Ein herzliches Grüß Gott zur TAKTIKTAFEL des Spiels TSV 1860 München gegen die SpVgg Unterhaching.

Trotz der miserablen Ergebnisse und der schriftlichen Forderung einiger Fanclubs hält der Präsident und Ex-Löwenspieler Manfred Schwabl weiterhin an Trainer Arie van Lent fest. Wie spielt die SpVgg unter van Lent, ist der Trainer das Problem oder sind es doch die Spieler? Kann der TSV 1860 gegen Unterhaching Punkte holen?

Die statistischen Werte der SpVgg Unterhaching

  • Ballbesitz 53% : 47%
  • Passgenauigkeit 81%
  • Defensive Zweikampfquote 61,5%
  • Flankengenauigkeit 34%
  • PPDA  (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 9,36 (zweitbester Wert der Liga)

Das sind nun die üblichen statistischen Werte, die ich vor jedem Spiel für Euch, liebe Leser, heraussuche. Zu diesen Werten möchte ich dieses Mal noch drei weitere hinzufügen. Das ist einmal der sogenannte xG Wert, den ich auch schon in der Analyse des Spiels der Löwen in Saarbrücken benutzt habe. Außerdem die Anzahl erzielter Tore, da diese beiden Werte in Relation zueinander stehen und einiges über die Arbeit des Trainers und die Leistung bzw. das Spielglück der Mannschaft aussagen. Zu guter Letzt folgt noch der xGa Wert (erwartete Gegentore).

Allen, die erwarten, dass die SpVgg im Vorbeigehen geschlagen werden kann, möchte ich, schon bevor ich auf die Gründe nach dem Warum eingehe, sagen: dem ist nicht so.

Mit der SpVgg Unterhaching kommt eine Mannschaft ins Sechzgerstadion, die vielleicht angezählt ist, aber trotzdem guten und vor allem modernen Fußball spielt. Oft fehlt ihr aber der letzte Punch, um in entscheidenden Momenten der Spiele individuell erfolgreich zu sein.

Ein Blick auf den xG Wert

Der xG Wert von Unterhaching über die komplette Saison hinweg liegt bei 40,53. Rein statistisch sollte Unterhaching also bereits rund 41 Tore auf dem Konto haben. Tatsächlich sind es aber nur 25. Was sagt uns das? Entweder sind die Stürmer der Spielvereinigung so schlecht, dass sie einfach das Tor nicht treffen, oder die Torhüter der Gegner wachsen in den Spielen gegen den Verein mit dem Bob im Wappen regelmäßig über sich hinaus. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass sich die Spieler der SpVgg oft entscheiden, aus schlechten Positionen zu schießen, sodass allein die Anzahl der Schüsse den xG Wert nach oben treibt.

Die These mit den zu vielen Schüssen aus schlechten Positionen können wir sofort ad acta legen. Unterhaching schießt im Schnitt zwölf Mal pro Spiel. Davon gehen durchschnittlich vier Schüsse aufs Tor des Gegners.

Folglich kommt nur eine Kombination der beiden ersten Möglichkeiten in Betracht. Wenn es die Hachinger also schaffen, den Knoten bei den eigenen Torchancen zum Platzen zu bringen, ändert sich bei gleichbleibender Spielweise der SpVgg offensiv alles und wir haben es mit einem absoluten Spitzenteam zu tun.

Der xGa Wert

Warum ein Spitzenteam, werden sich nun viele von Euch fragen? Hier kommt der xGa Wert ins Spiel. Die Spielvereinigung Unterhaching rangiert hier mit 33,27 erwarteten Gegentoren auf Platz acht in der vorderen Hälfte der Tabelle, musste aber zusammen mit zwei weiteren Vereinen, deren xGa in etwa den kassierten Gegentreffern entspricht, die bisher zweitmeisten Gegentore hinnehmen.

Ziehen wir also die richtigen Schlüsse aus all diesen statistischen Werten, haben wir mit Unterhaching am Freitag einen Gegner vor der Brust, der a) gute Torgelegenheiten herausspielen kann, die in Summe zu mehr Treffern führen müssten als die Spielvereinigung bisher erzielen konnte, und b) auch gut verteidigt, aber durch ähnlich widrige Umstände wie in der Offensive auch in der Defensive öfter den Kürzeren zieht als es sein müsste.

Unterhaching im 4-2-3-1

Trainer Arie van Lent spielt meist das im modernen Fußball gängigste System 4-2-3-1. Manchmal wählt er auch ein 4-2-2-2 mit hängender Spitze, das unterscheidet sich im Spielaufbau aber nicht wesentlich vom 4-2-3-1. Unterschiede zeigen sich meist erst durch unterschiedliches Verschieben beim Eindringen ins letzte Drittel.

Bei der SpVgg dominiert das Flügelspiel. Die zu Ende gespielten Positionsangriffe gehen zu 37% über die linke Seite und 38% über rechts. Nur 25% der Angriffe gehen durch das Zentrum. Im Schnitt schafft es die Mannschaft von Trainer Arie van Lent 33 Angriffe pro Partie zu Ende zu spielen.

Ob die Spielvereinigung Unterhaching nun über links oder rechts ihre Angriffe gegen den TSV 1860 aufbaut, sollte relativ egal sein. Auf beiden Seiten sind die offensiven Waffen, die man in der Vorstadt hat, gut genug, um den Ball gefährlich vor das Tor des Gegners zu bringen. Hier muss der TSV 1860 München seine defensiven Hebel ansetzen, sollten die Hachinger dem Pressing der Löwen entkommen können, und Folgendes beherzigen. Erstens muss der Raum für die schnellen Spieler auf den Außenpositionen eng gemacht werden, sowie zweitens auch die Passwege ins Zentrum so zugestellt werden, dass es wenig Möglichkeiten für Haching gibt, dorthin auszuweichen.

Gelingt dies, muss die SpVgg den Raum für das eigene Offensivspiel über Seitenwechsel suchen. Das kann das Spieltempo für den Gegner derart verlangsamen, dass die Löwen, obwohl sie über die Breite des Feldes verschieben müssten, auch vernünftig defensiven Druck auf der anderen Spielfeldseite ausüben und die Vorstädter ihre Angriffe nicht so zahlreich wie üblich ins letzte Drittel vortragen können.

Stärken und Schwächen des 4-2-3-1

Die letzten Male gegen Mannschaften im 4-2-3-1 haben wir die Stärken und Schwächen des Systems stichpunktartig beleuchtet. Heute gibt es das mal wieder ausführlich.

Die Stärken

Gegen den Ball ist das 4-2-3-1 in der Zentrale und Richtung eigener Box sehr kompakt. Es gibt den Gegnern kaum Raum, um dort vernünftiges Passkombinationsspiel aufzuziehen. Auch gegen zwei oder drei Stürmer ist man durch die beiden defensiven Mittelfeldspieler gut abgesichert. Nach Balleroberung kann das Spiel über die beiden Sechser relativ variabel gestaltet werden. Sowohl über die Flügel als auch über das Zentrum sind schnelle Angriffe möglich, wenn man die Lücken im Raum schnell erfasst und alle Offensivspieler ihre Laufwege situationsbedingt richtig anlegen. Oft schaltet sich einer der beiden Sechser auch aktiv und nicht nur als Ballverteiler in das Offensivspiel mit ein. Dadurch wird die Offensive als Ganzes schwerer ausrechenbar.

Die Schwächen

Gegen den Ball ist ein Gegner, der gern über die Flügel angreift, schwer zu kontrollieren. Das liegt daran, dass die Wege zur Doppelung eines Spielers relativ weit sind und dies vom Angreifer oft schon erkannt wird, wenn sich der doppelnde Gegner aus seiner taktischen Grundposition löst. Das führt bei guter Spielübersicht und genauem Passspiel zu viel Raum für die angreifende Mannschaft. Die Mittelfeldspieler auf den Außenpositionen müssen außerdem ein extrem hohes Laufpensum bewältigen, wenn sie die gegnerischen Flügel unter Kontrolle halten wollen. Im Spiel nach vorne ist vor allem das Fehlen eines zweiten Stürmers ein großes Manko, da sich dadurch für den Spieler in der Sturmzentrale nur wenig Raum zur Entfaltung seiner Fähigkeiten bietet. Deshalb sind torgefährliche Mittelfeldspieler, die mit aufrücken, für ein erfolgreiches 4-2-3-1 zwingend erforderlich.

Wie ist Unterhaching für den TSV 1860 zu knacken?

Ähnlich wie auch im Hinspiel müssen es die Löwen schaffen über kreatives und variables Flügelspiel zum Erfolg zu kommen. Insbesondere wenn Rechtsverteidiger Schwabl zu einem seiner Sturmläufe angesetzt hat, kann es auf dem linken Flügel für die Löwen zu guten Möglichkeiten kommen. Dafür müssen die Angriffe in diesen Umschaltsituationen gut ausgespielt werden. Im Positionsspiel kann es die Lösung sein, über angedeutetes Überzahlspiel auf einem der Flügel Unterhaching so zur Verdichtung der Räume dort zu zwingen, dass durch genaue Spielverlagerung ins Zentrum oder auf die gegenüberliegende Seite nutzbare Räume für den TSV 1860 München entstehen.

Die Schlüsselspieler

…in der Defensive

Torwart Jo Coppens (#48) ist möglicherweise eine Schwachstelle der SpVgg. Nach dem Motto “jeder 4. Schuss ein Treffer” fing sich der Neuzugang von Lillestrøm SK seit er nach dem Weggang von Nico Mantl zu RB Salzburg das Tor der Vorstädter hütet bei 32 Schüssen 8 Tore. Der 30 Jahre alte und 1,90 m große Belgier, der vor seinem Wechsel nach Norwegen drei Jahre bei Carl Zeiss Jena das Tor hütete, ist eine absolute Bank hinsichtlich der Strafraumbeherrschung. Hohe Bälle sind für ihn meist leichte Beute.

Außenverteidiger Markus Schwabl (#23): Er ist die Triebfeder im Spiel auf der rechten Seite. Das gilt ebenso für seinen Kollegen Dombrowka (#8) auf der linken Seite. Ob Dombrowka jedoch zum Zug kommen wird oder Arie van Lent dem jungen Jannis Turtschan, der gegen Duisburg ein gutes Spiel ablieferte, den Vorzug gibt, werden wir wohl nicht vor Freitag erfahren.

Innenverteidiger Robert Müller (#4) hat eine relativ schlechte defensive Zweikampfquote, ist aber überaus kopfballstark und äußerst passsicher im Spielaufbau. Schnelle quirlige Spieler sollten sich gegen ihn durchsetzen können und so für gute Szenen des TSV 1860 München im Strafraum der Hachinger sorgen. Er ist mit aktuell 336 absolvierten Partien der Rekordspieler in der 3.Liga.

…in der Offensive

Die offensiven Mittelfeldspieler Niclas Anspach (#18) und Luca Marseiler (#30) sind beide gleichermaßen gefährlich. Auf sie müssen die Löwen gegen den Ball besonders aufpassen. Technisch versiert, mit gutem Auge und exzellentem Passspiel können sie in jedem Spiel den Unterschied machen.

Dominik Stroh-Engel (#7) ist nach der Verletzung von Patrick Hasenhüttl der Alleinunterhalter im Sturm. Seine Qualitäten hinsichtlich Abschlüssen und Vorlagen sind bekannt. Hoffen wir, dass es nicht soweit kommt und er sie zeigen kann.

Es fehlen sicher: Moritz Heinrich (Gelbsperre), Josef Welzmüller (Kreuzbandriss), Alexander Kaltner (Kreuzbandriss), Patrick Hasenhüttel (Knie OP)

Ob die Ex-Löwen Dominik Stahl und Stephan Hain (beide Trainingsrückstand) am Freitag möglicherweise für Einsätze zur Verfügung stünden, entzieht sich meiner Kenntnis.

Fazit

Wie oben schon geschrieben, ist die SpVgg Unterhaching keineswegs so schlecht wie es die momentane Tabelle vermuten lässt. Wenn dort der offensive Knoten platzt, wird sich die Mannschaft wieder aus dem Tabellenkeller befreien. Von daher darf man die Vorstädter auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen.

Welche Taktik Trainer Köllner der Mannschaft des TSV 1860 München auch immer für das S-Bahn Derby gegen Unterhaching mitgeben wird; diese Taktik und den daraus folgenden Matchplan einzuhalten, wird essenziell sein, um das Spiel erfolgreich zu gestalten. Wenn dann auch die Chancenverwertung wieder stimmt, sollte ein Erfolg gegen den Verein mit dem Bob im Wappen möglich sein. Defensive Disziplin, Kreativität auf den Flügeln und Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Kasten sind in meinen Augen das Rezept, um gegen Haching drei Punkte einzufahren.

Diese Aufstellung erwarte ich von Unterhaching gegen unseren TSV 1860 München

TSV 1860 Unterhaching Aufstellung
So könnte die SpVgg Unterhaching gegen den TSV 1860 München antreten

 

Unsere Datenquelle: wyscout

 

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