Herzlich willkommen zur TAKTIKTAFEL vor dem Auswärtsspiel unseres TSV 1860 München gegen den 1.FC Magdeburg.

 

Um sich endgültig aus den Fängen der kommunistischen Vergangenheit zu lösen, setzt man beim 1. FC Magdeburg auf das komplette Gegenteil von Planwirtschaft. Was den TSV 1860 München gegen Magdeburg erwarten wird, ist schwer vorherzusagen. Trainer Thomas Hoßmang hat bisher fast alle Register gezogen, was die taktische Grundaufstellung betrifft. Neun verschiedene Systeme hat er bisher ausprobiert:

  • 4-4-2 flach
  • 4-4-2 defensiv
  • 4-2-3-1
  • 3-4-1-2
  • 4-3-3 offensiv
  • 4-3-3 defensiv
  • 4-3-1-2
  • 3-5-2

Zuletzt trat man vier Mal in Folge im 3-4-3 an. So gesehen ist der 1. FCM die bisher größte taktische Wundertüte, die auf den TSV 1860 München zukommt. Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams ermauerten sich die Festungsstädter ein 1:1-Unentschieden im Grünwalder Stadion mithilfe eines äußerst defensiven 4-3-1-2. Im Heimspiel mauern und auf einen Punkt hoffen, sollte rein theoretisch in der aktuellen Situation, in der sich der 1. FCM tabellarisch befindet, aber nicht die Devise von Trainer Hoßmang sein. Das schreiben dieser TAKTIKTAFEL ist diesmal ein heiteres Systemeraten.

Weil wir aber das 3-4-3 System bisher noch nicht in der TAKTIKTAFEL behandelt haben und das System, wenn man es mit einer sogenannten gependelten Abwehrkette spielt, durchaus auch defensiv seine Vorteile hat, gehen wir einfach mal davon aus, dass Hoßmang nichts am System ändern wird und Magdeburg ein 3-4-3 gegen den TSV 1860 auf den Platz bringt.

Das 3-4-3

Das grundsätzliche Ziel beim 3-4-3 ist den Gegner durch starkes Gegenpressing gar nicht derart zur Entfaltung kommen zu lassen, dass dieser für die Abwehr eine Gefahr darstellen würde. Durch dieses System kann exzellente Raumaufteilung nach Ballverlust gegen den Ball erreicht werden. Daher eignet sich das 3-4-3 bei guter Spielweise wohl mit am besten von allen Systemen für frühes Angriffspressing, da man in der ersten Phase nach Ballverlust fast immer Überzahlsituationen gegen den Ball vorfindet.

Wenn sich der Gegner aus der Pressingsituation befreien kann, muss sich der Mittelfeldspieler auf der schwachen (ballfernen) Seite fallen lassen, damit eine Viererkette gebildet werden kann. Der Außenstürmer auf dieser Seite wird dann ebenfalls tiefer spielen, um gegen Seitenwechsel abzusichern. Es verschiebt sich dann zum 4-4-2.

Was fordert dieses System von den Spielern?

Die Spieler in einem 3-4-3 sollten sehr ballsicher sein und ein exzellentes taktisches Verständnis mitbringen. Die Anforderungen in Puncto Flexibilität an die Rollen der Einzelspieler sind ebenfalls enorm. Gegen den Ball sind außerdem gutes Stellungsspiel und die Fähigkeit, sich entwickelnde Spielsituationen zu erkennen, von höchster Wichtigkeit.

In Systemen mit Dreierkette wird in der Frühphase eines Angriffs sehr direkt verteidigt. Für die Defensivpositionen sind schnelle, bewegliche Spieler daher unabdingbar. Die Flügelspieler im Mittelfeld brauchen viel Kondition und Laufbereitschaft, da sie ihren Flügel alleine abdecken müssen.

Alternativen zum Pressing

Kann eine Mannschaft, die im 3-4-3 spielt den Gegner defensiv durch Pressing dauerhaft nicht aufhalten, muss entweder über gependelte Außen im Mittelfeld auf eine Fünferkette in der Abwehr oder wie im Fall oben beschreiben zum 4-4-2 gewechselt werden.

Offensiv ist die vier im Mittelfeld meist in einer flachen Rautenformation. Diese ermöglicht mit horizontalen/diagonalen Verschiebungen sehr schnell überall Passdreicke zu bilden. Die beiden Außenstürmer, die leicht zurückgezogen auf ihren Flügeln agieren, bilden mit dem Mittelstürmer ein flaches Sturmdreieck. Dadurch ergibt sich auf dem Feld bei richtiger Umsetzung des 3-4-3 eine “Achter” Formation mit dem offensiven/zentralen Mittelfeldspieler als Zentrum. Die Ãœberzahlsituationen, die so gegen traditionell verteidigende Mannschaften gebildet werden können, sorgen für immensen Druck.

Wenn dieser offensive Druck dann durch das frühe Angriffspressing permanent hochgehalten werden kann, spielt man eine Abwehr mit der Zeit müde und kommt früher oder später zwangsläufig zu Torgelegenheiten.

Stärken und Schwächen des 3-4-3

Stärken

Das 3-4-3 bietet mit seiner exzellenten Tiefenstaffelung im Zusammenspiel mit taktischer Disziplin im Positionsspiel sehr variantenreiche Spielzüge im Aufbau. Gerade für spielstarke Teams ist dieses System daher eine wahnsinnig effektive Waffe. Angriffspressing und Gegenpressing können mit der Überzahl an Offensivspielern gut umgesetzt werden. Diese Überzahl verhilft der Mannschaft im 3-4-3 auch im letzten Drittel zu hoher Variabilität.

Schwächen

Die Dreierabwehrkette muss situativ immer wieder aus dem Mittelfeld heraus verstärkt werden, wenn der Gegner sich aus dem Pressing befreien kann. Das 3-4-3 stellt sowohl mit als auch gegen den Ball hohe Anforderungen an die individuelle Stärke der Spieler. Wenn die Spieler ihre Rollen im taktischen Konzept nicht akribisch einhalten, kann das Spiel im 3-4-3 leicht zum Debakel werden. Außerdem ist es sehr anfällig gegen Konter bei Ballverlust.

Bisherige statistische Werte des 1. FCM

  • Ballbesitz 52%:48%
  • Passgenauigkeit 80%
  • Gewonnene Defensivzweikämpfe 58%
  • Flankengenauigkeit 35%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro  Defensivaktion) 10,43

Schlüsselspieler

Verteidigung

Torwart Morten Behrens (#1): Dass er eine Wand im Tor sein kann, hat er diese Saison eindrucksvoll bewiesen. 71,5% der Schüsse auf sein Tor hat er gehalten. Das Problem an der Sache: seine Abwehr lässt sehr viele Schüsse zu. Obwohl bereits 91 Schüsse in den von Magdeburg bisher absolvierten 20 Partien auf seinen Kasten gingen, musste er erst 26 Gegentore hinnehmen. 3 Mal konnte er die Null halten. Stark im herauslaufen, gute Strafraumbeherrschung und exzellente Reflexe kann Behrens vorweisen. Mit seinen Paraden im Hinspiel brachte er die Offensive der Löwen zur Verzweiflung. Der 23-jährige Schlussmann wird früher oder später sicher auf den Zetteln höherklassiger Clubs mit besseren Abwehrreihen stehen.

Innenverteidiger und Kapitän Tobias Müller (#5) ist stark im Spielaufbau, bei den Defensivaktionen allerdings nicht immer ganz auf der Höhe des Geschehens. Mit seiner Leistung im Spiel steht und fällt, wenn man der Statistik glauben darf, das Spiel gegen den Ball bei Magdeburg. Spielt er hinten gut, holen die Festungsstädter meist Punkte.

Mittelfeld und Sturm

Thore Jacobsen (#22): Die Leihgabe aus Bremen ist ein äußerst passsicherer, defensiver Mittelfeldspieler, ader in der Spieleröffnung mit dem 3-4-3 System nun eine größere Rolle bei der Eröffnung eines Positionsangriffs hat als bisher.

Sebastian Jakubiak (#8) wurde lange Zeit in der Hinrunde von Thomas Hoßmang nicht berücksichtigt. Nun ist er seit Einführung des 3-4-3 Stammspieler. Eine Quote von 60,2% erfolgreichen Aktionen kann sich für einen offensiv ausgerichteten Mittelfeldspieler auch durchaus sehen lassen. Er ist sich auch nicht zu schade gegen den Ball mitzuarbeiten. Technisch versiert und mit gutem Auge für den Mitspieler. Er kann den tödlichen Pass spielen.

Neuzugang Saliou Sané (#33) hat in den fünf Spielen, die er bisher für den 1. FCM absolviert hat, zwei Tore und zwei Vorlagen vorzuweisen. Dazu kommen weitere fünf Schussvorlagen, die von den Mitspielern nicht verwertet werden konnten. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Dieser Mann ist pure Torgefahr.

Fazit

Die bei der sogenannten Smart Passes conversion auf Rang drei, bei Flankengenauigkeit auf Rang sechs und Passquote ins letzte Drittel auf Rang neun in der Liga rangierenden Festungsstädter sind schlechter platziert als sie es theoretisch sein müssten. Mit dem neu hinzugekommenen Sané hat sich vor allem bei der Chancenverwertung viel getan. Der Dämpfer am Wochenende gegen Halle wird Magdeburg gegen unseren TSV 1860 hochmotiviert auf den Platz kommen lassen, um im Heimspiel gegen die Löwen die hinterlassene Scharte des Derbys auszumerzen.

Ohne Kapitän und Toptorjäger Sascha Mölders, der gelbgesperrt fehlt, wird diese Partie eine ganz harte Nuss für unsere Löwen. Ob es wegen des Fehlens von Mölders eine taktische Umstellung auf ein anderes System geben wird, oder ob Biankadi für ihn in die Spitze rückt? Wir werden es sehen. Trainer Michael Köllner wird der Mannschaft den besten Matchplan mitgeben. Wenn Magdeburg mauert wie im Hinspiel, kann das für die Löwen in Sachsen Anhalt eine sehr unglückliche Nummer werden. Hoffen wir auf ein ansehnliches Fußballspiel.

Datenquelle: http://www.wyscout.com/

Diese Aufstellung erwarte ich beim 1.FC Magdeburg

Magdeburg TSV 1860 Aufstellung
So tritt der 1.FC Magdeburg voraussichtlich gegen den TSV 1860 an
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