäre die Saison “a gmahte Wiesn”.
Außerdem vermisse ich schmerzlich den Vino. Als Sechser übertrifft er aus meiner Sicht sowohl Rieder als auch Moll an Zuverlässigkeit bei Weitem.

Havellöwe

Sauber eingeschränkt! Erspart mir, mich nochmal mit dem Spiel gedanklich zu beschäftigen und die Erläuterungen der Zusammenhänge sind echt Klasse ! Als ehemaliger Vorstopper käme ich sonst beim modernen Fussball nicht mehr mit.

montagsdemonstrant

Dieser Kommentar wurde entfernt, da gegen den Kommentar-Kodex verstoßen wurde.

Aschlegel

Bin da ganz bei Dir, lieber Bernd. Ich hatte in den letzten Tagen auch das Gefühl, dass die Einstellung der Mannschaft und ihr Auftreten auf dem Platz viel zu wenig Beachtung findet. Alles schießt sich gerade wieder auf Günter Gorenzel ein, ob nun für oder wider ist jetzt egal, aber die eigentlich Verantwortlichen auf dem grünen Rasen bleiben weitgehend unbeachtet bzw. sieht man sogar eher als Opfer der Situation. Und das sind sie beileibe nicht.

Bernie

Sehr gute Analyse! Nur gute Einzelspieler machen noch keine Mannschaft aus. Am Anfang der Saison konnten die „Einzelentscheider“ abwechselnd noch Spiele entscheiden-meistens mit Sololäufen oder Brechstange. Seitdem das kaum noch funktioniert sieht’s leider mau aus.

Rainer Grahammer

Du hast es meiner Meinung nach ganz gut auf den Punkt gebracht das sogenannte Team spielt nicht mit einander, sondern die Spieler die es besser können müssen, aber es mit der Brechstange versuchen bleiben dann halt hinter den Gesetzen Erwartungen zurück. Zuviele Fehler von den sogenannten Führungskräften machen dann halt den Unterschied im negativen Sinne! Wenn sich das nicht ändert wird auch der neue Trainer seine liebe Mühe haben ein funktionierendes Team auf den Platz zu bringen. Das die Spieler ihre Gültigen Verträge auf lösen halte ich für Wunsch denken. Wer will solche Spieler schon haben+ es wird zusätzlich Geld kosten diese aufzulösen.
Spitze erklärt und auf den Punkt gebracht.5* Bewertungen von mir.
PS. Das Umfeld und die Sportliche Leitung kann einem nur Leid tun das sie für sowas den Kopf hinhalten müssen weil die, die dafür auch noch ein Gehalt verlangen es nicht auf den Platz bringen, die Namen hast du ja genannt+ Boyamba den man zum Bank aufwärmen verpflichtet hat!

Roloe

Gegen Oldenburg hat sich Verlaat wesentlich disziplinierter auf seine Abwehraufgabe konzentriert, was dann ja auch gut funktioniert hatte. Eigentlich dachte ich, dass sein Abwehrverhalten wohl angesprochen wurde und damit ein Problem der wackeligen Abwehr gelöst wäre. In Meppen war es aber dann wieder das alte Spiel, er war überall, aber dadurch halt wieder oft nicht da, wo er als Innenverteidiger hingehört. Ich schätze seinen großen Einsatz, aber nicht seine mangelnde Positionsdisziplin.

juergen

Sehr treffend, Bernd 🙂
Holzhauser fand ich auch ok, aber ziemlich allein gelassen.
Statt Verlaat fand ich eher Belkahia unterirdisch.
Hatte aber auch nicht die Zeit und Beherrschung mir das nochmal im Nachgang zu geben.

Darock

Ich bin so unfassbar enttäuscht, hoffentlich gibts am Sonntag die Quittung!

HirschgartenLöwen

Ja leck, ist das eine Abrechnung vom Taktikexperten Bernd.
So wütend und direkt hab ich die Taktiktafel noch nie gelesen.

Ich sehe es nur noch mit Sorge, wie sich diese Saison entwickelt. Nicht, weil ich glaube, dass wir absteigen, sondern weil jetzt alle Grabenkämpfe, die seit 2017 schwelen, wieder hochkommen.