In der Historie der Löwen gibt es so einige Vereine, gegen die man nur ein einziges Mal antrat – üblicherweise waren das dann Pokal- oder Freundschaftsspiele. Blickt man dann aber auf Pflichtspiele im Ligabetrieb, so gab es mit Hin- und Rückspiel zumindest zwei Mal das Vergnügen aufeinanderzutreffen. Ein Beispiel aus dieser Reihe stammt aus der Saison 1965/66, die dem TSV 1860 München nicht nur den Meistertitel bescherte, sondern mit Tasmania Berlin auch den bislang erfolglosesten Bundesligaverein hervorgebracht hat.

TSV 1860 siegt bei Tasmania Berlin
Am 20. November 1965 trat der TSV 1860 im verschneiten Berliner Olympiastadion vor leeren Rängen an. Die anfängliche Euphorie in Berlin über ihren nunmehr zweiten Erstligisten nach nach nur drei Spielzeiten Bundesliga war schon wieder verflogen. Hertha BSC wurde in der Vorsaison die Lizenz entzogen und Tasmania hatte deren Nachfolge angetreten. Nur rund 10.000 Zuschauer verirrten sich an diesem kalten Novembertag ins Stadion. Da half es auch nichts, dass mit dem TSV eine der Top-Mannschaften gastierte. Die Zuschauer bekamen zum wiederholten Male eine desolate Leistung ihrer Mannschaft zu sehen, und standesgemäß entschieden die Löwen das Spiel dann auch mit 5:0 für sich.
Torfolge:
0:1 18′ Timo Konietzka
0:2 35′ Timo Konietzka
0:3 73′ Rudi Brunnenmeier
0:4 81′ Peter Grosser
0:5 85′ Fredi Heiß
Im Rückspiel an der Grünwalder Straße im April 1966 behielt Sechzig mit einem 4:0 abermals die Oberhand (und einige Wochen später die Meisterschale in der Hand).

Tasmania Berlin heute
Der damalige Sport-Club Tasmania 1900 wurde 1973 aufgelöst und als Tasmania Neukölln neu gegründet. Zwischenzeitlich trat man dann auch als Tasmania Gropiusstadt auf und ist seit 2011 als Sportverein Tasmania Berlin e.V. im Vereinsregister eingetragen. Aktuell kämpft der Verein in der fünftklassigen NOFV-Oberliga Nordost gegen den Abstieg.
Ein Besuch im Werner-Seelenbinder-Sportpark, unweit des alten Zentralfughafens Tempelhof gelegen, lohnt sich beim nächsten Berlin-Besuch allemal. Angenehmes Ambiente, bodenständiger Amateurfußball und eine kleine, aber feine Fanszene lassen für etwas mehr als 90 Minuten den ganzen Irrsinn des modernen Fußballs fast vergessen. Auch wenn man dort das Gerede über die schlechteste Bundesligamannschaft aller Zeiten schon lange nicht mehr hören kann.
Text und Fotos: Michael Stoffl
Die Aufnahmen der Eintrittskarte und der Spielszene im Olympiastadion stammen aus der Ausstellung “125 Jahre Hauptstadtfußball”.
Artikel von Michael Stoffl lese ich immer sehr gerne. Sein Buch über Fußball-Erfahrungen weltweit ist unschlagbar!
Eine Frage an den Autor: Woran erkennt man dass das die Eintrittskarte zum Spiel von 60 bei Tasmania ist?
Gar nicht, früher waren Eintrittskarten noch nicht mit Heimmannschaft und Gastmannschaft im Aufdruck ausgestattet, die sahen teilweise eher wie “Biermarken” auf einem Betriebsfest aus…..
Weil das in der Ausstellung so ausgezeichnet war wahrscheinlich.
Danke
Richtig. Genau so war’s.