Bereits am Dienstag gab es bei sechzger.de einen Kommentar zum Thema Mölders zu lesen. Nun folgt ein weiterer aus der großen Fanlandschaft beim TSV 1860 München, der nach mehreren Tagen versucht, die vielen Geschehnisse für sich einzusortieren.

Täter und Opfer – ein Kommentar zu Mölders von einem Fan

Am ersten Spieltag der Saison 2020/21 gastieren die Münchner Löwen beim SV Meppen. Im Emslandstadion läuft bereits die Nachspielzeit, als Sascha Mölders mit einem genialen Schuss den 3:1-Auswärtssieg der Löwen unter Dach und Fach bringt. Nach dem anschließenden Jubellauf zur Löwenbank liegen sich anschließend Trainer Michael Köllner, Torschütze Sascha Mölders und einige Mitspieler herzlich lachend und feixend in den Armen. Aktuell wirkt diese Szene aus dem September 2020 wie aus einer völlig anderen Epoche der bewegten Vereinschronik.

Die Euphorie dieses Auftaktsieges zog sich trotz der zumeist aufgrund der Pandemie vor leeren Rängen stattfindenden Begegnungen fast durch die gesamte Saison und gipfelt im nicht mehr für möglich gehaltenen Finale um Platz drei am letzten Spieltag in Ingolstadt.

Für bundesweite Aufmerksamkeit sorgte vor allem Sascha Mölders, nach der Saison mit 22 Toren mit 36 Jahren zum ältesten Torschützenkönig in den ersten drei Ligen des deutschen Fußballs gekrönt. Der Titel für den Trainer der Saison ging an Michael Köllner, Spieler der Saison wurde wenig überraschend Sascha Mölders. Noch Ende Mai 2021 war nach dem Spiel in Ingolstadt auf sechzger.de zu lesen:

Was für eine Saison, was für eine Mannschaft. Diese Spielzeit hat den Fans des TSV 1860 München große Freude bereitet. Auf dem Platz stand ein Team, das stets den Einsatz, Kampf und die Leidenschaft gezeigt hat, die man sich als Anhänger erhofft.

Wer hätte da widersprochen? Wir alle waren trotz des verpassten Aufstiegs stolz auf diese Löwen, dieses Trainer- und Betreuerteam. Nach der Begegnung in Ingolstadt gab es äußerst emotionale Bilder. Michael Köllner, Sascha Mölders sowie Mannschaft und Betreuer feierten die starke Saison zusammen mit den mitgereisten Fans, die vor dem Stadion ausharren mussten.

Von der letzten Saison ist nicht viel über

Und jetzt, knapp sechs Monate später scheint dies alles nur gespielte Fassade gewesen zu sein? Hielt wirklich nur der sportliche Erfolg den Laden zusammen? Waren u.a die Tore von Sascha Mölders der Kitt, der sinnbildlich alles im Rahmen hielt? Das kann doch nicht wahr sein! Das will ich nicht glauben, da kommt mein Weltbild gerade sehr ins Wanken…

Einen einfachen Fan wie mich macht das mehr als nachdenklich und traurig, es lässt mich fassungslos zurück! Es ist einfach zum Kotzen, dass „mein“ Verein überregional wieder als Chaosclub wahrgenommen wird. Diese Zeiten sollten doch nach der auf und neben dem Rasen völlig verkorksten Saison 2016/17 endgültig der Vergangenheit angehören.

Die bei den Fans mit großen Erwartungen in die Saison 2021/22 gestartete Elf konnte in dieser Spielzeit nur selten an die Leistungen der Vorsaison anknüpfen, der Traum vom Aufstieg ist wohl schon ausgeträumt und wir sind alle wieder recht unsanft auf den Boden der Tatsachen gelandet. Mit der Favoritenrolle vor der Saison fremdelte ich eh von Beginn an. Das passte einfach nicht zu den Löwen, die ich so gern hab…

Social Media – nicht immer sozial…

Das wirklich Schlimme ist aber nicht der sportlich eher enttäuschende Saisonverlauf – da ist man als über Jahrzehnte leiderprobter Löwenfan schlimmeres gewohnt – sondern die Demaskierung der Scheinfassade sowie die zeitgleiche Selbstdemontage einzelner Beteiligter.

Da wir gerade beim Thema Selbstdemontage sind:

Was von den im Umlauf befindlichen Screenshots, Auszügen aus Schreiben, Tonmitschnitten oder geschilderten Erinnerungen an Gesprächen wahr oder falsch ist lässt sich für mich kaum noch unterscheiden.

Hier sind die „sozialen“ Medien von einigen Personen im Löwenumfeld sehr offensichtlich als „asoziale“ Medien missbraucht worden. Ein Phänomen, dass die Löwen und ihr Umfeld nicht exklusiv für sich in Anspruch nehmen können, eher ein gesamtgesellschaftliches Problem.

Bemerkenswert dabei auch, dass die Münchner Presse bei diesem durchaus spektakulären Thema fast durchweg sehr sachlich berichtete und – obwohl dafür bestens geeignet – sich nicht auf ein armes Opfer / böse(r) Täter-Spiel einließ.

Selbst ein Blog, der sonst eher geneigt ist, Sachverhalte rund um die Löwen eher zu dramatisieren und aufzubauschen, zeigte sich in der Darstellung der Ereignisse ungewohnt sachlich.

Viel schlimmer wie die oft – auch zurecht – gescholtenen Pressevertreter gab sich in der Causa Mölders diesmal ein Teil der Löwenfans in eben jenen bereits weiter oben erwähnten Medien. Da wurde beleidigt und teilweise sogar gedroht. Einen Fanmarsch zum Trainingsgelände sollte „man“ (wer ist dann eigentlich „man“?) organisieren und alle Verantwortlichen für den Mölders Rauswurf sollten am besten geteert und gefedert sofort die Grünwalder Straße 114 verlassen.

In einer für mich unfassbaren Nibelungentreue zu Sascha Mölders wurde äußerst einseitig, teils diffamierend argumentiert und völlig ausgeblendet, dass dieser gesamte Vorgang nicht nur schwarz und weiß kennt…

Mölders bleibt trotzdem in guter Erinnerung

Dieser Umstand stimmt mich genau so traurig wie die Tatsache, dass sich ein Spieler wie Sascha Mölders, der in vielen Punkten wie Arsch auf Eimer zum TSV 1860 München passte, dessen Tor in Völklingen zum 3:2 Sieg gegen den 1. FC Saarbrücken genau so immer in Erinnerung bleiben wird wie seine klare Ansage „an den Sportskameraden Kothny“ sich jetzt selbst demontiert und vom imaginären Sockel stößt.

Schade, aber wohl nicht mehr umzukehren. Zudem sich diesmal die Vertreter der KGaA und des e.V. einig sind; ein Umstand, der in der gesamten medialen Aufarbeitung viel zu kurz kommt. Die Löwen hat es vor Sascha Mölders gegeben und es wird uns auch nach der Ära Sascha Mölders geben.

In Anlehnung an das Spruchband im Spiel eins nach dem Abschied von Daniel Bierofka beim Auswärtsspiel in Halle gilt aber auch für mich:

„Kein Trainer, kein Investor, kein Präsident und auch kein Spieler steht über dem Verein – Wir Fans sind der Verein“

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andreas de Biasio

nochmal zu Dienstag: man konnte aber schon davon ausgehen, dass das Interesse bzgl. dieses Themas sehr hoch sein wird und da hätte ich mir dann schon eine bessere pk des gf Sport erhofft. und das die Medien darüber mit sehr großem Interesse berichten werden, dass konnte man schon weit vor der aller aller ersten Mitteilung wissen. für mich haben hier Gorenzel und Köllner klar auf ganzer Linie versagt. sie sind hier beide (und nicht einer allein) aus meiner Sicht voll in der Verantwortung.

Zell

Sie haben leider vergessen anzugeben, was an der PK auszusetzen ist. Ansonsten wäre das eine substanzlose Behauptung!

Wenn jemand versagt hat, dann SM, denn er hat mit seinem Anspruchsdenken seinen Kultstatus bei 1860 selbst zerstört, leider

andreas de Biasio

aber wenn wir jetzt mal annehmen das nur etwas unter der Hälfte stimmen sollte was man so liest, dann muss man sich schon die Frage stellen, wo war dann hier über all die Zeit die Verantwortung. also Geschäftsführer Sport und der Trainer. Gorenzel und Köllner, wo war dann die Kontrolle warum ist keiner der Herrn wirklich eingeschritten? all das aber jetzt Sascha Mölders in die Schuhe zu schieben was schlecht gelaufen sein soll ist mir auch zu einfach.

Zell

Wie sollte man dort Einschreiten? Von Fans gekürte Fußballgötter haben immer einen Sonderstatus, selbst der große Kneipier Wildmoser hatte seine “Stars” nicht immer im Griff

andreas de Biasio

ich nehme Gorenzel von Dienstag gar nichts ab.

Zell

Das müssen Sie auch nicht, da Sie ja kein Naivling sind. Solche PKs dienen doch nicht dazu, alle Details breit zu treten, damit sich die Medien austoben können. Es wird immer das verkündet, was zum jeweiligen Zeitpunkt angebracht ist.

andreas de Biasio

Sascha hat das aber auch so wirklich nicht verdient. und ja Freunde mich würde schon die andere Seite interessieren. Wir waren alle froh und stolz auf Mölders. und das bin ich für immer. für mich stimmt das Verhalten von Gorenzel und Köllner wirklich für mich stimmt mich das sehr traurig und macht mich sauer. hört aeuch mal die Pk auch mehrfach von Dienstag an. wie aufgeregt hier gorenzel auf mich beim zuhören wirkt. ich kenne Sascha seit Anfang 2016 und ich hab ihn nicht nur einmal getroffen und gesprochen. das bild das Gorenzel abgibt ist hier für mich unter aller … ich schreibe den Begriff nicht, nicht das ihr Probleme bekommt. mich regt das ganz persönlich wirklich so dermaßen auf, weil ich Sascha sehr mag und ich bin der festen Ãœberzeugung, dass er das nicht verdient hat. ich hatte am Montag tränen in den Augen wirklich. so geht man nicht mit einem Spieler egal ob er verdienste hat oder nicht, so geht man nicht mit einem Menschen um.

Stefan Kranzberg

Servus Andi, danke für die ausführliche Antwort. Eine Frage habe ich jedoch an Dich: Was hat man Mölders denn ursprünglich angetan? Man hat ihm nahegelegt, zwei Wochen Individualtraining zu absolvieren, um der Mannschaft nach der Winterpause wieder helfen zu können. Das hat er abgelehnt.

Jan Schrader

“so geht man nicht mit einem Menschen um”

Nach allem, was man so hört, kann man genau das zunächst einmal Mölders selbst vorwerfen.

Zell

“wie aufgeregt hier Gorenzel auf mich … wirkt’

Den Grund hat Herr Gorenzel doch genannt. Sie haben doch hoffentlich beim Zuhören auch vernommen, mit welcher (unsachlichen) Emotionalität, um nicht zu sagen Cholerik, Mölders das Gespräch geführt hat.

Was heißt denn, so geht man nicht mit Spielern um? Wie soll man denn mit einem Spieler umgehen, der die Bitten des Trainers ignoriert, an seiner Fitness zu arbeiten? Und wie soll man mit einem Spieler umgehen, der nicht bereit ist seinen vertraglichen Pflichten nachzukommen und die Nebentätigkeiten einzustellen?

Peter1860

Lieber Andi1860, es ist wohl eher anders rum: wie korrektes “menschliches Miteinander” aussehen sollte, darüber sollte sich vor allem Herr Mölders Gedanken machen ( was natürlich nie passieren wird)

Je mehr von seinem unfassbaren Gebahren gegenüber der Mannschaft an die Öffentlichkeit kommt, desto mehr nehme ich auch uns Fans in die Pflicht:
Wie konnte es soweit kommen, dass ein einzelner Spieler, auch wenn noch so verdient, die Mannschaft derart vergiften konnte? Als Kapitän, der eigentlich integrierend wirken sollte, auch gerade für junge Spieler. Mölders, das muss man mit heutigem Wissen sagen, ging es vor allem immer nur um sich selbst.
Und wir mit unserem Fußballgott-Kult waren doch der Hauptgrund, warum die Verantwortlichen unmöglich früher eingreifen konnten.

Patrick

Toller Kommentar, der mir aus der Seele spricht.