Der Sturm bei der Taktik von Michael Köllner

Im Folgenden erkläre ich, wer beim TSV 1860 welche Position einnimmt bzw. wer welche Rolle auf der jeweiligen Position einnehmen kann und was die Merkmale dieser Rollen sind. Je nach Aufgabenstellung, die gegnerabhängig sind, gehen diese Rollen für eine Position fließend ineinander über. Dieser Artikel behandelt den Sturm, der primär natürlich Tore erzielen soll – auch bei Michael Köllner.

Mittelstürmer

Der Mittelstürmer spielt zentral vor dem gegnerischen Tor und hat vor allem das Ziel Tore zu erzielen. Kopfballstärke, Treffsicherheit, gute Technik und ein gewisses Maß an Grundschnelligkeit sind für diese Position immer gefragt.

Zielspieler

Der Zielspieler ist ein vielseitiger Stürmertyp, der nicht nur für das Toreschießen, sondern vor allem für die Ballkontrolle in der Spitze sorgen soll. Er ist einer der mannschaftsdienlichsten Stürmer. In Systemen, die auf einer schnellen Überbrückung des Mittelfelds basieren, ist er der Spieler, der aufgrund seiner körperlichen Überlegenheit die Bälle festmacht und dann auf die nachrückenden Mittelfeldspieler ablegt. Anschließend bringt er sich selbst im Strafraum in Position. Funktioniert dies wie gedacht und er bekommt den Ball dann in der Spitze, soll er natürlich auch Tore erzielen. Unser Sascha Mölders ist der Prototyp des Zielspielers. Die Angriffe, bei denen er sowohl im Mittelfeld als auch im Strafraum zu Ballkontakten kommt, sind seit Michael Köllner die Löwen trainiert Lehrbuchszenen, wie man diese Rolle interpretieren muss. Auch Biankadi und möglicherweise Matthew Durrans könnten diese Rolle einnehmen.

Hängende Spitze

Wenn ein Spieler als hängende Spitze agiert, ist er das Verbindungsglied zwischen Mittelfeld und Sturm. Er kommt vor allem in Systemen mit Doppelspitze zum Einsatz, wenn kein echter offensiver Mittelfeldspieler aufgeboten wird. Er spielt also hinter der eigentlichen Sturmspitze und versucht unter anderem seinen Partner mit Bällen zu füttern. Zusätzlich zu den Grundvoraussetzungen der Stürmer sollte er also über ein gutes Passspiel und Dribbelstärke verfügen. Auch ein schneller Antritt ist von Vorteil, wenn das taktische Konzept diese Rolle für einen Stürmer vorsieht.

Im System Michael Köllner rückt der vertikale Spielmacher in gewissen Situationen in diese Position. Generell könnten Lex, Greilinger, Knöferl, Neudecker und Durrans als hängende Spitze spielen. Bei Sechzig wurde diese Rolle bisher allerdings nur aufgrund von Verschiebungen im Offensivspiel besetzt.

3.2. Außenstürmer

In der Grundformation kommt das System Köllner ohne Außenstürmer aus. Je nach Spielzug entwickeln sich aber Situationen auf dem Spielfeld, in denen die Mittelfeldaußenspieler zu Außenstürmern werden. Diese Situationen werden in den anderen Teilen des TAKTIKTAFEL-Lexikons erklärt.

Bei Systemen mit einer Dreierreihe im Sturm spielen neben einem Mittelstürmer zwei Außenstürmer, die sich mit ihren Qualitäten in den Angriff miteinbringen. Dabei wird immer der Außenstürmer auf der schwachen (ballfernen) Seite mit ins Zentrum einrücken um mehr Penetration zum Tor zu generieren und auch den defensiven Druck vom Mittelstürmer zu nehmen. Das verlangt von den Spielern, die als Außenstürmer eingesetzt werden, eine große Vielfältigkeit bezüglich des Anforderungsprofils. Sie müssen die Qualitäten eines Mittelfeldaußenspielers und eines Mittelstürmers vereinen, um wirklich effektiv sein zu können. Fabian Greilinger, Stefan Lex, Erik Tallig, Johann (Hansi) Djayo, Lorenz Knöferl und Neuzugang Merveille Biankadi sind die Spieler, die in den in anderen Teilen des TAKTIKTAFEL-Lexikons beschriebenen Situationen zu Außenstürmern werden.

3.2.1 Flügelstürmer

Der klassische Flügelstürmer ist sowohl Vorbereiter als auch Vollstrecker. Bei Angriffen über seine Seite wird er gesucht, um entweder Flanken in die Box zu bringen oder den Ball mittels Pass auf einen weiter im Zentrum agierenden Spieler weiterzuleiten. Die Rolle, die er tatsächlich einnimmt, hängt stark vom System ab. Im 4-3-3 wird er sich die Bälle oft schon im Mittelfeld holen und mit dem Außenverteidiger ein Flügelduo bilden. Diese unterstützen sich gegenseitig, um möglichst unberechenbar zu bleiben und sich bei den Flanken abzuwechseln. Beim 3-4-3 rückt er situationsbedingt auf die Halbposition im Sturm, um für den Flügelspieler im Mittelfeld genug Platz zu lassen. Dann wird mit Dribblings versucht, selbst in die Box zu gehen oder mit Pässen seine Sturmkollegen zu bedienen.

Bei Angriffen, die nicht über seine Seite laufen, rückt er wie oben erwähnt als zweite Sturmspitze ins Zentrum und versucht seine Torjägerqualitäten einzubringen. In der Arbeit gegen den Ball wird er in den meisten Systemen hauptsächlich im Forechecking frühe Pressingaufgaben nach Ballverlusten übernehmen. Es gibt jedoch auch taktische Ansätze wo sich ein Flügelstürmer weiter zurückfallen lassen muss und wie ein äußerer Mittelfeldspieler verteidigt.

3.2.2 Inverser Außenstürmer

Wie beim inversen Flügelspieler liegt seine Stärke darin das Spiel über seine Seite mehr in der Horizontalen und Diagonalen, anstatt wie sonst bei Außenspielern üblich in der vertikalen Bewegung zu gestalten. Im Zusammenspiel mit offensiv ausgerichteten Außenverteidigern gelingt es oft durch diese horizontal oder diagonal angelegten Läufe viel Raum zu generieren und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass Zuordnungen in der defensiven Zentrale nicht mehr stimmen. Sowohl im 4-3-3 als auch im 3-4-3 kann er sinnvoll eingesetzt werden. Die Defensivaufgaben sind die Gleichen wie beim Flügelstürmer.

3.2.3 Raumdeuter

Der Raumdeuter ist der einzige Flügelspieler, bei dem Schnelligkeit nicht das A und O seiner Daseinsberechtigung darstellt. Sie trotzdem zu besitzen, schadet der Rolle allerdings nicht. Er lebt viel mehr davon intelligent in die Räume einzudringen, die seine Mitspieler für ihn schaffen. Einfache Pässe und unauffälliges Spiel hinterlassen bei seinen Gegenspielern und noch stärker bei den Zuschauern im Stadion häufig den Eindruck, der Raumdeuter hätte einen schlechten Tag oder wäre auf der falschen Position aufgestellt. Wenn er dann aufgrund seiner hohen Spielintelligenz und hohen Mobilität in entscheidenden Momenten plötzlich und unerwartet dort auftaucht wo ihn niemand erwartet um einen Angriff, sei es durch eine Vorlage oder einen Torschuss, zum Abschluss zu bringen, hat er sein Soll erfüllt.

Er braucht weder besondere Schnelligkeit noch eine gute Technik um seine Aufgabe zu meistern. Hohe Spielintelligenz, Pass- und Treffsicherheit sind für diesen Sonderling unter den Außenspielern wichtig. Gegen den Ball arbeitet auch er wie alle anderen Außenpieler vornehmlich durch die Wahrnehmung von Pressingaufgaben aber gerade wegen seiner hohen Mobilität kann er auch weiter hinten defensive Aufgaben übernehmen, wenn es die taktische Marschroute so vorgibt.

Mit der Ankunft von Merveille Biankadi hat der TSV 1860 einen Spieler bekommen, der auch diese Rolle einnehmen könnte. Im Spiel gegen den Fußballclub aus Harlaching wirkte es manchmal so, als interpretierte Biankadi seine Rolle im System als Raumdeuter.

Weitere Teile des TAKTIKTAFEL Lexikons:

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