Gleich zwei überraschende Meldungen gab es bei Türkgücü gestern zu vermelden. Erst konnte ein neuer Hauptsponsor vorgestellt werden, ehe abends der Ticketshop Karten für das Duell gegen den TSV 1860 München auswies. Falls das Spiel gegen Türkgücü allerdings doch nicht wie geplant stattfindet, könnten die gekauften Tickets nur einen Zweck haben: eine Erhöhung der Insolvenzmasse.
Spielbetrieb gesichert – für zwei Spiele
Seit Ende Januar ist klar, dass bei Türkgücü ein großer finanzieller Umbruch bevorsteht. Mäzen Hasan Kivran hat offensichtlich endgültig die Lust an seinem Projekt verloren. Schon einmal war der 55-Jährige kurz vor dem Absprung, ehe er sich kurzfristig doch noch anders entschied. Nach den ersten Gerüchten über große finanzielle Probleme in der Heinrich-Wieland-Straße kam am Montag, den 31.Januar tatsächlich der große Paukenschlag. Türkgücü stellte einen Insolvenzantrag, unter anderem die Spieler könnten damit Gläubiger in einem möglichen Verfahren werden.
Dem DFB meldete der Verein, dass in jedem Fall der Spielbetrieb für die kommenden beiden Auswärtsspiele gegen den VfL Osnabrück und beim Halleschen FC am kommenden Dienstag gesichert sei. Alles darüber hinaus war mit einem großen Fragezeichen versehen.
Seit dem Sommer konnte Türkgücü keinen Hauptsponsor finden. In der Folge lief man mit dem Slogan “Überall Familie” auf der Brust auf. Nur vier Tage nach dem Insolvenzantrag stieg dann Remitly, ein US-amerikanischer Finanzdienstleister, beim ambitionierten Projekt ein.
Löwenfans kaufen Tickets – nur ein Beitrag zur Insolvenzmasse von Türkgücü?
Viele rechneten beim Lesen dieser Nachricht bereits damit, dass damit die Insolvenz bereits wieder ad acta gelegt werden könnte. Das Sponsoring könnte die entstandene Finanzlücke schließen, drei Wochen bleiben für diesen Vorgang nach dem Antrag Zeit. Doch Gerüchten zufolge ging es bei dem Deal weniger um Geld als viel mehr um eine bessere Außendarstellung. Weitere Personen und Unternehmen sollen zu einem Einstieg bei Türkgücü animiert werden, um die finanzielle Situation beim Drittligisten zu verbessern.
Damit einhergehend bedeutet dies allerdings auch: einen Einfluss auf die Sicherung des Spielbetriebs über das Spiel gegen den Halleschen FC hinaus hat der Einstieg von Remitly wohl nicht. Trotzdem sind im Ticketshop Karten für die Heimspiele gegen Waldhof Mannheim und den TSV 1860 München erhältlich. Während die Diskussion über einen Besuch des Olympiastadions voll im Gange ist, haben sich nicht wenige Löwenfans bereits mit Karten eingedeckt. Dabei ist noch überhaupt nicht klar, ob für das gezahlte Geld auch eine Leistung erbracht wird. Sprich: ob das Duell zwischen Türkgücü und dem TSV 1860 München am 16.Februar überhaupt stattfindet. Diese Entscheidung liegt nicht mehr in der Hand der Verantwortlichen in der Heinrich-Wieland-Straße, sondern einzig und allein beim Insolvenzverwalter Dr. Max Liebig.
Ungeachtet dessen hat Türkgücü den Vorverkauf für zwei Heimspiele gestartet. Möglicherweise erhöhen die Löwenfans (und mögliche Gäste aus Mannheim) aber lediglich die Insolvenzmasse, ohne überhaupt ein Spiel zu sehen. Die Insolvenzmasse ist laut Insolvenzordnung “das gesamte Vermögen, das dem Schuldner zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens gehört und das er während des Verfahrens erlangt“. Die Erlöse aus den Ticketeinnahmen zählen folglich hinzu.
Ob es als Fan von Waldhof Mannheim oder des TSV 1860 München also schlau ist, im Vorverkauf Tickets für ein Spiel zu erwerben, das wohlmöglich gar nicht stattfindet, darf bezweifelt werden.
Ich war im Insolvenzverfahren des 1. FC Kaiserslautern einer der vielen Gläubiger. Da lief einiges schon sehr seltsam, wohl hart an der Grenze des Erlaubten. Die großen und wichtigen “Parteien” waren sich aber über den Weg wohl schnell einig und bestimmten eine Quote von 4 % für alle Gläubiger. Das bedeutet ich habe 4 % von den offenen Schulden bekommen und dann noch ca. 15 Euro Aufwandsentschädigung. Der Unterschied war allerdings, die Schulden waren vor Eröffnung des Verfahrens schon vorhanden.
Kaum war das Verfahren abgeschlossen, konnte der “neue” 1. FC Kaiserslautern wieder hohe Gehälter bezahlen und viele Spieler einkaufen mit sehr ordentlichen Ablösesummen. Dem eV dort hat man übrigens ca. 5 Mio. Schulden einfach mal so “rüber geschoben”. Es gab ja nur 3 Punkte Abzug, damals.
Stimmt nicht ganz, der Artikel… kann der Verwalter Verpflichtungen nicht erfüllen, die er eingegangen ist, ist er zu Schadenersatz verpflichtet. Somit muss er die Tickets erstatten.
Auch gibt es keine 3-Wochen-Frist nach Antragstellung. Egal zu welchem Zeitpunkt: fällt der Insolvenzgrund weg, wird das Verfahren beendet.
1. wenn das Geld der Karten bei TG ist und wegen Insolvenz das Spiel nicht stattfinden kann, dann wird nach Gläubigerrangfolge der Wert der Insolvenzmasse aufgeteilt. Da dürfte der Karteninhaber eines Fußballspiels ganz weit hinten stehen in der Rangfolge und sieht keinen Cent
2. Die Drei-Wochenfrist gibt es nicht bei der Privatinsolvenz -ja. Aber hier ist der Spielbetrieb und die Fortführung der Saison auf Basis der DFB-Statuten gemeint. Wenn TG die Fortführung der Saison 3 Wochen nach Insolvenzantrag nicht nachweisen kann, spielt TG kein Spiel mehr – sofern der DFB konsequent handelt.
Schöne Grüße
Altdorfer
Wenn der (vorläufige) Insolvenzverwalter eine Verpflichtung eingeht – und das tut er, wenn er Tickets im Antragsverfahren verkauft – dann muss er diese erfüllen. Ansonsten ist er schadenersatzpflichtig (Siehe Masseverbindlichkeit). Daher ist ein Risiko quasi nicht vorhanden (und der Ticketkäufer steht ganz oben)
Ok, die Statuten des DFB sind mir nicht bekannt. Im Insolvenzrecht gibt es so eine Regel nicht.
Und bei starkem Schneefall oder Glättegefahr gibt es eh keinen Zugang für die Fans.
Alle Gründe, zunächst Mal abzuwarten
Selbst wenn jemand unbedingt hingehen will, sollte er keinesfalls vor dem 15. Die Karte kaufen. Angst, keinen Platz zu bekommen, besteht ja nicht im Oly…