Das Mittelfeld beim System von Michael Köllner

Im Folgenden erkläre ich, wer beim TSV 1860 welche Position einnimmt bzw. wer welche Rolle auf der jeweiligen Position einnehmen kann und was die Merkmale dieser Rollen sind. Je nach Aufgabenstellung, die gegnerabhängig sind, gehen diese Rollen für eine Position fließend ineinander über. Dieser Text beschäftigt sich mit dem Mittelfeld und wie Michael Köllner in seinem System dort spielen lässt.

Positionen und Rollen

Defensiver Mittelfeldspieler

Defensive Mittelfeldspieler sollen Angriffe bereits im Mittelfeld abwehren, den Ball in den eigenen Reihen halten können und nach Ballbesitzwechsel selbst Angriffe einleiten. Das Anforderungsprofil an einen defensiven Mittelfeldspieler kann je nach Rolle stark variieren. Gutes Stellungsspiel, gutes Passspiel, Kopfballstärke, gutes defensives Zweikampfverhalten und eine gute Ausdauer sind jedoch für diese Position wichtig. Daniel Wein, Quirin Moll und Dennis Erdmann sind die Protagonisten in diesem Mannschaftsteil. Marco Mannhardt steht als zusätzliche Option im defensiven Mittelfeld zur Verfügung. Bis jetzt ist er allerdings ohne Einsatz in der ersten Mannschaft.

Zurückgezogener Spielmacher

Der zurückgezogene Spielmacher ist ein defensiver Kreativspieler, der bei Ballbesitz die komplette eigene Offensive vor sich hat. Mit seiner guten Antizipation für sich entwickelnde Situationen leitet er die schnellen Angriffe der eigenen Mannschaft meist mit mittellangen Pässen (20 – 30 Meter) ein. Er bleibt ohne Ball eher tief, sodass er bei Ballverlust der eigenen Mannschaft zügig defensive Stabilität herstellen kann. Trotzdem genießt er gewisse Freiheiten, um zu improvisieren. In dem Fall wird für ihn ein anderer Kollege (beim TSV 1860 der Box-to-Box Spieler) aus dem Mittelfeld die Defensive absichern. Gegen den Ball spielt er im System Köllner dennoch eher mannorientiert, da die Raumdeckung im defensiven Mittelfeld der Box-to-Box Spieler übernehmen soll. Seine Spielweise eignet sich besonders für Systeme auf schnelle Überbrückung des Mittelfelds setzen. Sowohl Moll als auch Wein können diese Rolle einnehmen.

Ballerobernder Mittelfeldspieler

Der Abfangjäger oder auch Staubsauger genannte ballerobernde Mittelfeldspieler ist eine Rolle im defensiven Mittelfeld, für die eine überdurchschnittliche Kondition, hohe Grundschnelligkeit und schneller Antritt gepaart mit gutem defensivem Zweikampfvermögen unabdinglich sind. Er ist ein unangenehmer Spieler, der immer auf den ballführenden Spieler im Zentrum „drauf geht“. Hemmungen im Zweikampfverhalten sind ihm fremd. Er tackelt bei jeder Gelegenheit.

In Umschaltsituationen kann er aber je nach Aufgabenstellung auch den Weg mit nach vorne antreten, um sich entweder als Passempfänger anzubieten oder sich bietende freie Räume für tiefe Läufe mit Ball auszunutzen. Schüsse aus der zweiten Reihe und Pässe in die Schnittstelle gehören auch zu seinem Repertoire. In den meisten Fällen wird er aber tiefer stehen, um für Kompaktheit vor der eigenen Box zu sorgen. In der Spieleröffnung ist von einem Spieler in dieser Rolle nicht viel Kreativität zu erwarten. Kurze Pässe auf einen kreativeren Mitspieler sind hier das Mittel der Wahl. Zusätzlich zu Moll und Wein kann hier Dennis Erdmann eingesetzt werden.

Zentraler Mittelfeldspieler

Die Spieler im Zentralen Mittelfeld sollen einerseits Chancen vorbereiten, andererseits auch mit nach hinten arbeiten. Gute Technik, Spielintelligenz, Antizipation, gutes Passspiel, hohe Ausdauer und kraftvolle Schüsse sollten alle Spieler die im zentralen Mittelfeld agieren im Repertoire haben. Im modernen Fußball ist es jedoch zwingend notwendig, dass auch die kreativeren Spieler gewisse defensive stärken vorweisen konnen. Dennis Dressel, Erik Tallig und Richard Neudecker sind auf den zentralen Mittelfeldpositionen bisher eingesetzt worden. Aber auch Allrounder Wein oder Moll und sogar Merveille Biankadi könnten, wenn die Spielerdecke dünn würde, hier zum Einsatz kommen.

Box-to-Box Mittelfeldspieler

Der Box-to-Box Mittelfeldspieler ist der Dauerläufer im Mittelfeld, er übernimmt sowohl defensive als auch offensive Aufgaben. Gegen den Ball wird er oft den defensiven Mittelfeldspieler unterstützen und für ihn nach Ballgewinn erste Anspielstation für den Aufbau im Positionsspiel sein. Offensiv hat er viele Freiheiten. Vom Anforderungsprofil her ist er ein eher robuster Spieler, der über einen mächtigen Huf verfügt und nicht unbedingt ein filigraner Techniker, der Abwehrreihen schwindlig spielt. Hohe Ausdauerwerte und gutes Passspiel vervollständigen sein Portfolio. Dennis Dressel ist das Paradebeispiel für diese Rolle. Aber auch Erik Tallig hat diese Rolle schon einige Male eingenommen.

In dem System, das Michael Köllner unsere Mannschaft spielen lässt, ist der Box-to-Box Spieler eine Schlüsselposition. Vor allem gegen den Ball steht und fällt mit der aufgabengetreuen Ausfüllung dieser Rolle die defensive Performance der gesamten Mannschaft.

Vertikaler Spielmacher

Der vertikale Spielmacher, auch wandernder Spielmacher oder Einfädler genannt, ist ein immer präsenter Verbindungsspieler, der überall auf dem Spielfeld auftauchen kann. Der überholte Begriff des Spielmachers ist hier allerdings nicht wirklich zutreffend. Einfädler passt so wie das Spiel von den Löwen interpretiert wird wohl am Besten. Denn er ist der Spieler der oft den letzten oder vorletzten Pass vor dem Torerfolg spielen soll. Er fädelt sozusagen die Chance ein. Stärke beim Dribbling und bei offensiven Laufduellen, Sicherheit bei der Ballannahme, ein gutes Auge für die Mitspieler und nicht zuletzt überragende Fähigkeiten beim Passspiel sind die für diese Rolle nötigen Attribute. Eine gewisse defensive Bissigkeit schadet im modernen Fußball allerdings auch den kreativen Spielern auf dem Platz nicht.

Er kann in jedem System eine taktische Variante auf einer zentralen oder halbzentralen Mittelfeldposition sein. Im System von Michael Köllner spielen die Spieler, die für diese Rolle eingeteilt sind, in der Grundformation rechts im Halbfeld. Hauptsächlich Richard Neudecker, aber auch Erik Tallig, durfte in den ersten neunzehn Spielen sein Können als Einfädler unter Beweis stellen.

Mittelfeldflügelspieler

Mannschaftsdienlich, offensive sowie defensive Aufgaben, Dribblings, Doppelpässe, kreative Ideen und vor allem das Füttern der Stürmer mit Flanken oder Diagonalpässen in die Box sind die Aufgaben der Spieler auf den Flügeln im Mittelfeld. Schneller Antritt, hohe Grundschnelligkeit, gute Technik, Dribbelstärke, Flankengenauigkeit, gutes Passspiel und Übersicht gehören zu den Attributen für die meisten Rollen, die Spieler dort einnehmen können. Fabian Greilinger, Stefan Lex, Erik Tallig, Johann (Hansi) Djayo, Lorenz Knöferl und Neuzugang Merveille Biankadi, aber auch die Abwehrspieler Leon Klassen und Marius Willsch können auf diese Position gestellt werden.

Äußerer Mittelfeldspieler

Die Rolle des äußeren Mittelfeldspielers ist vor allem von Mannschaftsdienlichkeit geprägt. Als Verbindungsspieler bei komplexen Ballstafetten hilft er, den Ball über seine Seite nach vorne zu bringen. Je nachdem wie die taktischen Anweisungen für das Spiel für ihn sind, reichen seine Aufgaben vom etwas tiefer angelegten Absichern seiner Seite gegen einen offensiv besonders starken Gegenspieler bis hin zu der möglichen totalen Offensive, in der er bis ins letzte Drittel mit aufrückt und versucht als diagonal einlaufender Außenspieler selbst den Abschluss zu suchen. Jeder der Flügelspieler im Kader kann auf seiner starken Seite diese Position einnehmen. Biankadi und Djayo sind auf beiden Seiten einsetzbar.

Inverser Flügelspieler

Defensiv mit den gleichen Aufgaben wie der äußere Mittelfeldspieler betraut wird der inverse Flügelspieler bei Ballbesitz im Spiel mit offensiv ausgerichteten Außenverteidigern im Mittelfeld für Überzahl in der Breite zu sorgen. Meist ist er ein Spieler, der auf der falschen Seite spielt. Also ein Linksfuß auf rechts und vice versa. Je nach taktischer Anweisung zieht er bei Angriffen früher oder später von der Außenbahn diagonal Richtung Zentrum, um entweder bei Aktionen durch die Mitte als zusätzliche Anspielstation zu dienen oder direkt die Abwehrkette anzulaufen und so für Zuordungsfehler zu sorgen.

Als ballführender Spieler bedient er aus der Halbposition heraus nach eigenem Ermessen entweder die hinterlaufenden Flügelverteidiger, die dann per Flanke in den Strafraum die Stürmer einzusetzen versuchen oder er sucht selbst den Weg über das Zentrum, um entweder zu schießen oder einen Stürmer anzuspielen. Passgenauigkeit, Übersicht und Dribbelstärke müssen zu den Fähigkeiten eines Spielers zählen, damit er in dieser Rolle glänzen kann. Auch diese Rolle kann jeder der oben genannten Spieler einnehmen.

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