Gegen den SV Sandhausen zeigte die Mannschaft von Argirios Giannikis eine ordentliche Leistung und und behielt gegen den Tabellenvierten einen Punkt in Giesing. Es waren 90 Minuten Ablenkung von Vereinspolitik beim TSV 1860 München, die der ein oder andere nach den Geschehnissen um Hans Sitzberger und den Verwaltungsrat zuletzt gut gebrauchen konnte. Doch ganz ohne ging es auch nicht und so wurde unter anderem ein Spruchband in der Westkurve präsentiert. Außerdem fällt mehrfach eine Vorverurteilung des Vereinsgremiums auf. Es geht einmal mehr turbulent zu bei den Löwen.

Verwaltungsrat entzieht Hans Sitzberger das Vertrauen

Die vereinspolitische Situation beim TSV 1860 München ist seit der vergangenen Woche um ein trauriges Kapitel reicher. Nach umfangreichen Untersuchungen hat der Verwaltungsrat bekannt gegeben, dass er Vize-Präsident Hans Sitzberger das Vertrauen entzieht. Zuvor veröffentlichte die Abendzeitung präsidiumsinterne E-Mails, die zeigten, dass Präsident Robert Reisinger die Geschäftsführer Günther Gorenzel und Marc-Nicolai Pfeifer schon deutlich früher freistellen wollte. Später folgte in der Süddeutschen Zeitung ein weiterer Artikel, der unter anderem aufzeigte, dass die Vertreter um Hasan Ismaik Günther Gorenzel wiederum fristlos entlassen wollten.

Hans Sitzberger ließ das Statement des Verwaltungsrats nicht lange unkommentiert und meldete sich per Facebook ebenfalls mit einer emotionalen Stellungnahme zu Wort. Dem folgte wiederum die Bekanntgabe, dass der Verwaltungsrat die Abwahl des Vize-Präsidenten beantragt hat. Sofern Sitzberger nicht selber zurücktritt – und danach sieht es derzeit nicht aus – wird eine außerordentliche Mitgliederversammlung darüber entscheiden müssen. Soweit zunächst einmal die nüchtern zusammengefassten Ereignisse der letzten Tage.

Löwenfans reagieren vielfach auf Statements

Dass dieses neue Ausmaß in Sachen Vereinspolitik zu vielen Reaktionen führen würde, war natürlich auch mir klar. Was es zunächst einmal festzuhalten gilt: die zeitliche Abfolge zeigt ganz klar auf, dass der Bericht der Abendzeitung mit der Entscheidung des Verwaltungsrats nichts zu tun hat. Veröffentlicht wurde der Artikel in der Zeitung am vergangenen Donnerstag. Die entscheidende Sitzung des Vereinsgremiums war allerdings bereits am Samstag zuvor (20.Januar). Da half es dann also auch wenig, dass die AZ erklärte, den Inhalt des Schriftverkehrs nicht von Sitzberger erhalten zu haben. Dennoch führt die Spur namentlich zum Vize-Präsidenten – allerdings in das Unternehmen AHD Sitzberger, das der 70-Jährige an seine Kinder übergeben hat.

Dass sich der Verwaltungsrat die Entscheidung zu Hans Sitzberger nicht leicht gemacht hat, dürfte selbstverständlich sein. Zu viel hat sich der Vize-Präsident beim TSV 1860 München entscheidend eingebracht, sei es mit Zeit oder finanzieller Unterstützung. Hans Sitzberger und die Löwen gehören untrennbar voneinander zusammen. Über fünf Stunden tagte das neunköpfige Gremium und kam schlussendlich – und das einstimmig – zum Ergebnis, ihm das Vertrauen zu entziehen. Diese Entscheidung eines von der Mitgliederversammlung gewählten Gremiums gilt es zunächst einmal so zu akzeptieren. Um sich eine Meinung zu bilden, wird der Verwaltungsrat auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Gründe vortragen, die zu dieser doch bahnbrechenden Entscheidung geführt haben.

Schon jetzt aber reagieren zahlreiche Löwenfans und sprechen Sitzberger ihr Vertrauen aus – ohne die genauen Hintergründe zu kennen. Auch wenn das vielfach sicherlich nicht unbedingt so gemeint ist, sprechen sie dem Verwaltungsrat zwangsläufig auch ihr Misstrauen aus. Ein prominentes Beispiel dafür ist Martin Gräfer von Hauptsponsor die Bayerische. So verständlich die Kommentare für Hans Sitzberger und seiner Leistung beim TSV 1860 München auch sind – mit vorschnellen Urteilen ist in der aktuellen Situation niemandem geholfen.

…und dann wird auch noch Fußball gespielt

Auch am gestrigen Sonntag spielte die Thematik – natürlich – eine Rolle. Auf der Haupttribüne wurde Hans Sitzberger demonstrativ von ca. 50 Personen lautstark gefeiert. In der Westkurve wiederum wurde ein Spruchband präsentiert: “Löwe, Gönner, Vizepräsident – der sich plötzlich zur HAM bekennt – wer Brücken Richtung Feinde baut – hat sich sein Denkmal selbst versaut”. Pfiffe wurden dabei kaum vernommen, vielleicht aber auch weil viele Augen auf den Platz gerichtet waren.

Denn was die Spieler um Kapitän Jesper Verlaat gegen den Tabellenvierten aus Sandhausen zeigten, reichte nach 90 Minuten zu einem Punkt. Nach einer kurzen Anfangsoffensive der Löwen übernahmen die Gäste die Spielkontrolle und gingen folgerichtig auch mit einem 1:0 in die Kabinen. Mit einem Dreifachwechsel brachte Giannikis neuen Schwung in die Partie. Vor allem Mansour Ouro-Tagba fiel positiv auf, wenig später fiel schon der Ausgleich durch Leroy Kwadwo. Kurz zuvor gab es bereits große Chancen, die vergeben wurden. Das 1:1 schockte den SVS nicht, der am Ende etwas näher am zweiten Treffer als der TSV 1860 war. Den Punkt nehmen die Löwen jedenfalls gerne mit und bleiben im Jahr 2024 weiter ungeschlagen. Am kommenden Samstag in Aue steht die nächste Aufgabe an – vielleicht geht es dann nur um Fußball und weniger um vereinspolitische Themen. Doch halt – wir sind beim TSV 1860 München, das ist also so gut wie ausgeschlossen.

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Nach meinem Verständnis ist Präsidium auf Empfehlung des Verwaltungsrates für eine bestimmte Amtszeit gewählt worden.
Das sich gewählte Vertreter*inner während einer Wahlperiode verändern ist nichts ungewöhnliches, manchmal verändern sich auch die, die gewählt haben.
Ich hab massive Zweifel, ob dies vorzeitige “Neuwahlen” rechtfertigt.
Es scheint ja auch nicht so zu sein, dass der Hans jetzt ständig wichtige Entscheidungen blockiert und deshalb Probleme entstehen.
Sportgeschäftsführer und Trainer sind im Amt, Vertrag mit Finanzgeschäftsführer ist nicht verlängert und weder der Stadionausbau noch die Turnhalle werden in den kommenden Monaten entscheidende Impulse bekommen.
Kocht alles nicht so hoch, bis zur regulären Mitgliederversammlung kann das warten und wenn’s nach mir geht, ist Scheidung von HAM viel viel wichtiger als ein Fehlverhalten eines Vizes über das ich wenig konkretes weiß.

bla1860

Kocht alles nicht so hoch, bis zur regulären Mitgliederversammlung kann das warten”

Ich finde nicht, dass das bis zur regulären MV warten kann.
Die diesjährige MV ist durch die Wahl des Verwaltungsrates enorm aufgeladen und zudem weisend für die zukünftige Ausrichtung des Vereins. Das ist ein ziemlicher Brocken..
Ich finde nicht, dass da ein zweiter emotionaler Brocken noch reinpasst. Dann kocht das Fass über..
Zudem würde die Sache um HS, und das merkt man ja jetzt schon, gezielt für den Wahlkampf eingesetzt werden. Ich glaube es wäre für alle Beteiligten schon schlauer und eleganter das eine Thema schnellstmöglich zu behandeln und sich dann auf das nächste große Thema konzentrieren zu können.

“Ich hab massive Zweifel, ob dies vorzeitige “Neuwahlen” rechtfertigt.”

Naja wenn das Vertrauen weg ist, und das aus mehreren Gründen, dann hat man eigentlich kaum eine andere Wahl als ne außerordentliche MV einzuberufen.
Bis zur regulären MV sind es ja doch noch ein paar Monate. Das ist, bei gestörtem Vertrauen, kein kleiner Zeitraum. Das kann man nicht einfach mal aussitzen.

Elilfant

Die Giesinger Gedanken sind für mich eigentlich eher eine persönliche, emotionale Einordnung und weniger eine nüchterne Berichterstattung wie heute.

United Sixties

Leider geht es weniger um Löwenfussball, der gestern in der zweiten Halbzeit doch viel Zuversicht für den Klassenerhalt macht, als um den öffentlich ausgetragenen Komödienintrigantenstadl 1860. Habe gestern viele Fans und Mitglieder getroffen und annähernd alle sind angewidert ob dieses Schauspiels zu Lasten unseres so liebenswerten TSV MÜNCHEN von 1860. Es wird ggf. doch Zeit für einen totalen Cut …mit dieser HAM oder es bedarf einen Mitgliedermehrheitsbeschluss für echten Neuanfang:
HAM entsendet andere Vertreter und der e.V. stellt neuen Köpfen die Ämter in VR und Präsidium zur Wahl.
Könnte dies ein Kompromiss zur Befriedung und endlich mehr Ruhe um unseren Kultklub auf Giesings Höhen werden ? So darf es nicht weitergehen und wir Fans sollten uns auch nicht noch mehr spalten lassen.

AckermeisterTSV

Was soll es denn bringen schon wieder neue Gesichter zu haben? Ist egal ob auf HAM-Seite oder auf EV-Seite. Wir hatten auf beiden Seiten schon sehr viele verschiedene Gesichter und am Ende lief es immer und immer wieder aufs Gleiche hinaus. HAM möchte die Macht übernehmen und geht dafür über Leichen. Sogar über Leichen aus den eigenen Reihen und alles nur, weil beim Einstieg die 50+1 Regel nicht verstanden wurde, diese auch in näherer Zukunft nicht fallen wird und man nicht versteht was ein demokratischer Verein in Deutschland darstellt. Jetzt wird mit allen Mitteln versucht 50+1 zu umgehen, indem man Chaos streut, alles in sich zusammenbricht und am Ende “der Messias” aus dem HAM-Lager kommt und uns allen Honig ums Maul schmieren wird. Das nennt man Politik und hat genau so schon tausendfach stattgefunden und meistens funktioniert. Dann können wir wieder unsere “RETTER” Plakate auspacken und alles geht wieder von vorne los.

Es war bereits 2011 klar und wird jedes Jahr noch klarer: Das 60, das wir alle kennen ist gestorben und solange wir einen so dubiosen Investor haben, wird es leider keine Auferstehung geben. Außer vielleicht als Plastikklub ala “RB Light”

black_belt_blues

Wir sind noch nicht gestorben aber scheintot.
Der erwähnte Kompromiss würde nichts bringen. Ismaik will die Macht und basta. Personen sind ihm schnurz. Funktionäre und Fans sind nur dazu da, ihm zu dienen. Dafür schmeißen seine Leute hier eine Stinkbombe nach der anderen. Mitten ins Löwenherz.

United Sixties

Einspruch! Sechzig ist keineswegs gestorben ..
26 000+ und diese vielen neuen Mitglieder unterstützen 1860 nicht nur wegen Eintrittschance auf Giesings Höhen. Vereinsliebe und HAM ignorieren

AckermeisterTSV

Es gibt keinen vernünftigen Ausweg aus unserer Lage. Daher RIP 1860-2011