Herzlich Willkommen zur TAKTIKTAFEL Analyse des Spiels unseres TSV 1860 München beim VFB Lübeck.

Wie gewohnt kam unsere Elf mit dem 4-1-4-1 System auf den Platz. Der Trainer des VfB Lübeck, Rolf Landerl, schickte hingegen ein 4-4-2 mit einer Doppelsechs und hängender Spitze gegen den TSV 1860 München ins Rennen.

Die grundsätzlichen Heransgehensweisen vom VfB Lübeck und dem TSV 1860

Im Aufbauspiel setzten die Löwen nicht auf die dynamische Dreierkette wie gegen Halle, sondern spielten von hinten über eine asymmetrische Viererkette ins Mittelfeld. Lübeck setzte wie erwartet stark auf vertikales Spiel, mit dem das Mittelfeld schnell überbrückt werden sollte. Beide Ansätze funktionierten so gut es der Platz zuließ.

Gegen den Ball verschob sich das 4-1-4-1 der Löwen wie üblich zu einem 4-2-3-1. Diesmal übte wieder Neudecker bzw. nach dessen Auswechslung Tallig die Rolle als Box-to-Box Spieler aus.

Lübeck hingegen verteidigte mit zwei Viererketten tief vor dem eigenen Strafraum und ließ den Löwen kaum Platz, um vor und in der Box zu agieren. Damit hat die Mannschaft des TSV 1860 München schon während der ganzen laufenden Saison Probleme.

Die statistischen Werte des Spiels

TSV 1860 VfB Lübeck
Ballbesitz 60% 40%
Passgenauigkeit 80% 78%
Defensive Zweikampfquote 43,5% 48,5%
Schüsse 18 10
davon aufs Tor 6 5
PPDA* 11,14 14,76
*(zugelassene Pässe pro Defensivaktion)

 

Auswertung der nackten Zahlen

Passquote

Etwas verwunderlich in diesen Statistiken mutet die doch recht gute Passquote beider Teams an. Ich hätte, bevor ich die Zahlen bekam, mit allerhöchstens 75% bei beiden Mannschaften gerechnet. Wenn man das allerdings etwas weiter aufschlüsselt, findet man den Grund, warum die Gesamtquote bei den Sechzgern doch recht ordentlich erscheint. Von insgesamt 428 Pässen im Spiel spielten die Löwen 44 Rück- und 197 Querpässe. 108 dieser Querpässe spielten allein die Defensivspieler untereinander. Da quer und Rückpässe selten schief gehen, erhöht die große Anzahl dieser Art Pässe die generelle Erfolgsquote bei den Pässen beträchtlich.

Ballbesitz und Torschüsse

Damit aber nicht genug, denn es relativiert sich auch die hohe Ballbesitzquote der Löwen ein wenig. Ballbesitz mag grundsätzlich wichtig sein. Wer den Ball nicht hat, schießt kein Tor. Wer den Ball aber zu lange in der eigenen Hälfe hält und nicht genug Tempo ins Spiel bringt, gibt dem defensiv eingestellten Gegner Zeit, sich zu formieren. Nun könnte man argumentieren, dass der TSV 1860 München sowohl öfter insgesamt geschossen als auch öfter Schüsse aufs Tor abgegeben hat als der VfB Lübeck. Das ist ist einerseits richtig. Andererseits sind aber 8 der 18 Schüsse nicht aus dem Spiel heraus entstanden, sondern waren die Folge einer Standardsituation. Nur fünf von fünfundzwanzig ausgespielten Positionsangriffen endeten mit einem Schuss respektive mit Schüssen. Speziell im letzten Drittel hatten die Löwen wegen der zwei tiefen Ketten, die Lübeck vor dem Strafraum aufbaute, große Probleme in gute Schusspositionen zu kommen.

Die Chancen für 1860 gegen den VfB Lübeck

Es gab allerdings drei wirklich gute Chancen, um einen (oder mehrere) Treffer zu erzielen. Mölders` Schuss aus ca. 11 Metern zentral vorm Tor nach einer Ecke in der 49. Minute wird von Deters geblockt. In der 62.Minute war es ebenfalls Sascha Mölders, der nach Zuspiel von Tallig knapp rechts am langen Pfosten vorbei schießt. Die letzte große Chance hatte dann in der 89. Minute Semi Belkahia, der seinen Kopfball leider nicht druckvoll und auch nicht platziert genug auf den Kasten der Lübecker brachte. Das ist schade, aber leider nicht zu ändern.

Ein letzter Blick auf die Zahlen: die Zweikampfquote in der Verteidigung

Auf die Defensivzweikampfquote müssen wir, bevor ich das Fazit zum Spiel ziehe, auch noch kurz eingehen. 43,5% – der schlechteste Wert in dieser Saison. Im eigenen letzten Drittel haben wir sogar um 33% mehr defensive Zweikämpfe verloren als gewonnen. In den Bereichen davor haben die Löwen eine ausgeglichene Bilanz. Dass im Mittelfeld nur 35% aller Defensivzweikämpfe stattgefunden haben, ist natürlich der vertikalen Spielweise der Hausherren geschuldet.

Bei genauer Betrachtung der verlorenen Defensivzweikämpfe im eigenen letzten Drittel fällt auf, dass viele verlorene Defensivzweikämpfe zu guter Letzt doch noch Ballbesitz für unsere Löwen bedeuteten. Der Gegner wurde oft dermaßen gestört, dass beispielsweise der folgende Pass nicht ankam oder der Spieler sich so sehr verzettelte, sodass die Aktion mit Einwurf oder Abstoß endete. Von daher darf man diese Statistik absolut nicht dafür hernehmen, wo es gehapert haben könnte. Das Ergebnis von 0:0 mit nur maximal zwei echten Torchancen bei fünf Schüssen aufs Tor für die Lübecker legt das auch ganz klar dar.

Fazit zum 0:0 zwischen dem VfB Lübeck und 1860

Was bleibt zurück und was nehmen wir als Erkenntnis aus diesem Spiel mit? Zurück bleibt bei einigen Zuschauern am heimischen Fernsehgerät möglicherweise eine gewisse Enttäuschung so wie es mein Kollege Stephan Tempel in den Giesinger Gedanken formuliert hat.

Ich gebe zu: ich war nach dem Spiel nicht enttäuscht, ich war genervt. Das lag nicht daran, dass die Mannschaft nicht gekämpft oder nicht alles versucht hätte, was an diesem Tag in ihrer Macht stand. Ich war genervt von einigen Situationen im Spiel, in denen der ein oder andere Spieler eine gewisse Unkonzentriertheit aufwies.

Aber selbst dieses genervt sein ist, wenn man am nächsten Tag auf das Spiel schaut, nicht gerechtfertigt. Die angesprochenen Situationen haben bis auf zwei nur junge Spieler zu verantworten. Ich und auch sonst niemand kann von Spielern in diesem Alter verlangen über 90 Minuten hinweg immer höchste Konzentration auf den Platz zu bringen. Schon gar nicht nach so einem anstrengenden Tag. Viele blenden oft die Reisestrapazen aus. Die schlagen sich körperlich vielleicht nicht so nieder. Aber für die Konzentration ist, meiner Meinung nach, so ein Tag Gift. Es geht halt leider im Moment oft nicht anders. Bei Anreise am Spieltag mit dem Flugzeug muss man damit rechnen, dass sich das auf die Konzentration schlecht auswirkt. Nun haben die Spieler vier Tage zur Vorbereitung auf ein Abendheimspiel am Montag. Vielleicht sind da ja die Vorzeichen umgekehrt.

 

Unsere Datenquelle: wyscout

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Siggi

An dieser Stelle mal meinen allerherzlichsten Dank für diese und alle vorausgegangenen Spielanalysen, wie auch die Taktitafel, Berichte und und und…