Am gestrigen Donnerstag lud der TSV 1860 München die Pressevertreter vor dem Auswärtsspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden an die Grünwalder Straße ein. 34 Minuten dauerte die Löwenrunde – und dennoch wurde zum kommenden Gegner keine einzige Frage gestellt. Trainer Maurizio Jacobacci ließ dies nicht unkommentiert.

Löwenrunde ohne Fragen zum Gegner Wehen Wiesbaden

Seit sieben Spielen ist Maurizio Jacobacci nun beim TSV 1860 München unter Vertrag und mittlerweile bei den Löwen angekommen. Viele Fans schätzen den seriösen Auftritt, den der Schweizer an den Tag legt. In den Löwenrunden vor den Spielen wirkt der 60-Jährige ruhig und sachlich, so auch in der gestrigen Veranstaltung vor dem Auswärtsspiel bei Wehen Wiesbaden.

Seit Anfang Februar ist auch sechzger.de mit einem Vertreter wieder bei den Pressekonferenzen zugelassen. Was bereits Vorgänger Michael Köllner zu schätzen wusste, sind die sportlichen Fragen zur Taktik und Ausrichtung des nächsten Gegners. Zumeist werden diese durch den Vertreter von sechzger.de platziert, von den anderen Medien kommen in dieser Hinsicht – leider – wenige bis keine Beiträge. Neben Fragen zur eigenen Mannschaft sind auch Boulevard-Themen immer wieder in der Runde präsent. Trainer Jacobacci war über die fehlenden Fragen zum morgigen Gegner – immerhin Tabellenzweiter der 3.Liga und seit vier Spielen ungeschlagen – in der Löwenrunde dermaßen irritiert, dass er zum Schluss noch einmal von sich aus das Wort ergriff.

Ich wollte auch noch etwas sagen. Es ist schön, dass man sehr sehr interessiert ist an 1860 München, weil keine Fragen gestellt wurden über Wehen Wiesbaden. Die sind Zweiter, das ist das Team der Runde, das Team des Moments – und man stellt mir keine Fragen über den Gegner.

Vertreter von sechzger.de krank – das wären die Fragen gewesen

Nicht nur in der Taktiktafel werden interessierte Löwenfans umfassend aufgeklärt, auch in den Pressekonferenzen spielt das tiefgründige Wissen von Bernd Winninger eine Rolle. So wird der Trainer des TSV 1860 nach Möglichkeit stets auf Besonderheiten zum nächsten Kontrahenten befragt. Wie bereits im ersten Artikel zur Löwenrunde geschrieben, waren Fragen zum Gegner durch sechzger.de krankheitsbedingt nicht möglich. Es wurde kurzfristig noch versucht, die Fragen irgendwie dennoch in der Runde platzieren zu können, was allerdings nicht gelang. Das Folgende hätte der Vertreter der Redaktion gerne von Maurizio Jacobacci gewusst:

  • Im Vergleich mit anderen Spitzenmannschaften ist Wehen nicht so agressiv im Pressing und spielt defensiv oft eher abwartend. Erwarten sie ein Geduldsspiel mit eher wenig Torgelegenheiten?
  • Wehen hat ein gutes Stellungsspiel gegen den Ball. So fangen die Wiesbadener dementsprechend viele Pässe ab. Legen sie darausfolgend besonderes Augenmerk auf das Gegenpressing, damit keine Umschaltsituationen für den Gegner entstehen?
  • Wehen ist die Mannschaft, die das beste Verhältnis von Schussgenauigkeit zur Anzahl abgegebener Schüsse hat. Sie schießen am häufigsten und weisen mit 40,1 % die vierthöchste Schussgenauigkeit auf. Wie schafft man es die Wehener in Schach zu halten?

Antworten darauf wird es aufgrund der Kürze der Zeit ziemlich sicher nicht mehr geben – Bernd Winninger wird sich mit diesen Punkten allerdings in der Taktiktafelanalyse nach dem Spiel in Wiesbaden beschäftigen. Vor dem Spiel gegen die SpVgg Bayreuth ist dann hoffentlich auch wieder der Vertreter von sechzger.de mit in der Löwenrunde – damit der kommende Gegner des TSV 1860 München in der Pressekonferenz zumindest auch erwähnt wird.

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lustiger_hans

Ich hoffe, MJ hat begriffen, was da bei uns läuft. Und hält sich raus. Damit macht er sicherlich nichts falsch, denn Trainer trainieren. Wenn er es schafft, sich und die Mannschaft aus genau diesem Strudel herauszuhalten, dann könnte er durchaus erfolgreich sein. Die meisten Trainer landen halt irgendwann in diesem Boulevard-Karussell und dann dreht sich die Mannschaft mit und sackt ab.

Bluemuckel

Ihr schreibt im Artikel:  Es wurde kurzfristig noch versucht, die Fragen irgendwie dennoch in der Runde platzieren zu können, was allerdings nicht gelang.
Könnt ihr das genauer erklären? Wie sieht so ein Versuch aua?

Löwenpfote

Oh weia.
Da könnte ein gewisser Blogger wieder mit gekränktem Stolz reagieren.
War bei Köllner auch nicht anders als ihn dieser mal auf einer Pressekonferenz in seine Schranken wies.
Hat sich jedoch schnell geändert als er irgendwann ein „Exklusivinterview“ und wohl ab und zu ein bisschen Internes bekam.
Dann wurde er schnell zum Hero.
Hoffentlich lässt sich MJ nicht auf ihn näher ein bzw. an ihn ran und somit auch in deine Machenschaften einwickeln.

Es ist wirklich eine Frechheit, wie nicht nur der Gegner einfach zum Statisten degradiert und wie Luft behandelt wird, sondern auch gegenüber dem Trainer und der Mannschaft, weswegen wir eigentlich hauptsächlich Fans sind.
Und nicht, weil wir Kleinkriege oder blöde Fragen zum unpassenden Zeitpunkt lieben.
Da kann man schon mal höhnisch erstaunt darüber lachen bzw. gewisse „Sportgranaten“ auslachen, die sich zwar Journalisten schimpfen, aber irgendwie doch den Beruf verfehlten.

Aschlegel

Es hat wohl weniger mit unserem Verein zu tun als mit der Qualität der Münchner Journalisten, speziell aus dem Boulevardbereich. Ich habe mir heute nämlich die PK von Thomas Tuchel angehört (Schande über mich, ich weiß … 😉) und da war es die gleiche Kacke. Nur Fragen zum Watschn-Gate und wie sich Thomas Tuchel fühle, bla, bla, bla …

Aber wollen wir aber mal nicht so hochnäsig darüber urteilen. Wenn ich hier die Beteiligung für sportliche Themen mit denen zur Vereinspolitik vergleiche, dann ist das auch ein krasses Ungleichgewicht zugunsten der Vereinspolitik. Habe ich auch schon öfter angekreidet.

michA

das ist kein zufall, das unkritischte aller dritten programme im bereich sport ist leider der BR. auffallend auch bei den TV-übertragungen. fast allem, was dfl/dfb/sponsoren als “unangenehm” empfinden könnten, wird bei sport1 /magentassport optisch aus dem weg gegangen. zb choreozensur. woher kommt dieses südnordgefälle?

Groeber

Weil manche andere halt nicht am Sport, sondern nur am hetzen interessiert sind.

Benjisson

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