Hier in Schweden haben vor einer Woche die zehnwöchigen Schulferien begonnen. Dann geht im Land hier so gut wie nichts mehr. Ämter haben in manchen Regionen nur noch einmal in der Woche auf und einen Handwerker zu bekommen wird auch ziemlich schwer. In “Juni, Juli, Augusti” besingen Gyllene Tider die unbeschwerte Zeit, wenn es hier oben nicht kalt und dunkel ist, sondern die Sonne bis fast Mitternacht scheint. Am Wochenende wird Midsommar gefeiert. Was ich noch am Norden mag ist, dass der Fußball im Sommer keine Pause macht. Die Liga in Schweden – aber auch im nahegelegenen Norwegen – läuft weiter und Ferienzeit ist auch Fußballzeit. Was hat das mit Sechzig zu tun, fragt sich bestimmt einer. Man kann sich auf der Tribüne von VÃ¥lerenga Oslo so seine Gedanken über eine verkorkste Saison der Löwen machen.

Eines vorneweg: Bei VÃ¥lerenga läuft es in der Eliteserien auch nicht besonders. Nur ein Punkt vom Relegationsplatz weg, Trainer entlassen und eher magere Darbietungen – mit Ausnahme des Auswärtssiegs bei Rosenborg Trondheim – auf dem (Kunst-)Rasenplatz. Und das im Jubiläumsjahr. Der Osloer Verein feiert heuer sein 110-Jähriges. Am 29. Juli wird groß in und um das Stadion gefeiert, mit allerlei Aktionen und Konzerte nach dem Kick gegen Sandefjord Fotball. Wer also zufällig hier oben Urlaub macht, dem empfehle ich einen Besuch in der Intility Arena, die über 17.000 Zuschauer fasst und im Vereinseigentum ist.

Oslo-Derby zwischen Vålerenga Fotball - Lillestrøm SK
In Deutschland ist Sommerpause, in Norwegen spielt Vålerenga 
Quelle: Eivind Hauger

Nun zu Sechzig

Aber nun zu Sechzig. Viele Spiele des TSV 1860 habe ich natürlich im TV oder hier über den Live-Ticker verfolgt. Und ganz ehrlich: Ich habe am Ende mit nichts anderem gerechnet. Der ganze Hype zu Beginn der Saison durch die Verpflichtungen hatte mich vorsichtig gemacht. Der Aufstieg ein Selbstläufer? Wo sind wir denn? Doch immer noch bei Sechzig. Nach den anfänglichen Erfolgen ging es dann ja auch langsam aber sicher immer mehr bergab – sportlich wie vereinspolitisch und vor allem moralisch.

Der Traum von einem freien Sechzig

In meinem letzten Sechzig aus der Ferne habe ich das ja schon ausreichend thematisiert. Solange sich 1860 mit Menschen wie den Mehrheitsgesellschafter, den Geschäftsführer der Merchandising GmbH oder deren Haus- und Hofblogger auseinandersetzen muss, gibt es aus meiner Sicht keine Hoffnung. Deshalb müssen weiter Fahnen wehen und Lügen aufgedeckt werden. Ich habe den Traum von einem freien Sechzig noch nicht aufgegeben – auch aus der Ferne nicht. Sportlich wünsche ich mir in der kommenden Saison eine Mannschaft auf dem Platz, die kämpft und die Löwen-Tugenden verinnerlicht hat. Da ist mir der Platz am Ende egal. Es muss Spaß machen, Sechzig spielen zu sehen – auch aus der Ferne.

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Kraiburger

Ich glaub, ich hab bei der WM in Russland einen Allesfahrer von deinem Verein da kennen gelernt. Sebastian oder so hieß der. Wenn du ihn siehst, sag ihm liebe grüße vom betrunkenen, verrückten Sechzger.