In unregelmäßig regelmäßigen Abständen melde ich mich aus der schwedischen Provinz zu Themen rund um den TSV 1860 und das Fan-Dasein an sich. Im jüngsten Sechzig aus der Ferne ging es um das aktuelle Leiden rund um die Löwen. Heute treibt mich etwas anderes um. Der Nahost-Konflikt ist am 7. Oktober in eine neue Eskalationsstufe eingetreten, nach dem die Hamas Israel gezielt mit Terror und Angriffen gegen die Bevölkerung überschüttet hatte. Dass Israel mit voller Härte antwortet und selbst den Gaza-Streifen sowie Gebiete im südlichen Libanon oder Westjordland angreift und damit auch dort für Tod und Zerstörung sorgt, ist täglich in den Nachrichten zu lesen oder zu sehen. Was das alles mit Fußball zu tun hat? Bei Sechzig wieder einmal jede Menge – leider.

Privat oder offiziell – es bleibt unpassend

Wenn man mit Hasan Ismaik einen Kreditgeber hat, der selbst aus Jordanien kommt und mit Antony Power einen Merchandising-Chef mit palästinensischen Wurzeln hat, ist es irgendwie klar, dass es schwierig wird, den Nahost-Konflikt bei Sechzig auszuklammern. Jeder hat da seine private Meinung und sicherlich auch seine persönlichen Verbindungen. Gut und schön – doch genau hier sollte man vielleicht auch mal sein socialmediales Fingerspitzengefühl walten lassen und die Finger in der Hosentasche lassen. Das Statement von Ismaik, das von der Abendzeitung übersetzt wurde, in dem er mehr als indirekt den Sieg Palästinas ausruft, ist gelinde gesagt unpassend. Es gibt keinerlei Mitleid oder Bedauern für die Opfer aus israelischer Seite. Ganz richtig hat es meiner Meinung nach Tim Jürgens in seinem Kommentar in 11Freunde festgehalten. Jüngst hat der Geschäftsmann mit Lebensmittelpunkt in Abu Dhabi nachgelegt. Ismaik fordert die Gläubigen in Israel auf, den Krieg gegen Gaza zu beenden. Er begründet das mit einer Stelle in der jüdischen Tora, die er für sich interpretiert. Auch hier kommt es wieder zu einer einseitigen Betrachtung.

Vor der Haustür

Man kann natürlich jetzt meinen, das ist die ganz private Meinung eines Geschäftsmannes. Ist es sicherlich. Allerdings steht Ismaik auch immer im Zusammenhang mit dem TSV 1860 und der KGaA. Und von dieser Seite hört man zum Nahost-Konflikt gar nichts. Das muss man vielleicht nicht, aber der Konflikt hat nun mal auch Auswirkungen hierzulande, wie der Fall von Maccabi München zeigt. Der Verein versucht trotz Drohungen und Anfeindungen den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Trotzdem mussten Spiele aufgrund Sicherheitsbedenken verschoben werden. Der e.V. hat sich da meiner Meinung in einer Stellungnahme richtig positioniert. Von der KGaA hat man auch hier nichts gehört – vielleicht will man niemanden verärgern? Das wäre angesichts der Tragweite ein weiterer Armutsbeweis.

Was hat das mit Fußball zu tun?

Der Nahost-Konflikt und die Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinenser kann man als Europäer meiner Meinung nach nicht bewerten. Natürlich wünsche ich mir ein friedliches Zusammenleben mit einem Staat Israel und einem Staat Palästina. Natürlich mussten beide Seiten leiden – vielleicht sogar eine Seite mehr. Was aber nicht geht, ist, dass man Terrorangriffe an Unschuldige wie durch die Hamas feiert und mit “Free Palestine”-Posts, wie von einigen aktiven wie auch ehemaligen Fußballspielern getan, in der ganzen Welt teilt. Das hat hier in Schweden auch Greta Thunberg getan und sich damit Kritik eingefangen. Schweden hat nach den Angriffen schnell die finanziellen Unterstützungen an die Palästinenser gestoppt. Mittlerweile weicht diese Front hierzulande langsam wieder auf. Man will ja nicht Erdoğan und die Türkei verärgern, damit im letzten Moment doch noch das Veto zum NATO-Beitritt kommt. Der türkische Machthaber hat sich klar auf die Seite der Hamas gestellt. Das hat natürlich mit Sechzig nichts zu tun…

Fußball wird auch noch gespielt

Konzentrieren wir uns am Ende doch aufs Sportliche. Bei den Löwen läuft es gerade ja nicht schlecht. Die letzten drei Spiele wurden zumindest nicht verloren – auch wenn es dabei nur einen Sieg gegen Freiburg II gab. Euphorisch macht mich das allerdings nicht. Münster und Freiburg waren eigentlich Gegner, gegen die man punkten muss. Gegen Dresden stand man defensiv gut, allerdings war das offensiv mehr als mau. Alles in allen reißt mich das nicht vom Hocker. Eine Entwicklung sehe ich nicht, aber Trainer Jacobacci meint ja auch, dass das nicht jeder sieht, wie er. Mein Alternativprogramm heißt hier weiter norwegischer Fußball. In der Eliteserien drücke ich weiter Vålerenga Oslo die Daumen. Leider hat sich der Hauptstadtclub durch zwei Niederlagen gegen Brann Bergen und im Derby in Lillestrom wieder in akute Abstiegsgefahr gebracht. Nur unweit der schwedisch-norwegischen Grenze kickt der Zweitligist Kongsvinger IL, den ich ab und an besuche. Hier scheint das kleine Wunder mit dem Aufstieg in Liga 1 vielleicht Realität zu werden.

Kongvinger IL
Norwegischer Zweitliga-Alltag bei Kongsvinger IL.

 

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Groeber

Hätte Hasan besser geschwiegen…

Siggi

War dieser Artikel nicht schon gestern oder vorgestern online gestellt? Nun, unabhängig davon gibt es ein hochinteressantes (wenn nicht gar explosives) Interview im Wochenanzeiger, in welchem Heinz Schmidt alles was hier zuletzt gesagt und geschrieben wurde nochmals auf den Punkt bringt.
Natürlich ist die Palästinafrage ungleich viel wichtiger, als was bei Sechzig passiert, aber es passt einfach ins Bild, was HAM bei uns treibt. Von Kooperation keine Spur und dann sich noch für Terroristen stark machen. Will man sich das wirklich noch weiter anschauen?
https://www.wochenanzeiger.de/article/254317.html