Die Saisonvorbereitung läuft, auch wenn die Kader-Zusammenstellung wohl noch nicht abgeschlossen ist. Wir nutzen die Zeit und sechzger.de blickt nochmal auf die abgelaufene Spielzeit zurück und einige Redakteure präsentieren Euch ihre persönlichen Highlights und Enttäuschungen.
Saisonrückblick von Thomas Spiesl
Welches war Dein Löwenspiel der Saison?
Auch wenn es sportlich nichts zu holen gab, ganz klar der Pokalabend gegen Borussia Dortmund zum Auftakt. Was für ein Kribbeln in und um Giesing, ein toller und vor allem friedlicher Fanmarsch, geile Stimmung im Grünwalder Stadion. Auf dem Rasen leider Angsthasenfußball der Löwen, die viel zu passiv agierten, aber das Außenrum machte für mich alles wett.
Wer war Dein Spieler der Saison?
Für mich war es Stefan Lex, der in seiner Abschluss-Saison zwar nicht immer glänzen konnte, aber wenigstens immer dann, wenn er auf dem Feld stand, mit Einsatz überzeugte. Das kann man leider nicht von allen Akteuren behaupten, sonst wäre die Spielzeit sicherlich besser gelaufen. Sein Abschied beim letzten Heimspiel mit seinem Treffer gegen Mannheim war genau der Abschied, den er sich verdient hat. Bleibt zu hoffen, dass er sich mit der gleichen Motivation in seine neue Aufgabe in der Geschäftsstelle stürzt.
Wenig Positives, viel Negatives
Was oder wer war für Dich die Überraschung (positiv/negativ) der Saison?
Positiv war für mich die unglaubliche treue der Löwen-Fans, die sich kaum einmal zu Pfiffen hinreißen ließen und ihre Mannschaft unterstützten, egal wie schlecht die Spiele auch waren. Schulnote 1, momentan leider das einzige bei den Löwen, das erstklassig ist.
Negativ sind für mich die ständigen Kapriolen unter den Gesellschaftern und die Hetze und Anfeindung der unterschiedlichen Fanlager. Das ist auch der Grund, warum ich mich aus diesem Thema grundsätzlich raushalte. Auch wenn ich natürlich eine Meinung dazu habe, da ist mir persönlich Neutralität für gemeinsame Ziele wichtiger, so unterschiedlich die Einstellungen auch sein mögen.
Was für Dich das schönste Tor der Saison?
Für mich waren es alle drei Tore beim Auswärtsspiel in Ingolstadt. Nicht weil Ingolstadt so stark gewesen wäre, sondern weil man nach den lustlosen Auftritten gänzlich ohne Erwartungen angereist war und die Mannschaft endlich den einfachen Fußball spielte, der so oft vermisst wurde. Von der Stimmung der grandiosen Fans beim 20. Heimspiel der Saison in der Ingoldorfer Prärie ganz abgesehen.
Welches Spiel der Löwen heim/auswärts bleibt Dir in Erinnerung und weshalb?
Daheim war es der 3:1-Heimsieg gegen den SV Wehen-Wiesbaden. Weil die Löwen starken Fußball gespielt haben und ich diesen Retorten-Club einfach nicht leiden kann. Umso schöner war der Heimsieg bei (wie fast immer) glänzender Stimmung im Grünwalder Stadion.
Auswärts war es sicher das Spiel in Ingoldorf, allen voran wieder einmal die Stimmung im Prunkbau (Achtung Ironie!). Von den Sprints der Löwenfans zu den Tankstellen, während die Shuttle-Busse im Stau standen, bis zum unerwarteten Auswärtssieg. Zu dem Zeitpunkt war es wichtig und Balsam für die geschundene Seele.
Am Ende stand Platz 8. Zufrieden oder traurig?
Ganz klar zu wenig… Die Erwartungen waren riesig, der Start verheißungsvoll, was dann kam, machte mich einfach nur traurig. Immerhin waren die Leistungen nach dem Trainerwechsel immer wieder einmal versöhnlich.
Wie schätzt Du die Arbeit von Maurizio Jacobacci und seinem Trainerteam ein?
Da ich so oft wie möglich bei den Löwenrunden für sechzger.de dabei bin, habe ich auch den direkten Kontakt zu Maurizio Jacobacci und schätze seine ruhige und sachliche Art. Er hat eine Truppe übernommen, die völlig am Boden lag: mental wie körperlich. Im Anschluss hat er das Maximum herausgeholt, das noch möglich war. Ich finde es richtig, dass die Zusammenarbeit fortgesetzt wird.
Was wird Dir von der Saison 2022/23 besonders in Erinnerung bleiben?
Die Besuche bei der Löwenrunde, die netten Gespräche mit Joachim Mentel, egal ob es dabei um die Löwen oder ums Eishockey ging. Für mich als Journalist ist es auch immer wieder spannend zu erleben, wie man es Woche für Woche schafft, 30 Fragen zu stellen, die kaum einmal etwas mit dem Sportlichen zu tun haben, um das es bei einer Pressekonferenz meines Ermessens nach gehen sollte. Aber bei den Löwen ist halt alles ein bisschen anders… Legendär war dabei vor allem die Wut-Pressekonferenz von Günter Gorenzel… Und ich finde es außerdem super, dass wir jetzt wieder von der Pressetribüne aus über die Spiele tickern können. Auch hier ist es für mich immer wieder etwas Besonders zu tickern, ohne mir am Handy in der Westkurve die Finger wund zu tippen.
Von welchem Spieler erwartest Du Dir in der Saison 2023/24 besonders viel?
Ich habe viel Hoffnung, dass bei Fynn Lakenmacher der echte Durchbruch in der neuen Saison kommen wird. Ein weiterer Stürmer würden den Löwen aber dennoch gut tun, denn die hundertprozentige Konstanz kann man in seinem Alter noch nicht erwarten.
Was ist Dein dringendster Wunsch in Bezug auf den TSV 1860?
Mehr sportlicher Erfolg und ein bisschen weniger Theater außenrum.
Deine Prognose für den Mai 2024: Wo landen die Löwen in der 3. Liga?
Schwer zu sagen, solange der Kader nicht steht. Stand jetzt würde ich sagen gesichertes Mittelfeld, auch wenn ein kleiner Blick nach oben die Saison natürlich versüßen würde. Vom Aufstieg zu träumen halte ich fast für etwas vermessen, aber vielleicht klappts ja wenigstens wieder mit dem DFB-Pokal – egal ob man sich über die 3. Liga oder über den Toto-Pokal qualifiziert.
Hast Du noch sonstige Anmerkungen oder Wünsche?
Ich hätte gerne mehr Zeit für die Arbeit mit den Kollegen hier bei sechzger.de und freue mich jedes Mal, wenn wir uns in und rund um Giesing treffen. Auch die Zusammenarbeit mit Löwen-Pressesprecher Rainer Kmeth empfinde ich für die angespannte Situation rund um die Grünwalder Straße als sehr angenehm und freue mich schon jetzt wieder auf viele vergnügliche Stunden an der Grünwalder Straße 114 und im Grünwalder Stadion.
Die weiteren Rückblicke der Redaktion auf die Saison 2022/23:
Stefan Kranzberg
Christian Jung
Thomas Enn
