Das letzte Mal, dass ich wegen dem TSV 1860 München schlaflose Nächte hatte, war vor ziemlich genau drei Jahren. Im Mai 2021. Da waren wir nach dieser ewigen Corona-Pause ganz nah dran am Aufstieg. Am Ende hat’s ja bekanntlich wieder mal nicht gelangt… Dieses Mal war der Grund ein anderer: das Abstiegsgespenst suchte mich in meinen Träumen heim und ich befürchtete das Schlimmste. Aber durch eine überraschend gute Leistung konnten die Löwen dem Teufel noch mal von der Schippe springen und den Klassenerhalt sichern.
Diese wehrlose Truppe ließ mich Schlimmstes befürchten
Die Gefahr des Abstiegs war zugegebenermaßen ziemlich gering vor dem 37. Spieltag. Halle hätte beide Spiele gewinnen müssen, Waldhof vier Punkte holen und Sechzig beide Spiele verlieren müssen, damit der Super-GAU wirklich eingetreten wäre. Dennoch machte ich mir große Sorgen um den Klassenerhalt. Man hat halt bei Sechzig schon so viel schief gehen sehen, was niemals hätte schief gehen dürfen. Was mir wirklich keine Hoffnungen machte, waren die letzten Leistungen der Mannschaft. Besonders aufgrund der absolut zahnlosen Auftritte in Haching und gegen Dortmund II war ich mir ziemlich sicher, dass 1860 keinen Punkt mehr holen würde in dieser Saison. Nach einem Sieg in zehn Spielen war einfach das Schlimmste zu befürchten.
Endlich eine Reaktion der Mannschaft
Die Startviertelstunde in Essen sorgte für weitere Nervosität bei mir. Wäre Glück nicht in der Löwenabwehr zwei Mal hellwach gewesen und hätte in höchster Not geklärt, wäre es wohl wieder dahin gegangen. Aber dann kommt so eine Situation, die mal richtig gut ausgespielt wird und alles ist auf ein Mal anders. So geschehen in der 24. Minute, als Ouro-Tagba mit Dampf über links kam, Schröter anspielte, der auf Lakenmacher ablegte. Und der wiederum zog einfach mal von der Strafraumlinie ab und erzielte tatsächlich an seinem Geburtstag in seinem letzten Auswärtsspiel für 1860 sein erstes Auswärtstor für die Löwen. Geschichten, wie sie nur der Fußball schreibt! Ich habe mich für Laki sehr gefreut! Der Junge ist mir in den zwei Jahren richtig ans Herz gewachsen und ich finde es nach wie vor schade, dass er geht. Danach war Sechzig mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar leicht überlegen. Am Ende reichte es für ein etwas glückliches 1:0 und so konnte Sechzig dem Teufel aus eigener Kraft noch mal von der Schippe springen.
Warum musste es soweit kommen?
Natürlich liegt wieder eine sehr enttäuschende Saison hinter 1860 und seinen treuen Fans. Auch wenn dieser Kader von vornherein nicht optimal zusammengestellt war, hätte er nie bis zum vorletzten Spieltag im Abstiegskampf stecken müssen. Individuelle Qualität war ja durchaus vorhanden. Aber die Mischung stimmte offensichtlich überhaupt nicht und die letzten Spiele offenbarten einen nicht gerade kämpferischen Charakter in dieser Truppe. Um es mal höflich zu formulieren. Viele fragen sich ja, wie es zu dem Bruch nach den acht Spielen ohne Niederlagen zu Rückrundenbeginn kommen konnte. Ich hingegen frage mich eigentlich eher, wie es überhaupt zu dieser Serie kommen konnte. Fakt ist aber, dass wir ohne diesen Ausreißer nach oben noch viel tiefer im Abstiegssumpf gehangen hätten. Erklärungen habe ich keine. Ich hoffe aber sehr, dass die neue sportliche Leitung schon mit voller Kraft an der Ursachenforschung arbeitet. Ich bleibe dabei, mit dem Kader muss man mindestens im gesicherten Mittelfeld landen. Über das Verhältnis von Kosten und Ertrag muss man sich wirklich auch Gedanken machen. Die schönen Morgalla-Millionen verfeuert für eine gesichtslose Truppe, die am Ende auf Platz 14 oder so landet…
Springen wir nächste Saison dem Teufel wieder so spät von der Schippe?
Dass sich für nächste Saison einiges ändern muss, damit Sechzig nicht wieder bis kurz vor Saisonende gegen den Abstieg spielt, liegt auf der Hand. Die KGaA hat dazu das neue Konzept namens “der neue Biss des Löwen” entwickelt. Im Groben besagt es, dass an der Grünwalder Straße wegen begrenzter Budgets noch mehr auf den Nachwuchs gesetzt werden soll. Prinzipiell keine schlechte Idee. Dann frage ich mich aber, wieso nicht schon damit angefangen wurde. Giannikis wurde ja sehr für seinen Mut gelobt, vier Youngsters von Anfang an zu bringen. Aber hätte er das nicht schon ein paar Spieltage vorher machen können? Musste man dazu eine Serie von zehn Spielen mit lediglich einem Sieg abwarten? Die “erfahrenen” Spieler drängten sich ja nicht gerade auf in den letzten Spielen.
Viel Arbeit für Dr. Werner
Es liegt nun an Dr. Werner unter den Vorgaben des Konzeptes eine schlagkräftige Mannschaft für die kommende Saison aufzubauen und eine realistische Erwartungshaltung an das Team aufzubauen. Die Fehler, die in der letzten Sommerpause gemacht wurden und von unserem Talk-Gast Philipp schnörkellos analysiert wurden (unter anderem zu viele mittelmäßige Spieler; Spieler, deren beste Zeiten lange zurück liegen und zu wenige Spieler mit Führungsqualitäten), dürfen nicht nochmal gemacht werden. Wenn das gelingt, sollte das Abstiegsgespenst an anderen Orten als in Giesing spuken.
Einfach pfundig! Aus eigener Kraft gerettet und was mich am meisten freut, die jungen Burschen haben das Vertrauen des Trainers gerechtfertigt. So geht es, die jungen Spieler müssen Druck auf die “etablierten” Spieler mit ihrer Leistung ausüben, dann wird uns noch so eine Saison erspart bleiben.
Gott sei Dank ist diese Saison endlich vorbei (zumindest für mich)!
Für mich waren es viele Umbrüche, die sich schon im Vorfeld der Saison vollzogen hatten. Sechzig ist für uns eine Familienangelegenheit und diese Saison konnte mein Vater erstmalig aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit ins Stadion. Was bei mir bei der Liedzeile “als kleiner Bub an Vaters Hand” immer die eine oder andere Träne produziert. Wir sind tatsächlich 46 Jahre manche Saison mehr, manche weniger oft gemeinsam zu unseren Löwen gegangen. Zumindest ist ihm diese Saison und diese Mannschaft erspart geblieben. Er hat sich als Magentalöwe schon genug geärgert.
Dann ist mein Sohn zum studieren nach Wien gegangen und plötzlich war ich dann raus aus unserer Sechzig Routine. Zudem sind viele Freunde und Bekannte vor der Saison aus der Stehhalle in die Westkurve umgezogen. Zumindest und Gott sei Dank sieht man sich vor und nach dem Spiel am Grünspitz.
Dann gab es schon vor der Saison diesen Zirkus, als die HAMpelmänner wieder meinten auf den Sport Einfluss zu nehmen, zudem mit einem Trainer, der überall wo er war nicht sehr lange dort gewesen ist und über die Personen die für den Kader verantwortlich waren möchte ich mich hier nicht mehr auslassen.
Ich weiss immer noch nicht, wie es gelungen ist mit dieser Truppe die Klasse zu halten. In meiner Erinnerung haben wir nicht mal in den Spielen die wir gewonnen haben ordentlichen Fußball gespielt. Allerdings ist es mir auch egal, Hauptsache die Liga wurde gehalten.
Für die neue Saison erwarte ich wahrlich keine Wundertaten, aber ich hoffe sehr darauf, dass man tatsächlich verstärkt auf unsere eigenen Spieler setzt, die vielleicht auch nicht die größten Talente sind, aber dafür wieder mit Engagement und Herz auf dem Platz stehen. Zudem gehe ich davon aus, dass gegen Bielefeld mindestens 10-12 Spieler verabschiedet werden und die Mannschaft nächst Saison alleine dadurch ein deutlich anderes Gesicht zeigt.
Am Kader für die neue Saison können wir dann Gianikis und Werner messen.
Ich hoffe sehr, dass die Zeit bis zur Mitgliederversammlung schnell vergeht und danach endlich wieder Ruhe einkehrt, wenn sich dieses Bündnis Profifußball dann wieder von der Bühne verabschiedet und unseren Verein dann hoffentlich künftig in Ruhe lässt.
Allen die dabei sein werden, wünsche ich nochmal viel Spaß vor und nach dem Spiel im Viertel und vielleicht sogar auch ein bisschen im Stadion beim Spiel gegen Bielefeld. (Sechzig gegen Bielefeld war übrigens mein erstes Löwenspiel überhaupt, damals Bundesliga)
Ob ich mir wieder eine Dauerkarte hole? Ich verstehe die Frage nicht 😉
Toller Beitrag, Eurasburger! Inhaltlich stimme ich dir zu – und ich hoffe, dass dein Vater doch noch die Chance bekommt, auf Giesings Höhen eine löwenwürdige Mannschaft siegen zu sehen. Zumindest charakterlich bin ich nächste Saison dafür guter Hoffnung! 🙂
Warum bist Du da guter Hoffnung?
…weil ich allgemein ein hoffnungsvoller Mensch bin. 🙂
Und weil ich glaube, dass es einen großen Umbruch geben wird – mit mehr Jugendspielern und einer allgemeinen anderen Dynamik. Ich mag mich natürlich irren, aber Stand jetzt bin ich optimistisch gestimmt.
Grüße
Wilkins
Hoffe auch auf den Nachwuchs, junge talentierte Spieler die Druck auf die etablierten ausüben.
Mein Saisonfazit lautet:
Nie mehr dürfen diese schlimmen Amateure von HAM ihre Finger bei Verpflichtungen mit drin haben. Die kapieren es nicht und die werden es auch nicht mehr kapieren, dass sie davon keine Ahnung haben.Auch der e. V. darf es niemals mehr so weit kommen lassen, dass man sich von diesen Herrschaften abhängig macht. Eine Million hin oder her machen in der 3. Liga das Kraut auch nicht fett, siehe an den Aufsteigern, die diese Saison durchmarschiert sind, während (auch finanzielle) Schwergewichte wie Dresden, Ingolstadt, Saarbrücken oder auch wir überhaupt nicht performt haben.Dazu zählt auch, dass man sich ehrlich macht und nicht versucht Selbstverständlichkeiten und Notwendigkeiten als neuen Wein zu verkaufen. Wir werden aller Voraussicht nach im nächsten Jahr mit einem geringeren Budget auskommen müssen, also ist es selbstverständlich, dass man verstärkt auf den Nachwuchs zurückgreifen wird. Und dass diese Spieler bissig und motiviert sein sollten, ist eine solche Banalität, dass ich bis heute nicht verstehen kann, warum man dafür ein neues Etikett braucht.In dem Zusammenhang und eher am Rande: Warum brauchen wir ein neues Image? Wir sind ein Traditionsverein und kein Unternehmen, dass eine neue Produktlinie auf dem Markt platzieren möchte. Tradition und unsere treuen Fans bestimmen unsere Markenbotschaft und das reicht auch. Mir ist nicht bekannt, ob andere Vereine auch so etwas probieren, aber zumindest bei der Nationalmannschaft konnte man sehen, was passiert, wenn man mit aller Macht versucht im Sport ein neues Image zu etablieren, Stichwort “Die Mannschaft”. Mein Tipp: Spart euch die Energie auf für die wirklich essenziellen Probleme des Vereins.Statt große Sprüche zu klopfen, wünsche ich Herrn Werner auch ein besseres Händchen bei Spielerverpflichtungen als in der Winterpause. Ob jetzt mit wissenschaftlichem Zugang oder ganz einfach mit Händchen. Denn die Qualität der Spieler, die zu uns im Winter kamen, war wirklich überschaubar. Zumal er sich ja, laut eigener Aussage, ja schon Monate vorher intensiv mit dem Kader beschäftigt hatte. Und da kann ich auch getrost auf einen vermeintlich wissenschaftlichen Zugang pfeifen.Auf die neue Saison!
Jetzt muss ich mal nachfragen: Hat denn Chr. Werner nicht die Winterverpflichtungen zu verantworten? Und wenn ja, lässt das nicht Schlimmes befürchten? Wenn aber nicht, wie war das abgelaufen? Laut tm haben Nankishi, Reinthaler, Güler und Bangerter am 1. Jan. und Muteba am 1. Feb. neue Verträge bekommen. Nankishi kann man unbeachtet lassen, da er ja nur für 1/2 Jahr geliehen ist. Muteba will man für kommende Saison aufbauen. Reinthaler wurde durch seine Verletzung zurückgeworfen aber mit Güler scheint AG recht unzufrieden zu sein. Stimmen sich AG und CW nicht ab?
Es stimmt sicherlich, dass die Wintertransfers nicht optimal waren. Ich hoffe, dass die einzelnen Transfers noch einmal einer Analyse unterzogen werden und identifiziert wird, was man richtig und was man falsch gemacht hat.
Die Infos von tm.de würde ich nicht einfach als richtig hinnehmen. Können stimmen, müssen aber nicht.
Nichtsdestotrotz ist es jetzt die Aufgabe von Dr. Werner und seinem Team, den Kader für die nächste Saison zusammenzustellen. Wie erfolgreich sie dabei sind, wird sich zeigen. Das ist sein erster Anlauf. Und ja, der wird gleich sitzen müssen. Sonst gehts nächste Saison wieder gegen den Abstieg.
Na ja, Reinthaler sehe ich schon als gute Verpflichtung, vorausgesetzt er gesund und fit. Muteba sehe ich als sehr gute Verpflichtung. Er ist noch jung und wird sich sicher noch steigern. Die Ansätze waren jedenfalls gut.
Nankishi hat mir in einigen Spielen durchaus gefallen, aber als Leihspieler für ein halbes Jahr kann man wohl nicht mehr erwarten. Und Güler kann man nicht beurteilen, weil er kaum gespielt hat. Also für Verpflichtungen im Winter, wo es ja naturgemäß schwierig ist, eine gar nicht so schlechte Bilanz.
Tolles Video von Philipp.
In der Saisonanalyse muss man leider sagen, dass die Kaderzusammenstellung wirklich stümperhaft war. Und die Wintereinkäufe waren auch nicht das Gelbe vom Ei.
Nach dem, was man bei der “Biss des Löwen” Präsentation gesehen hat, wird sich zumindest an der unprofessionellen Vorgehensweise etwas ändern. Und daran, dass kein Plan da war, was und wie man eigentlich spielen wollte.
Ob dann die einzelnen Spieler, die geholt werden, tatsächlich einschlagen, steht nochmal auf einem anderen Blatt. Und ob man wieder mehr Charakter in die Mannschaft bringt, so dass man sowas wie in Haching oder gegen Dortmund nicht mehr anschauen muss….