Was war das wieder für ein Wechselbad der Gefühle gestern Abend im Sechzgerstadion! Es begann mit einem Blackout und endete damit, dass die Löwen endlich den ersten Sieg gegen eine Spitzenmannschaft einfahren konnten.

Man muss nur den Kampf um die goldene Ananas eröffnen…

Seitdem ich nach der schlechten Leistung gegen Halle den Kampf um die goldene Ananas für eröffnet erklärt habe, läuft es auf einmal bei den Löwen. Es ist schon komisch… Am Samstag holten sie einen verdienten Auswärtssieg in Zwickau und gestern gelang endlich der erste Sieg gegen ein Spitzenteam der dritten Liga. Ist es tatsächlich der Druck, der der Mannschaft so zu schaffen macht? Von Außen sehr schwer zu sagen. Ich bilde mir aber ein, dass das frühe Gegentor gestern im Endeffekt gut für das Spiel der Löwen war.

Blackout zu Beginn

Es waren noch keine zwei Minuten gespielt, da hatte Stephan Salger einen folgenschweren Blackout (übrigens ein gutes Lied von den Scorpions… lange vor dem unsäglichen “Wind of Change”). Er wollte den Ball zu Marco Hiller zurücklegen, doch Mike Wunderlich roch den Braten und schob eiskalt zur Lauterer Führung ein. Der Sieg in Zwickau scheint den Löwen aber so viel moralischen Auftrieb gegeben zu haben, dass sie sofort auf Gegenangriff schalteten und begannen, die Gäste aus der Pfalz unter Druck zu setzen. Ich fragte mich, ob sie ohne das Gegentor auch so forsch nach vorne gespielt hätten. Möglicherweise ein Indiz dafür, dass die Jungs erst richtig aufdrehen können, “wenn’s eh scho wurscht ist”.

Chancen über Chancen

Die Löwen erspielten sich gegen die für einen Tabellenzweiten seltsam hölzern bis limitiert auftretenden roten Teufel ein gewaltiges Übergewicht und kamen zu einigen guten Ausgleichschancen. Bär, Lex und Deichmann hatten zunächst gute Möglichkeiten, bevor Bär im Strafraum durchaus elfmeterwürdig gezupft wurde. In der 26. Minute war es dann soweit. Eine Co-Produktion von Biankadi (der schoss) und Bär (der den Ball unhaltbar abfälschte) sorgte für den Ausgleich. Danach schalteten die Löwen wieder einen Gang zurück. Mussten sie durchschnaufen oder waren sie sich bewusst, auf einmal wieder etwas zu verlieren zu haben und agierten sie deswegen etwas gehemmter?

Die Aura eines Sieges lag über Giesing

Durch die tolle Offensivleistung der Mannschaft, fühlten die 7.500 Zuschauer im Stadion, dass die Überraschung gegen den Tabellenzweiten im Bereich des Möglichen lag. Auch in unserem Ticker waren wir sicher, dass da was gehen könnte:

Im Liveticker waren wir zuversichtlich, dass die Löwen noch was reißen könnten.

Die Betzebuben begannen nun ihrerseits eine Abwehrschlacht. Es war klar zu erkennen, dass Trainer Antwerpen die Devise ausgegeben hatte, Beton anzurühren und einen Punkt aus Giesing mitzunehmen. Aber nicht mit den Löwen von gestern Abend! Sechzig bestimmte das Spiel bis auf wenige Phasen, in denen die Gäste für Entlastung sorgen konnten. Man sah einfach, dass die Löwen dieses Spiel gewinnen wollten. In der 86. Minute war es dann soweit. Tallig setzte Goden wunderbar am langen Eck ein, der den Ball nur noch in die Maschen zu schieben brauchte. Erlösung in Giesing! Grenzenloser Jubel auf den Tribünen! Sechzig hielt in der Schlussphase gut dagegen und ließ sich den ersten Sieg gegen eine Mannschaft aus dem oberen Tabellendrittel in dieser Saison nicht mehr nehmen! “Löwen wir sind stolz auf Euch”, schallte es während der Ehrenrunde durch’s Stadion. Das haben sie sich verdient!

Wäre das Spiel auch ohne den frühen Gegentreffer so gelaufen?

Diese Frage ist natürlich seriös nicht zu beantworten. Aber mir erscheint es immer so, dass die Mannschaft gehemmt agiert, wenn sie etwas zu verlieren hat. Sowohl innerhalb eines Spiels als auch im gesamten Saisonverlauf. Gestern konnte sie sogar die absurde Sperre von Richy Neudecker wegstecken. Also spielen wir weiter um die goldene Ananas und nehmen das Druck erzeugende A-Wort nicht mehr in den Mund.

Am Goden Bleiben, Löwen!

Am Freitag kommt der SC Verl, der aktuell auf einem Abstiegsrang liegt, nach Giesing. Wenn ich mir die Gespräche nach dem Spiel so angehört habe, sind die drei Punkte eh schon im Sack. Dann geht es zu Viktoria Berlin, die aktuell in einer ziemlichen Negativspirale stecken. Die drei Punkte sind auch schon eingerechnet bei so manchem Löwenfan. Dann kommt der sprichwörtliche Brasilianer, wir steigen auf und machen dann einen Durchmarsch in die Bundesliga. Ich sage Euch, dreht nicht durch Löwen! Bleibt auf dem Goden! Endlich gegen einen “Großen” gewonnen, lasst uns das feiern und keine Wolkenkuckucksheime bauen.

 

 

 

 

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Aschlegel

Das ist alle etwas schwer nachzuvollziehen für so ein einfach strukturiertes Hirn wie meines. Man möchte glauben, dass da zwei verschiedene Mannschaften gegen TG und gestern unterwegs waren. Man sieht aber auch an Kaiserslautern, dass man mit einer grundsätzlich disziplinierten Spielweise (= Betonabwehr) grundsätzlich oben mitspielen kann. Dass das aber keine Übermannschaft ist, hat gestern wohl jeder gesehen.

Tja, wie gehts nun weiter? Soll man sie jetzt wieder in den Kreis der Aufstiegsanwärter dazu rechnen oder lieber nicht? Ich denke, das wird sich in den nächsten Wochen an einem Wort ausrichten: Konstanz. Denn Köllner warnt nicht zu unrecht vor Verl und dann auch noch vor Berlin. Solche Gegner richten wir immer ganz gerne auf. Aber eins ist auch klar. Sollte man tatsächlich noch an einen oberen Platz denken, dann ist ab jetzt jeder weitere Ausrutscher absolutes Tabu. Sicherlich werdet ihr Euch noch an das Spiel gegen Dresden in der letzten Saison erinnern. Da war die Ausgangslage ähnlich. Gewinnen war ein absolutes Muss, was man dann auch tat. Und danach marschierte man die nächsten Wochen durch, bis uns dann im Endspurt leider die Puste ausging. Vielleicht schaffen wir es ja dieses Mal bis zum Ende?

Noch ein Wort zu dem Druck. Also, wenn man gestern nicht unter Druck war, zumal nach dem 0:1, wann dann? Man sollte, so denke ich, dieses ganze Druckgerede mal beiseite schieben. Ich zumindest glaube nicht daran. Eher an Konzentrationsfähigkeit und Willen.

Und einen sollten wir schon auch noch mal gesondert erwähnen: Kevin Goden. Schleicht da nach seinen Einwechslungen unbemerkt über den Platz wie das Phantom in der Oper und netzt auch noch ein wie einst ein Benni Lauth. Das wollen wir bei allem allgemeinen Lob nicht ganz vergessen, dass der Junge uns die Saison gerettet hat! Danke Kevin! 👍

Aschlegel

Ach ja, eine Sache noch. Meiner Ansicht ist für den jetzigen Aufschwung auch eine Umstellung Köllners mit verantwortlich: er hat (endlich) den Moll wieder auf der Sechs spielen lassen und damit dem Dressel mehr Freiheiten im Offensivspiel gelassen. Das tut unserem Spiel sichtbar gut.

Siggi

Es ist alles ganz einfach! Köllner stellt sich künftig vor dem Anpfiff vor die Mannschaft und sagt: “Liebe Jungs, ich möchte Euch jetzt nochmals darauf hinweisen, dass es schon wieder 0:1 steht.”
😉

Steffen Lobmeier

Schön geschrieben.

Aber man fragt sich halt schon, warum man nicht auch gegen Türkgücü und Halle so viel Einsatz gezeigt hat? Wenn man dann verloren hätte – geschenkt. Aber wenn man sieht, was da eigentlich alles möglich ist, sind diese beiden Komplettaussetzer doppelt bitter.

Kerschensteiner

Weil man gegen Türkgücü nur verlieren konnte. Hochmotivierter Gegner und schlotternde Knie. Keine gute Mischung.

United Sixties

Die Nochtleistung und Niederlage gegen TG tut immer noch weh, aber dieses Spiel in Zwickau und gestern auch der Sieg über die beste Abwehr der Liga jeweils nach Rückstand beweisen die Moral im Team. Der Kampfgeist und auch Siegeswille scheint zurück seit unser Präsident auch mal die richtigen Worte sagte.
Spiel für Spiel an sich glauben und den Gegner niederringen..dann wird der gesamte März erfolgreich und die Jagd auf Platz 3 spannender. Danke Löwen für die Moral
und bitte weiter so. Selbstverständlich kann aber weiterhin nicht jedes Spiel gewonnen werden. Das gilt auch für alle anderen Klubs da vorne.

ChrisForeverBlue

Wind of Change ist ein geiles Lied!!! 😁

Siggi

… und der Mauerfall obendrauf!