Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n” singt Wolfgang Petry in einem seiner Lieder. Auswärtsspiele im Westen Deutschlands verbinde ich meist mit einem Besuch bei einem guten Freund. Fester Bestandteil der gemeinsamen Anreise sind Lieder von eben jenem Sänger. Ein Wort, das der Kultsänger in den Mund nimmt, kennen die Löwenfans quasi nicht mehr. Denn der TSV 1860 München bleibt auch gegen den SC Verl ungeschlagen und holt sogar die nächsten drei Punkte.

Verlieben: Siege mit den Löwen und die Theke

Nach Schlusspfiff konnten es viele kaum glauben, was sie da gerade gesehen hatten. Der TSV 1860 München blieb auch im achten Spiel unter Argirios Giannikis ungeschlagen und holte gegen den SC Verl einen glücklichen Auswärtssieg. Glauben konnten es vor allem auch nicht die Gastgeber, die trotz zahlreicher Chancen keinen Treffer erzielen konnten. Die Löwen ziehen damit vorbei und belegen nun Rang 12. Das alleine ist schon Grund genug zum Verlieben. Wie sagte es mein Kumpel nach dem Abpfiff so schön: “Man wird sich erst wieder so richtig bewusst, dass man zum Fußball fährt, um seine Mannschaft siegen zu sehen.” Die leidgeprüften Anhänger des TSV 1860 kommen wahrlich nicht immer in diesen Genuss. Doch aktuell gibt es hier keinen Grund sich zu beschweren. Vielmehr sollte man den Moment genießen.

Genossen haben meine Kollegen und ich auch den Nachmittag in Verl. Ich war akkreditiert und durfte das ein oder andere Foto für unser Projekt aufnehmen. Einige Kollegen hatten sich hingegen mit Karten an der Theke im Gästeblock eingedeckt und feierten den Auswärtssieg feucht-fröhlich. Zum Verlieben diese Idee des SC Verl mit der Theke!

Verloren: zum achten Mal in Folge nicht!

Duisburg, Lübeck, Sandhausen, Aue, Essen, Ingolstadt, Halle und nun Verl – die Mannschaft hat mit Trainer Argirios Giannikis noch kein einziges Spiel verloren. Gestern war nicht unbedingt alles Gold, was glänzt – die Laune des Deutsch-Griechen auf der Pressekonferenz ließ das andeuten – doch das ist mir persönlich gerade relativ egal. Sicher wird Giannikis die 90 Minuten ordentlich aufarbeiten und Verbesserungsmöglichkeiten ansprechen. Doch wer hätte gestern bitte nach der ersten Halbzeit gedacht, dass der TSV 1860 in Verl einen Auswärtssieg holt? Wer hätte gedacht, dass wir acht Spiele ohne Niederlage bleiben? Was ist das gerade für eine schöne Momentaufnahme nach den langen, anstrengenden und schwierigen Zeiten…

Vergessen: der Streit und all die Diskussionen

Für ein paar Stunden kann man da einfach glückselig abschalten. Vergessen sind die Diskussionen und der Streit zwischen den Löwenfans. Sei es um das Thema Sechzgerstadion, Hasan Ismaik oder ganz neu das Bündnis Zukunft. Eine Zeit lang kann man sich einfach mal freuen, dass die Löwen drei Punkte in der 3.Liga geholt haben. Der Sport überdeckt dann doch einmal kurz, was ansonsten abseits des Platzes alles los ist bei Sechzig München. Ich muss sagen, dass das wirklich auch gut tut – alle Löwenfans sind sich in einem Punkt einig. Das ist kaum zu glauben. Der Auswärtssieg tut einfach gut!

Verzeih’n: die Leistungen der Hinrunde

Bei solchen Auftritten aktuell mit Siegen und Unentschieden sowie vor allem keinen Niederlagen kann man dem Team die schwachen Leistungen aus der Hinrunde doch ein stückweit verzeih’n. Sicher ist auch die Frage “Was wäre wenn?” erlaubt, doch bringt sie leider keinen Mehrwert in der momentanen Situation. Es gilt den Abstieg zu verhindern und das gelang in den letzten Spielen mehr als ordentlich. Stattdessen träumt der ein oder andere Löwenfan schon von der möglichen DFB-Pokal Qualifikation.

Doch wie Wolfang Petry es so schön sagt: “Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n” – diese Emotionen liegen manchmal einfach sehr nah beieinander. Lasst uns also den Moment genießen, Löwen. Es kann jederzeit wieder anders laufen.

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Libero

Verlaat war der Turm in der Schlacht.Dazu Kollege Reinthalerd,die zusammen jedes Kopfballduell gewonnen haben.Was da durchkam,war die Beute von Hiller.Natürlich war das Glück auch auf unserer Seite,aber das muß man sich auch erst erarbeiten.Es macht wieder Spaß den Löwen kämpfen zu sehen.Trotzdem muß man auch dem SC Verl Respekt zollen.Das war bis jetzt das spielerisch beste Team,bei unserer Ungeschlagenserie.Was die auf der Kuhwiese so an Kurzpassspiel rausholen,ist aller Ehren wert.Eigentlich ist da nur langer Hafer möglich.Schickes kleines Stadion,aber ohne Bahnhof geht garnicht.Taxifahrer verdienen sich da eine goldene Nase.

Herbert

Zur Zeit macht Sechzig einfach nur wieder Spaß. Bitte weiter so