Das Personalkarussell bei den Löwen dreht sich. Mit Salger, Staude und Linsbichler wurden am Samstag drei Profis verabschiedet, weitere könnten folgen. Auf der Habenseite ist mit Tim Rieder bereits der erste Neuzugang betätigt. Unser Leser Roman Schwaiger wünscht sich fürs defensive Mittelfeld des TSV 1860 einen weiteren Neuzugang, nämlich Julian Baumgartlinger! Die Gründe dafür hat er uns (und Euch) zusammengefasst.

Erfolgreiches Löwen-NLZ in der Saison 2021/22

Die Nachwuchsarbeit der Löwen scheint endgültig rehabilitiert. Nach dem Aufstieg der U19 in die Bundesliga und dem U17-Klassenerhalt in selbiger, haben Löwenfans allen Grund zur Hoffnung, in naher Zukunft wieder Talente des Kalibers Bender-Zwillinge, Julian Weigl oder Kevin Volland aus der eigenen Jugendarbeit hervorzubringen. Nicht erst in den letzten Jahren, als der Löwennachwuchs zwischenzeitlich etwas eingerostet schien, richteten die Fans den Blick voller Stolz und Sehnsucht auf die erstklassig spielenden Alumni des Sechzger-NLZ. Und ebenso lang träumen sie von einer Heimkehr des ein- oder anderen »verlorenen Sohnes« — wenn sich Zeit, Raum, sportliche Ambitionen und Gehaltsforderungen denn irgendwann einmal wieder fügen.

Noch vor Beginn dieser Transferphase liefen die alljährlichen Gerüchte um etwaige
Rückholaktionen an. Richy Neudeckers Verpflichtung vor bald zwei Jahren verleiht solchen Spekulationen eine – zumindest gefühlte – realistischere Dimension, wie es sie in den ersten Jahren nach dem Doppelabstieg nicht mehr gab. Kevin Volland bekundet selbst regelmäßig sein Interesse, das Löwentrikot erneut überzustreifen. Davor müssen aber noch ein, zwei Saisons und allem voran ein Aufstieg der Löwen ins Land ziehen. Das ewige Talent Moritz Leitner hingegen wird für diesen Sommer zumindest in den Medien heiß diskutiert.

Wunsch: Baumgartlinger zurück zum TSV 1860

Der Name eines gewissen Spielers, der die Jugendmannschaften des TSV 1860 durchlief und zwei Saisons bei den Profis absolvierte, tauchte in der Gerüchteküche bislang noch nicht auf – und das, obwohl er ablösefrei zu haben wäre und der Schlüssel für den Aufstieg im dritten Anlauf sein könnte. Die Rede ist freilich von Julian Baumgartlinger. Dass sein Name medial eben nicht heiß diskutiert wird, steht auch ein wenig sinnbildlich für seine Karriere als unbesungener Held. Nur selten ist das Rampenlicht auf ihn gerichtet und doch steht und fällt die gesamte Aufführung mit ihm. Am 34. Spieltag der nun vergangenen Bundesligasaison bestritt der Österreicher über eine knappe Stunde hinweg seine letzte Partie für Bayer 04 Leverkusen. Nach sechs Jahren und 114 Spielen wird der auslaufende Vertrag des 34-Jährigen nicht verlängert.

Mit etwas Glück und vermutlich deutlich mehr Fantasie schließt sich nun aber nicht nur das Kapitel Leverkusen, sondern mit einer Rückkehr nach Giesing auch die Klammer seiner Profikarriere. Wär schon ein feines Stück Fußballromantik, den Jugendverein auf die alten Tage vielleicht zum Aufstieg zu führen. Ans Aufhören denkt der Routinier laut laola1.at nicht:

“Ich habe die drei letzten Monate so genossen und deswegen will ich auch mit dem Fußball weitermachen.”

Leverkusens Trainer schwärmt vom Ex-Löwen

Gute Voraussetzungen also, wenngleich er große Teile dieser und vorheriger Saison aufgrund von zweier langer Verletzungen verpasste. Davon hat er sich inzwischen gut erholt, nach seinem Comeback am 31. Spieltag hob Leverkusen-Coach Gerardo Seoane Baumgartlingers gute Entwicklung hinsichtlich des Fitnesszustandes hervor. Und noch etwas betonte der Cheftrainer: Der Österreicher sei ein »exzellenter Profi« und in seiner Führungsrolle »wichtiger Bestandteil der Kabine«. Dass Baumgartlinger das Zeug zum Leader hat, bewies er schon bei Mainz 05 und der österreichischen Nationalmannschaft, wo ihm jeweils die Kapitänsbinde anvertraut wurde. Bei 1860 könnte Baumgartlinger mit all seiner Erfahrung die Rolle eines Führungsspielers auf und neben dem Platz einnehmen, die gerade in wichtigen Begegnungen schmerzlich vermisst wird. Aber auch sportlich füllt er ein Spielerprofil aus, welches das Mittelfeld der Löwen bereichern würde.

Ein kluger Zweikämpfer, der Bälle auch unter Druck zielgenau verteilen kann und das Zentrum kompakt hält. Die Statistiken (aus der Bundesligasaison 2020/21, da zu wenig Einsatzzeit in der vergangenen Runde) belegen dies auf beeindruckende Weise. Das Verteidigen gehört dabei zu seiner Kernkompetenz. Die Zweikampfwerte lagen allesamt in den Top-3% der Mittelfeldspieler, besonders begabt ist Baumgartlinger auch im Verhindern gegnerischer Dribblings. Sein Passspiel ist selbst für einen Bundesliga-Mittelfeldspieler in sämtlichen Belangen überdurchschnittlich gut, allen voran über die Distanz und wenn er gepresst wird. Dazu liegen ihm auch Weitschüsse und Kopfballduelle, Letztere gewann er mit seinen 1,81 m zu 66%. Die Leichtathletik-Erfahrung des 84-fachen Nationalspielers schlagen sich auch heute noch in seiner Laufleistung nieder. Oftmals als »Pferdelunge« o.Ä. bezeichnet, beackert er das gesamte Mittelfeld tugendhaft über 90 Minuten hinweg.

Auf der Acht oder Doppelsechs einsetzbar

Im Mittelfeld der Löwen könnte Baumgartlinger entweder vor einem Sechser (wie z.B. Tim Rieder) als zweikampfstarker Spielmacher neben einem offensivfreudigeren Pendant agieren, oder die Bälle aus einer tieferen Position heraus als Teil einer Doppelsechs verteilen. Seiner Rolle als Wortführer kann er im Zentrum bestmöglich gerecht werden. Ein Nebenaspekt seiner Verpflichtung wäre außerdem die Möglichkeit, von einer Verpflichtung eines weiteren Innenverteidigers abzusehen und den Talenten Morgana, Lang und Belkahia das größtmögliche Entwicklungspotential zuzugestehen.

Mögliche Ausfälle durch Verletzungen und Sperren, sowie die natürlichen Leistungsschwankungen solch junger Spieler ließen sich so durch Spieler wie Rieder oder, wenn fit, Wein auffangen, die bekanntermaßen auch von der Sechs in die Innenverteidigung rücken können. Baumgartlinger kann mit seinen Zweikampfwerten problemlos die dadurch entstehende Lücke im Mittelfeld füllen und defensiver agieren.

Knackpunkt Gehalt

Zu guter Letzt natürlich die zwei nicht-sportlichen Argumente. Nach elf Jahren in Mainz und Leverkusen wäre Baumgartlinger in München (und bei 1860) wieder bedeutend näher an seiner Heimat in Mattsee im Salzburger Land. Zudem ist seine Frau gebürtige Münchnerin. Wenn es ihn mit seiner Familie wieder in die Heimat verschlägt, wäre Sechzig eine wahrlich naheliegende Adresse. Aber ein Damoklesschwert schwebt freilich über den gesamten Beitrag: das Gehalt. Quellen im Internet berichten von einem Jahressalär um 1,75 bis zwei Millionen Euro respektive knappen 34 tausend Euro pro Woche. Ohne Frage ein Gehalt, das ihm an der Grünwalder Straße nicht einmal im Ansatz bezahlt werden könnte. Aber darin liegt vielleicht auch die Chance, welche eine Verpflichtung Baumgartlingers doch noch zur Realität werden lassen könnte. Seine Schäfchen hat der Österreicher bereits ins Trockene gebracht, dahingehend wäre er keineswegs mehr auf Gehaltsschecks der Löwen angewiesen.

Pro Bono wird er vermutlich auch nicht im Löwendress auflaufen, aber vielleicht lässt sich für den Karriereabend eine Summe aushandeln, für die es sich lohnt, noch die ein oder andere Saison beim TSV 1860 dranzuhängen, ohne das Gehaltsgefüge zu sprengen. Vielleicht hat Günther Gorenzel die Benders bei ihrem Besuch des Löwen-NLZ klangheimlich nach der Handynummer ihres alten Mannschaftskollegen gefragt. Zu hoffen wär’s allemal.

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Dennis M.

Baumgartlinger hatte ich gar nicht auf dem Schirm, wäre aber definitiv eine top Verstärkung! Eine Granate kommt hoffentlich 🙂

United Sixties

Zu schöne Löwenidee um wahr zu werden . Genau solche Spielertypen braucht das Team, da Lexi kein beständiger CApitano ist. Julian komm nach Giesing!