Keine Frage: Werner Lorant prägte beim TSV 1860 eine Ära. Mit ihm als Trainer stiegen die Löwen von der Bayern- in die Bundesliga auf und qualifizierten sich für den internationalen Wettbewerb. Letztendlich scheiterte er an der Erwartungshaltung und dem Druck innerhalb des Vereins. So sollte eine Derbyklatsche die letzte Partie Lorants auf der Bank des TSV 1860 werden…

Durchmarsch in die Bundesliga

Wenn man heutzutage von “Typen in der Bundesliga” spricht, kommt man an Werner Lorant nicht vorbei. Schieds- und Linienrichter fürchteten ihn – zuerst als Spieler, später als Trainer. Ganz anders verhielt es sich mit den Medien, denen der gebürtiger Welvener stets Stoff für neue Stories lieferte und der nie um einen Spruch verlegen war.

Auch wenn Lorants Trainingsmethoden und insbesondere seine Art der Menschenführung schon damals überholt anmuteten – der Erfolg gab dem Übungsleiter recht. Als erstem Verein in Deutschland gelang dem TSV 1860 das Kunststück, innerhalb von zwei Jahren von der Dritt- in die Erstklassigkeit durchzumarschieren.

Selbstauferlegter Erfolgsdruck

Als man sich schließlich sogar für den Europapokal qualifizierte und ans Tür der Champions League klopfte, lechzte besonders Präsident Karl-Heinz Wildmoser nach mehr. Das einstige Erfolgsduo bröckelte, die Konflikte zwischen Trainer und Vereinsoberhaupt wurden zunehmend öffentlich ausgetragen. Wildmoser setzte sich stark für den Bau einer Arena vor den Toren der Stadt ein – wohlwissend, dass es dazu einer dauerhaften Bundesligazugehörigkeit und – im Idealfall – Teilnahme am internationalen Geschäft bedurfte.

Wenn man die Historie des TSV 1860 und den kometenhaften Aufstieg der Löwen in den Jahren zuvor bedenkt, war dies natürlich ein äußerst frommer Wunsch und – wie die Folgejahre beweisen sollten – gefährlich unrealistisch. Als die sportlichen Ziele zu scheitern drohten, zog Wildmoser die Notbremse und beurlaubte Lorant im Oktober 2001.

Das Ende der Ära Lorant beim TSV 1860

Seinen letzten Auftritt auf der Bank hatte Lorant ausgerechnet in einem Derby gegen den FC Bayern. Am 13.10.2001 empfingen die Löwen die Seitenstraßler im ausverkauften Olympiastadion und kamen böse unter die Räder. Trotz früher Führung stand am Ende ein schmerzhaftes 1:5 auf der Anzeigetafel.

Für Wildmoser der Anlass, den streitbaren und stets forsch auftretenden Trainer am 18.10.2001 zu entlassen, da die Löwen nach 9 Spieltagen der Saison 2001/02 “nur” auf Platz 10 der Bundesliga standen. Während die einen froh waren, dass man Lorant und dessen mitunter cholerische Art nun nicht mehr bei 1860 ertragen musste, trauern andere dem Erfolgstrainer noch heute hinterher. Auf Lorant folgte zunächst das Trainer-Duo Gerald Vanenburg und Peter Pacult, ehe der Österreicher ab dem 08.11.2001 die alleinige Verantwortung übernahm.

Zum Legendenderby im Olympiastadion am 23.10. kehrt Werner Lorant auf die Bank des TSV 1860 zurück und feiert ein Wiedersehen mit einigen seiner damaligen Spieler.

Die Aufstellung der Löwen

Beim letzten Spiel der Ära Lorant bot der TSV 1860 im Derby folgende Elf auf:

Jentzsch – Greilich, Zelic (62. Dheedene), Riseth (46. Wiesinger) – Hoffmann, Cerny, Borimirov, Bierofka, Häßler – Schroth, Agostino (73. Winkler)

Tore:
1:0 Bierofka (9.), 1:1 Santa Cruz (28.), 1:2 Fink (44.), 1:3 Salihamidzic (57.), 1:4 Elber (80.), 1:5 Pizarro (86., Elfmeter)

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Dennis M.

Werner Lorant… Vermisse diese Zeiten sehr. Ich hoffe man kann mal wieder an diese Zeiten anknüpfen.

Steffen Lobmeier

Die Zeiten waren keine schlechten, aber Lorant als Typ schon sehr schwierig.

Darock

Heute wäre er nicht mehr tragbar.

Sechzgerhelli

Ich fand damals sein Auftreten schon untragbar, die Kapriolen auf und neben dem Platz taten ein übriges. Vielleicht für die Medien ganz lustig, aber als Fan war bei mir schon ab und zu Fremdschämen angesagt. Die Erfolge sind natürlich unbestritten und seien ihm von Herzen vergönnt, aber irgendwann muss mit dem Personenkult auch Gut sein.

HerrHolle

Komisch nur, dass die “seitenstrassler” mit dem stadionkonzept ein meisterchaftsabo gebucht haben, während die hauptstrassler zum größten stwsi zirkusverein verkommen sind.

Ware mal spannende recherche woran das lag, das einen die erfolgreichste,n die anderen naja, eher der operativen Psychologie verfallen sind, mit dem selben Konzept…

Roloe

Tipp: Schau dir mal die unterschiedlichen Ausgangspositionen an. Da dürfte ein guter Teil der Antwort gegeben sein.

Reinhard Erler

Hat der Hendlmörder auch gesagt: Mir san wie der FCB, bloß sammer blau. Wie man sich nur so täuschen kann

Darock

Dazu gibt es genug Ursachenforschung, hör dir mal den Podcast “Inside 1860” von der SZ an, dann dürften deine Fragen zu dem Thema geklärt sein.

Steffen Lobmeier

Die Arena war halt von Anfang an auf die Bedürfnisse der Roten ausgerichtet. Ist doch eigentlich gar nicht so schwer zu verstehen, warum 1860 dort nicht funktionieren konnte. Und in der 2. Liga schon zweimal nicht.

Aschlegel

Was ist denn eigentlich ein “stwsi zirkusverein”?
Zu Deiner vermeintlich spannenden Recherche: Die kannst Du gleich ausweiten auf alle Vereine in Deutschland. Denn vom Erfolg und den Umsatzzahlen kann keiner es mit denen aus der Seitenstraße aufnehmen. Wir waren ja schließlich in den 90er- und Nullerjahren nie auf Augenhöhe mit den Roten, sondern ein David, der hin und wieder dem Goliath ein Bein stellen durfte. Und wie sich später herausstellte, hat die Möglichkeit des Beinstellens den Verein schon an den Rand seiner finanziellen Möglichkeiten geführt. Darum weiß ich jetzt nicht, was Du da groß recherchieren musst.