Ein herzliches Grüß Gott zur TAKTIKTAFEL vor dem Pokalschlager TSV 1860 München – FC Schalke 04.

Der seit 02. März diesen Jahres in Gelsenkirchen auf dem Chefrtrainerposten installierte Dimitrios Grammozis lässt seine Knappen meist in einem sehr offensiven 3-1-4-2 auflaufen. In der 2.Bundesliga residiert der FC Schalke 04 nach kleinen Startschwierigkeiten zu Saisonbeginn mittlerweile auf dem dritten Tabellenplatz und die Tendenz zeigt klar nach oben. In den letzten vier Spielen wurden vier Siege eingefahren bei sage und schreibe 9:0 Toren. Diese Siege fuhr man allerdings, abgesehen vom zumindest ergebnistechnisch knappen 1:0 gegen Hannover, als die Schalker den Siegtreffer erst in der sprichwörtlich letzten Sekunde einer fünfminütigen Nachspielzeit erzielten, gegen die drei Aufsteiger aus Liga drei ein (Dresden, Rostock und Ingolstadt).

Nichtsdestotrotz: 12 Punkte aus vier Spielen mit 9:0 Toren muss man erst mal einfahren.

Die wichtigsten statistischen Werte der Schalker

  • Ballbesitz 50%
  • Passgenauigkeit 82%
  • Defensive Zweikampfquote 57%
  • Flankengenauigkeit 36%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 9,37

Wie spielt der FC Schalke 04?

Das 3-1-4-2 ist eine offensive Variante des 3-5-2. Dabei wird bei eigenem Ballbesitz im gegnerischen letzten Drittel die Offensive derart überladen, dass sich früher oder später Räume ergeben, wenn der Gegner nicht zu 100% konzentriert verteidigt. Diese Räume nutzten die Knappen aus Gelsenkirchen in den letzten Spielen gnadenlos aus.

Dieses System ist unter vielen Fachleuten als Harakirisystem verschrien und das trifft auch zu – allerdings nur dann, wenn die Außenbahnspieler disziplinlos sind und ihre defensiven Aufgaben nicht annehmen beziehungsweise lösen.

Zu Beginn der laufenden Saison sah es auch danach aus als würde das System dem Trainer auf die Füße fallen. Mittlerweile hat sich die Mannschaft in diesem System defensiv zurecht gefunden und weiß zudem genau, wie die Stürmer gefüttert werden müssen, damit es im gegnerischen Gebälk klingelt.

Je nachdem, wo der Gegner den Schalkern Räume anbietet, stechen sie hinein. Dabei ist es vollkommen egal, ob über die Flügel oder durch das Zentrum gespielt wird. Die Schalker finden einen Weg, um effektiv vor das Tor des Gegners zu kommen und dort auch gefährlich zu agieren.

Mit sechs offensiven Feldspielern ist es auch nicht sonderlich verwunderlich, dass die Offensivbemühungen der Gelsenkirchener häufig von Erfolg gekrönt sind.

So agiert der Zweitligist in der Defensive

Gegen den Ball steht der FC Schalke 04 generell hoch und presst früh sowie aggressiv. Dabei bieten die Schalker Räume auf den Außenbahnen an, wenn der Gegner sich aus dem Pressing befreien kann, um selbst im Zentrum kompakt zu stehen. Die Logik dahinter ist klar. Irgendwann muss der Gegner den Ball dorthin befördern, sonst gibt es keine Torchancen. Agiert der Gegner im Zentrum oder wird der Ball dorthin gespielt, reagieren die Schalker sofort mit starkem Defensivdruck.

Sowohl im Raum als auch gegen den Mann bekommen die Gegner des FC Schalke 04 in zentralen Positionen diesen Druck auf der gesamten Länge des Spielfelds zu spüren. Speziell hohes Pressing ist beim 3-1-4-2 unerlässlich, um den Spielern zeitlich zu ermöglichen sich aus der offensiven Überladung in die jeweils zugedachte Defensivposition zurückzuziehen. Das Spiel der Schalker in Hannover war gegen den Ball ein Lehrbeispiel, wie man das 3-1-4-2 spielen muss. Ganze drei Schüsse konnten die Hannoveraner gegen die Knappen absetzen.

Wenn die Verschiebungen aus der Offensive in die Defensive funktionieren, spielen die Schalker entweder 4-2-3-1 oder auch ein 5-3-2. Beides hat man von den Schalkern schon gesehen. Die einseitig gependelte Viererkette ist ebenso wahrscheinlich wie eine Fünferkette. Dabei wird in der gependelten Viererkette immer der Außenbahnspieler auf der ballfernen Seite der Spieler sein, der in den Abwehrverbund abkippt.

Stärken und Schwächen des 3-1-4-2

Stärken

Es entsteht bei Ballbesitz schnell eine Überzahl im Mittelfeld. Damit kann man in der Offensive variantenreich agieren. Sowohl Passdreiecke als auch Rauten können mit kleinen Verschiebungen in jede Richtung schnell gebildet, aufgelöst und wieder neu gebildet werden. So können schnell Formationen für präzises Kurzpassspiel entstehen. Pressing gegen das Positionsspiel der Gegner wird stark begünstigt.

Schwächen

Spielt der Gegner ein System, das bei eigenem Ballbesitz drei Spitzen vorsieht, kann die Abwehr in Probleme kommen, wenn zusätzlich noch torgefährliche Mittelfeldspieler lauern, um die Stürmer zu unterstützen. Die individuellen Anforderungen an das Können der Innenverteidiger sind sehr hoch. Speziell der zentrale Innenverteidiger steht im Fokus. Vor allem wenn aus der Dreierkette eine gependelte Viererkette entsteht, obliegt es ihm die richtige Verschiebung gegen den Ball einzuleiten. Bei Konterangriffen sind oft die Halbräume zwischen Mittelfeld und Strafraum sehr offen. Wenn der Gegner das ausnutzen kann, entstehen gefährliche Vorstöße.

Schlüsselspieler

Der Österreicher Martin Fraisl (#30) kam zur neuen Saison aus Den Haag an die Emsche. Seit vier Spielen steht er nun im Tor der Knappen und musste noch nicht einmal den Ball aus dem eigenen Tor holen. Zeit wirds würd ich sagen! Spaß beiseite, für die gute Quote bei den Schalkern gegen den Ball ist vor allem die Defensivphilosophie von Trainer Grammozis und die Art und Weise, wie diese von den Schalker Spielern umgesetzt wird, verantwortlich. Der FC Schalke 04 lässt in den letzten Spielen einfach kaum Torchancen für den Gegner zu. Seit Fraisl im Kasten steht musste er genau sieben Mal eingreifen, um einen Einschlag im Tor zu verhindern. Ob nun tatsächlich er oder vielleicht Fährmann im Tor steht, werden wir sehen. Viel Unterschied dürfte diese Personalie nicht machen.

Innenverteidiger Ko Itakura (#3), Leihspieler von Manchester City war, als er Mitte August nach Gelsenkirchen kam, der Baustein, der in der Dreierkette noch gefehlt hatte, um die Stabilität dort zu garantieren. Sein gutes Stellungsspiel hilft ihm dabei viele Pässe abzufangen. 78% seiner Defensivduelle entscheidet er für sich. Zudem ist er kopfballstark und passsicher.

Viktor Pálsson (#4) kam vor der Saison aus Darmstadt und wurde umgehend Kapitän bei den Schalkern. Gegen den Ball ist dieser Spieler auf seiner Position in der zweiten Liga eine Bank. Er ist momentan der kopfballstärkste defensive Mittelfeldspieler der zweiten Liga und auch am Boden gewinnt er deutlich mehr Zweikämpfe als er verliert. Mit seinem guten Stellungsspiel sorgt er für viele abgefangene Pässe. Die stark offensive Ausrichtung der Schalker sorgt allerdings dafür, dass er im Passspiel hinter seinen Topkollegen in der Liga auf dieser Position zurückhängt. Seine Pässe sind nicht schlechter, nur mit mehr Risiko gespielt. Daher ist seine Passquote im Spiel nach vorn nicht so gut wie bei anderen Spielern auf seiner Position.

Simon Terodde (#9), mit elf Treffern bester Schütze der Liga, hat zudem schon drei Vorlagen auf dem Kerbholz. Er ist Gefahr Pur. Der vom HSV zu den Knappen gewechselte 33-jährige Vollblutstürmer ist wohl von keiner Abwehr in Liga zwei wirklich unter Kontrolle zu halten. Entsprechend schwer wird es für die Defensive des TSV 1860 München ihn am Toreschießen zu hindern.

Fazit

Dimitrios Grammozis hat zwar angekündigt seine Elf für das Pokalspiel im Gegensatz zu den Ligaspielen etwas zu verändern. Ob das aber die Chancen der Schalker gegen den TSV 1860 München schmälert, lass ich mal dahingestellt. Für mein Dafürhalten ist die Chance, welche die Löwen am heutigen Dienstag ab 18:30 Uhr haben, die, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat. Wenn die Tormaschine aus dem Pott in die Gänge kommt, wird für die Sechzger in diesem Spiel vermutlich nicht viel zu holen sein.

Steckte ich in den Schuhen unseres Trainers, würde ich vor der Box den Bus parken und mit Bär sowie Linsbichler meine Chance in Kontergegenstößen suchen. Versucht man mit den Schalkern mitzuspielen, wird man bei der Form, in der der FC Schalke 04 sich momentan präsentiert, vermutlich derb unter die Räder kommen.

Aber wie gesagt: der Pokal hat seine eigenen Gesetze. “Schau ma moi” was des wird. Vielleicht gelingt ein dreckiger Sieg. Für mich ist das Vorrücken in die zweite Pokalhauptrunde schon ein großer Erfolg gewesen. So, wie es momentan aussieht, ist die Liga klar das, worauf der Fokus gelegt werden sollte.

Wie wir alle hoffe ich natürlich trotzdem auf den Einzug in das Achtelfinale und ein weiteres Pokalhighlight im Sechzgerstadion. Allein mir fehlt der Glaube bei der Art, wie der kommende Gegner sich in den letzten Spielen präsentiert hat. Ein Plus für die Sechzger wird sicherlich die Rückkehr der aktiven Szene in die Kurve sein. Das könnte die nötigen extra Körner, die man braucht um zu bestehen, freisetzen.

So könnte der FC Schalke 04 in Giesing auflaufen

Datenquelle: wyscout

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Darock

Also Jungs keiner braucht sich sorgen machen, ich habe heute Nacht geträumt das wir in der regulären Spielzeit 7:1 gewinnen. 🙂