Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Heimspiel unseres TSV 1860 München gegen den 1. FC Kaiserslautern. Seit September vergangenen Jahres setzt Marco Antwerpen bei den roten Teufeln gegen den Ball auf eine Fünferkette.

Das System der Lauterer variiert dabei zwischen 5-3-2 (3-5-2), 3-4-1-2 und 3-4-3. Auch gegen den TSV 1860 rechne ich daher mit diesem System bei Kaiserslautern. Resultat aus der Veränderung vom Spiel mit Viererkette auf Dreier- bzw. Fünferkette im System ist: Nur eine Niederlage in 19 Spielen und seither lediglich acht Gegentore. Respekt, lieber FCK! Das kann sich sehen lassen. Die letzte Niederlage der Betzebuwe fand an Halloween gegen die Würzburger Kickers statt.

Michael Köllner hat in der Pressekonferenz von einem dicken Brett gesprochen, das es zu bohren gilt. Da hat er wohl recht, denn Kaiserslautern hat die stabilste Abwehr der Liga. Insgesamt nur 16 Gegentore und – wie oben geschrieben – in den letzten 19 Spielen nur acht Gegentreffer. Was ist das Geheimnis dieser stabilen Defensive und wie kann der TSV 1860 München diese möglicherweise aushebeln und etwas Zählbares herausholen?

Blicken wir, bevor wir auf die Spielweise unserer Freunde vom 1. FC Kaiserslautern eingehen, auf die bisherigen Statistiken der Pfälzer.

Statistiken des 1.FCK

  • Ballbesitz: 47%
  • Passgenauigkeit: 77%
  • Defensive Zweikampfquote: 62%
  • Flankengenauigkeit: 32%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 10,93

Spielweise des 1.FCK

Die Lauterer spielen effektiven Defensivfußball mit schnellem vertikalen Spiel nach vorne. Dabei kommen die schnellen Angriffe vielfach so präzise und überfallartig daher, dass die Gegner in der Umschaltbewegung nach hinten dem Geschehen oft nicht hinterherkommen.

Gegen den Ball steht der 1. FCK meist tief und diszipliniert mit einer Viererkette vor der Fünferabwehrreihe. So wird den Gegnern das Spiel in die Box brutal schwer gemacht und Chancen im Strafraumzentrum haben für die Gegner von Kaiserslautern Seltenheitswert.

Obwohl die Pfälzer eine vorrangig auf eine gefestigte Defensive fußende Spielweise präferieren, sind sie das Team, das im Schnitt pro Spiel die wenigsten Fouls gegen sich gepfiffen bekommt.

Das macht von daher Sinn, als dass die Mannschaft von Marco Antwerpen ihre defensiven Aufgaben im Ligavergleich nicht unbedingt über den defensiven Zweikampf löst. Im Vergleich mit den jeweiligen Gegnern allerdings schon. Das klingt erstmal unlogisch, ist es aber nicht. Die geduldige Spielweise gegen den Ball und die eigene Präzision im Angriff sorgt dafür, dass in den Spielen, an denen der 1. FCK beteiligt ist, auf beiden Seiten generell weniger defensive Zweikämpfe stattfinden als im Ligaschnitt. Kaiserslautern hat, weil sie die defensiven Zweikämpfe erst dann suchen, wenn die Aussicht auf Erfolg groß ist, eine entsprechend hohe Erfolgsquote bei diesen Aktionen.

Die Kombination aus gutem Stellungsspiel gegen den Ball, hoher Erfolgsquote bei den defensiven Zweikämpfen, einem Torhüter der laut Wyscout besser performed als jeder andere Keeper der Liga, Lufthoheit bei gegnerischen Flanken in die Box, zusammen mit hoher Präzision in Umschaltmomenten und gutem Kombinationsspiel bei Positionsangriffen, führen zu dem Resultat, dass die Lauterer zurecht dort stehen, wo sie sind – nämlich auf Platz zwei der Tabelle.

Stärken und Schwächen des 3-5-2 (5-3-2)

Stärken

Das System ermöglicht bei Ballbesitz eine gute Staffelung in der Breite und Tiefe. Dadurch kann eine für Passkombinationen gute Raumaufteilung entstehen.

Zwei Stürmer in der Spitze bringen starke Präsenz im Zentrum des gegnerischen Abwehrdrittels. Durch ein kompaktes Mittelfeldzentrum lässt man dem Gegner gegen den Ball wenig Raum.

Schwächen

Es ergeben sich bei Ballverlust teilweise weite Abstände, die der Gegner bei schnellem Spiel gut ausnutzen kann.

Die für die Flügelspieler langen Laufwege können, in einem dynamischen Spiel mit viel Ballbesitzwechsel, zu verfrühtem Kraftverlust der Außenspieler und damit zum Erlahmen des Drucks, der über die Flügel aufgebaut werden soll, führen.

Die Flügel sind nur einfach besetzt; deshalb können entweder Defensive oder Offensive dort schwächeln.

Gegen Systeme, in denen mit zwei oder mehr Stürmern agiert wird, kann es bei Kontern des Gegners oder zügigen Positionsangriffen leicht zu einer Unterzahl in der Hintermannschaft kommen.

Schlüsselspieler im Spiel TSV 1860 – Kaiserslautern

Defensive

Mattheo Raab (#40) hat Spahic, der vergangene Saison noch die klare Nummer 1 war, den Rang abgelaufen. Er macht – auch dank einer stabilen Abwehr vor sich – kaum Fehler und verfügt über ein starkes Strafraumspiel. Um ihn zu überwinden, muss man Fehler in der Defensive vor ihm erzwingen. Das wird schwer genug.

Im Prunkstück des 1.FCK, der Abwehrkette, gibt es mit Kevin Kraus (#5), Alexander Winkler (#4) und dem jungen Boris Tomiak (#2) eigentlich drei Schlüsselspieler. Alle haben ein überdurchschnittliches Stellungsspiel und gute Werte im defensiven Zweikampf. Auch in der Spieleröffnung nehmen sich die drei nicht viel, Tomiak spielt im Schnitt die meisten Vorwärtspässe, Kraus hat dabei die geringfügig höhere Präzison gegenüber seinen beiden Kollegen in der Innenverteidigerkette. Laut unserem Datenlieferanten ist Tomiak der beste Innenverteidiger der gesamten Liga.

Mittelfeld

Der defensive Mittelfeldspieler Marlon Ritter (#7) ist die Schaltzentrale in der Eröffnung beim Positionsspiel. Er ist sowohl gegen den Ball, wie auch bei eigenem Ballbesitz einer der besten Spieler der Liga. Seine einzige Schwäche ist der Luftzweikampf. Mit seiner vorausschauenden Spielweise gelingt es ihm oft frühzeitig dort zu sein, wo er zu sein hat, um gegnerische Angriffe schon dann zu unterbinden, wenn sie sich noch weit vom eigenen Strafraum entfernt befinden.

Im offensiven Mittelfeld ist der erfahrene Haudegen Mike Wunderlich (#28) der Kopf der Mannschaft. Er stand trotz seines für einen Fußballer fortgeschrittenen Alters in allen Spielen der roten Teufel 90 Minuten auf dem Platz. Mit drei anderen Spielern teilt er sich mit fünf Treffern für die Pfälzer den Titel Topschütze. Direkte Vorlagen hat er erst zwei auf dem Kerbholz. Am wichtigsten ist er für Kaiserslautern aber in der Rolle des Verbindungsspielers in die Spitze. Seine Präzision bei Pässen ins letzte Drittel und bei Pässen in die Box ist sehr hoch.

Sturm

Der Schlüsselspieler im Sturm wäre, würde er nicht coronabedingt ausfallen, Winterneuzugang Terrence Boyd. Daniel Hanslik (#19) steht ihm aber nicht wirklich nach. Wie Wunderlich hat auch er bereits fünf Treffer vorzuweisen, dazu kommen noch vier Vorlagen. Der im Sommer aus Kiel an den Betzenberg gewechselte Stürmer ist eines der wichtigen Rädchen im offensiven Präzisionsuhrwerk des 1. FCK. Vor allem seine Passgenauigkeit, die für einen Stürmer mit 79% exorbitant hoch ist, hilft den Lauterern immens beim Vorbereiten eigener Torchancen.

Fazit für das Spiel TSV 1860 – Kaiserslautern

Wir haben keine Chance, die müssen wir nutzen. So ungefähr hat Coach Michel Köllner das sinngemäß in der Pressekonferenz vor dem Spiel TSV 1860 – Kaiserslautern verlauten lassen. Das ist natürlich nicht richtig. Eine Chance haben wir immer. Gegen den Ball wird es wichtig sein, es zu schaffen, dem 1. FCK vor allem in Umschaltmomenten frühzeitig das Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Bei eigenem Ballbesitz wird es vor allem im Positionsspiel schwer werden, die kompakte Formation, die Marco Antwerpen gegen den Ball aufbietet, zu durchbrechen.

Ein Tor zu schießen wird für den TSV 1860 gegen Kaiserslautern sehr schwer werden. Keines zu kassieren ebenfalls. Der Erfolg für die Löwen hängt wahrscheinlich stark davon ab, dass man, wenn es Umschaltmomente und Gelegenheiten für Konter gibt, diese präzise ausgespielt werden und man, solange noch viel Platz zwischen der letzten Reihe der Lauterer und deren Tor ist, mit vertikalem Spiel durch die Kette hindurch den Abwehrverbund durchbricht. Schaffen es die Lauterer, gegen den Ball ihre Formation mit den beiden Ketten an der eigenen Box aufzuziehen, wird es zäh und mühsam. Ohne die eigene Abwehr zu entblößen, wird man dann dort keine Überzahl herstellen können. Das macht das Unterfangen eigenes offensives Positionsspiel gegen den 1. FCK für die eigene Defensive gefährlich.

Die Tatsache, dass der DFB uns das Leben in der 3. Liga mit der Farce um Neudeckers Gelbsperre offensichtlich absichtlich schwer macht, ist in dem Maße ärgerlich, dass ich es kaum schaffe die Contenance zu wahren. Dass uns sein Fehlen im Spiel sowohl mit als auch gegen den Ball die Situation gegen die Betzebuwe nicht gerade leichter macht, dürfte klar sein. Vielleicht aber setzt gerade diese Ungerechtigkeit des DFB Kräfte im Team frei, die dann dazu führen, dass mehr als ein Punkt herausspringen könnte.

Mit der Vorgabe auf einen Sieg in diese Partie zu gehen, wäre aber klar vermessen. Wenn wir einen Punkt ergattern, werte ich das als Erfolg. Die Roten Teufel stehen gegen den Ball so stabil wie kein anderes Team der Liga, und schaffen es mit ihrer Präzision im Spiel nach vorn bis auf wenige Ausnahmen fast immer, ein Tor zu erzielen. Seit die Erfolgsserie des 1. FCK vergangenen September begann, blieb Kaiserslautern auswärts nur dreimal ohne eigenen Treffer.

Hoffen wir auf das Beste für unsere Löwen. Wenn Kampf, Leidenschaft, Konzentration und Einsatzwillen zu sehen sind, werde ich nicht übermäßig enttäuscht sein – egal wie das Ergebnis am Ende aussieht. Ich hoffe natürlich immer auf einen Sieg. Diesen zu realisieren wird aber verdammt schwer.

So könnte Kaiserslautern gegen den TSV 1860 beginnen

Datenquelle: Wyscout

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