Herzlich Willkommen zur Taktiktafelanalyse nach dem Debakel im Spiel TSV 1860 gegen den 1.FC Magdeburg. Diese Taktiktafelanalyse wird sich von dem, was Ihr normalerweise von mir zu lesen bekommt, stark unterscheiden. Normalerweise analysiere ich an dieser Stelle ein Fußballspiel. Was ich aber nicht analysieren kann ist eine Hinrichtung wie die am Samstag. Ich könnte jetzt schreiben, dass der TSV 1860 im 4-1-4-1 aufgelaufen ist und der 1.FC Magdeburg diesem wie erwartet ein 4-3-2-1 entgegen gestellt hat. Tatsache ist aber, dass der einzige Spieler, der beim TSV 1860 mit allen Sinnen auf dem Platz war, der bedauernswerte Marco Hiller war. Alle anderen waren höchstens körperlich anwesend.

Ich weiß auch nicht genau, was ich über das Spiel TSV 1860 – 1. FC Magdeburg schreiben könnte, außer, dass es mich nachhaltig ratlos zurücklässt. Vor allem nach den öffentlichen Einschätzungen der sportlichen Leitung in Persona Günther Gorenzel und Michael Köllner in den Interviews nach dem Spiel, die mich tatsächlich noch ratloser gemacht haben, als das Spiel selbst.

Der Vollständigkeit halber hier die statistischen Werte der Partie

Die statistischen Werte TSV 1860 – 1.FC Magdeburg

  • Ballbesitz TSV 1860 27% – 1.FC Magdeburg 73%
  • Passgenauigkeit TSV 1860 76% – 1.FC Magdeburg 91%
  • Defensive Zweikampfquote TSV 1860 58% – 1.FC Magdeburg 58%
  • Schüsse/aufs Tor TSV 1860 11/6 – 1.FC Magdeburg 16/10
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) TSV 1860 21,03 – 1.FC Magdeburg 7,83

Was sagen uns diese Werte

Die Zahlen sind eindeutig und sagen genau das aus, was jeder gesehen hat. Der TSV 1860 München hatte keine Chance.

Von Beginn an war der TSV 1860 dem 1.FC Magdeburg komplett unterlegen. Nur ein kleiner Zahlenvergleich zur ersten Viertelstunde reicht um das zu belegen. Von Minute eins bis Minute fünfzehn, spielte der FC Magdeburg 117 Pässe von denen kamen 100 an. Der TSV 1860 München spielte 27 Pässe, 22 kamen an. 27 Pässe in 15 Minuten. Pro Ballbesitzphase kommt Sechzig damit auf 1,7 Pässe. Der FC Magdeburg spielte 6,5 Pässe pro Ballbesitzphase. Wohlgemerkt in der ersten Viertelstunde. Eigene Torchancen sind meines Erachtens hier komplett irrelevant. Mann muss sagen, dass die Mannschaft das Spiel schon vor Anpfiff verloren hatte. Die Art und Weise wie sie sich präsentiert hat lässt keinen anderen Schluss zu.

Das war nun ein Beispiel zu den Zahlen die die Statistiken hier liefern. Ich könnte jetzt noch auf andere Werte eingehen, aber dafür sehe ich keinen Anlass. Die Mannschaft war am Samstag Nachmittag tot. Ob und wann es eine wundersame Wiederauferstehung geben wird, werden wir sehen. In dem Fall hätte ich jetzt lieber Ostern als Weihnachten vor der Tür stehen, denn da sind Auferstehungen, zumindest wenn man der Kirche glauben schenkt, häufiger.

Das Spiel

Was will man da noch sagen? Es war eine Hinrichtung. Basta. Selbst die mit 2:0 an den TSV 1860 München gegangene zweite Halbzeit war zahlenmäßig nicht wirklich besser als die Erste.

Bei diesem Spiel braucht man auch keine Spielweise, Fehler vor Toren oder sonst irgendwas analysieren. Man kann sich durchaus mal eine Packung einfangen, aber sich einfach ohne Gegenwehr abschlachten zu lassen, ist eine Frechheit.

Als Fan des Vereins komm ich mir dezent verarscht vor, wenn die Mannschaft so unwillig auftritt. Wer keinen Bock hat, sich für unseren TSV den Arsch bis zum Genick aufzureißen, sollte bitte soviel Charakter haben seinen Vertrag aufzulösen und zu gehen.

Die Tore

Die Analyse der Tore entfällt in dieser Ausgabe der Taktiktafel, wer die nochmal sehen will kann das hier in der Zusammenfassung bei Magenta ansehen.

Die Interviews

Zitat Michael Köllner: “Ich hab auch beim 3:0 noch gedacht, es war ein offenes Spiel.” So? Haben sie das Herr Köllner? Da hatten sie die Meinung wohl sehr exklusiv. Ganz ehrlich: ich halte Sie, fachlich und vom Sympathiefaktor her, für den besten Trainer, den ich beim TSV 1860 München in den über drei Jahrzehnten, die ich mittlerweile zu diesem Verein gehe, erleben durfte. Ich verstehe auch, dass Sie die Mannschaft schützen wollen. Meiner Meinung nach darf man das auch, wenn die Mannschaft im Gegenzug auch auch den Trainer schützen will. So sieht das, was auf dem Platz geschieht aber nicht aus.

Eine Niederlage ist nie ein Beinbruch. Aber sich nach dieser Arbeitsverweigerung noch schützend vor die Mannschaft zu stellen, ist meiner Meinung nach nicht zielführend.

Eine Mannschaft, die so viel Vermeidbares zulässt, sollte man in den Interviews durchaus so darstellen, wie sie im Spiel aufgetreten ist.

Molls Wade im Pech? Natürlich sieht das unglücklich aus, es ist aber gut, dass Moll seinen Gegenspieler im Auge behält. Wo allerdings war denn der Gegenspieler des Torschützen? Der lässt den Torschützen Krempicki unbehelligt allein in die Box laufen. Das muss man nach so einem Auftritt auch mal öffentlich ansprechen, und auch klar sagen, wer hier der Schuldige ist.

Günther Gorenzel sagt dazu: “… dann sind wir zu spät auf den zweiten Ball weil wir die Räume nicht mehr schließen können.” Das ist leider Falsch. Wenn Krempickis Gegenspieler an ihm dran geblieben wäre hätte der zumindest nicht ungehindert schießen können, Vollkommen egal ob der Ball von Molls Wade zu ihm springt oder nicht, egal ob zweiter Ball hin oder her.

Zitat Michel Köllner: “Wichtig war, dass wir in der zweiten Halbzeit hier nicht untergehen.” Warum ist man denn nicht untergegangen? Einerseits weil man ja in der ersten Halbzeit schon versenkt wurde und eh schon untergegangen war. Andererseits weil Magdeburg mehr oder weniger auf Sparflamme gespielt hat. Selbst auf Sparflamme spielende Magdeburger machten nie den Eindruck, als könnte der TSV 1860 München irgendwas an der sicheren Niederlage ändern.

Zitat Günther Gorenzel: “…ich hab dann schon gesehen, dass die Mannschaft dann, zweite Halbzeit, dann will, dass der Charakter in der Mannschaft stimmt, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Mannschaft stimmt, und die Mannschaft dann sich auch dagegen stemmt.” Haben sie das wirklich gesehen Herr Gorenzel? Ballbesitz für den TSV 1860 München in der 2. Halbzeit 28%, 22 gewonnene Defensivzweikämpfe in der gesamten zweiten Halbzeit. O.K. das sind fünf mehr als in der ersten, aber eine Steigerung bzw. ein Dagegenstemmen sieht zumindest für mein dafürhalten anders aus.

Die Pressekonferenz

In der Pressekonferenz wurde der Trainer durchaus deutlicher als noch im Interview am Spielfeldrand. Es fielen Worte wie: “katastrophale erste Halbzeit”, und Sätze wie: “Scheiße, die man in der ersten Halbzeit abgeliefert hätte.” Es war weiterhin davon die Rede, dass die Mannschaft in der ersten Halbzeit nicht drittligatauglich war und man sich mit Taten und nicht mit Worten bei der Fans entschuldigen muss.

Ich bin gespannt wie diese Entschuldigung am kommenden Samstag in der Rote Erde Kampfbahn gegen spielstarke Dortmunder aussehen wird. Hat die Elf, die dann ins Rennen geschickt wird, Charakter, oder nicht. Sie dürfen auch dieses Spiel verlieren. Wenn man Kampf, Einsatz und Wille sieht, sich gegen eine Niederlage zu stemmen, ist das nie ein Problem. Das kann passieren und das wird den Spielern auch jeder Fan verzeihen. Den Löwen auf der Brust tragen und dann solche Leistungen wie vergangene Woche abzuliefern, können sich die Herren Spieler sparen. Meldet Euch krank wenn ihr keinen Bock habt oder löst Euren Vertrag auf.

Fazit

Mein Fazit zur Katastrophe TSV 1860 – 1.FC Magdeburg lautet: schlimmer kann es wohl nicht mehr werden. Oder doch?

Ich hoffe jedenfalls nicht, dass wir auch nur eine weitere unterirdische Halbzeit ertragen müssen.

Was die wahren Gründe für die Nichtleistung im Spiel TSV 1860 – 1.FC Magdeburg sind, weiß von uns leider niemand.

Wenn es tatsächlich “nur” sportliche und mentale Gründe sind, wird das wieder in Griff zu bekommen sein. Sind es andere Gründe, dann muss man sich von den für die Gründe verantwortlichen Personen in der Winterpause trennen.

Wenn es Spieler sein sollten, die lieber ihr eigenes Ego pflegen als sich in den Dienst der Mannschaft und des Vereins zu stellen, dann gehören sie ohne wenn und aber aussortiert. Solche charakterlich ungeeignten Spieler, die aufgrund welcher Verdienste auch immer meinen, sie wären unantastbar und größer als der Verein, sollten den Verein verlassen. Meinentwegen verleiht man sie in die fünfte Liga oder lässt sie in Rückrunde zugunsten aufstrebender Talente, die sich wenigstens zu 100% “neihaun” nur noch in der 2. Mannschaft mittrainieren und spielen.

Sollte das Problem ein anderes sein, wird sich der Geschäftsführer der KGaA, Marc-Nicolai Pfeiffer, Gedanken machen müssen, wie dies zu lösen ist.

Eine Trainerentlassung scheint Gott sei Dank nicht zu den Möglichkeiten im Pool der angedachten Lösungen zu gehören.

Ich weiß, in den sozialen Medien und den Kommentarspalten fordern viele den Kopf des Trainers. Ich tue das ausdrücklich nicht. Mir wären allerdings, besonders nach den jüngsten Ergebnissen, in der Öffentlichkeit schärfere Worte des Trainers lieber. Ich hoffe jedoch, dass diese Worte dann intern umso deutlicher ausfallen. Es sind schließlich alles erwachsene Männer die da auf dem Rasen stehen. Denen brauch ich nach diesen Vorstellungen, die es so nicht hätte geben dürfen, nicht noch Zucker in den Arsch blasen.

Datenquelle: Wyscout

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Kassenwart

Also Hut ab, Deine Analysen sind ja immer der Hammer! Ganz großes Kino im sonst Boulevard- Löwendschungel.

Eine Frage hätte ich aber noch: Könntest Du bitte mal die Lauf-Kilometer der einzelnen Spieler bei unseren Löwen auflisten. Für mein Dafürhalten müsste es da einen geben mit knapp 50% Laufstrecke im Vergleich zu den anderen. Und das auch einer der Gründe sein, warum wir so einbrechen (“Verteidigen fängt ganz vorn an”)

Bluemuckel

Diese Daten werden leider für die Dritte Liga nicht erhoben.

Darock

Wow! Bei deiner letzten Analyse habe ich noch bemängelt, dass es irgendwann aufhören muss, dem positiven Zuviel Gewicht zu geben. Jetzt hat es den meiner Meinung nach schon am Spieltag davor notwendigen Paukenschlag der Taktiktafel gegeben. Ich hatte dort auch erwähnt das, was passieren muss, ich war mir nicht sicher, ob Trainer oder andere Verantwortliche in die Pflicht genommen werden sollten. Wie bereits erklärt, bin ich nicht nah genug dran an der Mannschaft.

Aus anderer Quelle habe ich übrigens auch gehört, dass es Führungsspieler gibt, die aufgrund ihres Status es nicht mehr für unabdingbar halten, bei jedem Training teilzunehmen, wenn es wichtiger Dinge für diese zu erledigen gibt und die Mannschaft deswegen wohl auch unzufrieden ist. Sollte sich das Gerücht doch als wahr behaupten, hoffe ich das es für diesen bei den Fans beliebten Spieler ein deutlicher Weckruf ist.

Darock

Da war wohl was dran an meinem Gerücht, ich hatte es erst aber wirklich bezweifelt. Hoffen wir das wir bald hierzu eine Lösung finden.