Der nächste im Bunde für den Saisonrückblick 2023/24 ist Manfred Forster. Er ist Teil der großen sechzger.de Redaktion, tritt aber eher selten namentlich in Erscheinung. Vor allem als Fotolieferant von nahezu jedem Spiel ist er dennoch ein unverzichtbarer Teil und schildert heute seine Eindrücke von der vergangenen Spielzeit.

Saisonrückblick 2023/24 von Manfred Forster

Welches war Dein Löwenspiel der Saison?

Allzu viele Höhepunkte gab’s nicht, aber der 3:2-Sieg in Saarbrücken fühlte sich in diesem Moment wie die Wende zum Besseren an. In den ersten 20 Minuten spielten wir die Saarländer regelrecht schwindelig und hätten auch schon 4:0 führen können bzw. müssen, vermutlich die beste Phase der gesamten Saison. Danach aber in typischer Löwenmanier den Vorsprung innerhalb von drei Minuten vor der Halbzeit verspielt. Als alle Zeichen auf einen Heimsieg des FCS standen, glückte Niklas Lang kurz vor Ende der Partie der durchaus schmeichelhafte 3:2-Siegtreffer. Wie gesagt, fühlte sich wie die Wende zum Besseren unter Maurizio Jacobacci an, zudem das Spielglück diesmal auf unserer Seite war. Der weitere Saisonverlauf zeigte leider, dass dieses Spiel nur ein „Ausrutscher“ unter dem ehemaligen Trainer war…

Wer war Dein Spieler der Saison?

Für mich ist das Torwartduo Marco Hiller / David Richter das Spielerduo der Saison. Die Torhüterposition war der einzige Mannschaftsteil, der über die gesamte Saison zu überzeugen wusste. David Richter überzeugte bei seinem ersten Einsatz in Münster, als Marco Hiller verletzungsbedingt ausfiel und rettete den Löwen mit zahlreichen Paraden den Auswärtspunkt. Bei allen weiteren Einsätzen waren Marco Hiller (27 Einsätze) und David Richter (11 Einsätze) ein sicherer Rückhalt einer oft völlig verunsicherten Mannschaft.

Natürlich gab es auch andere Spieler, die sich immer wieder positiv in Szene setzen konnten (Morris Schröter, Julian Guttau), allerdings fehlte hier die Konstanz über die gesamte Spielzeit.

Löwenfans als positives Highlight

Was oder wer war für Dich die Überraschung (positiv/negativ) der Saison?

Positiv: Sportlich kann ich beim besten Willen kaum positive Überraschung benennen.
Einzig die absolut positive Entwicklung von Fynn Lakenmacher während der Saison bleibt in Erinnerung. Unter Maurizio Jacobacci noch öffentlich angezählt und mit wenig bis gar keinem Selbstvertrauen über den Platz gestolpert, biss sich Fynn in die Saison hinein und verbesserte sich kontinuierlich. Besonders in der Rückrunde überzeugte unser Sturmtank durch Einsatz und Kampfgeist.

Außerhalb des Spielfeldes war es einerseits die starke Positionierung des e.V. gegenüber der Investorenseite und natürlich die Löwenfans. Trotz sportlicher Talfahrt und erhöhter Dauerkartenpreise waren alle Heimspiele ausverkauft.

Zudem zeigte sich auch die aktive Fanszene gegen Ende der Saison äußerst kreativ und zeigte trotz der sportlichen Misere gleich drei Choreos, die alle zu überzeugen wussten.

Negativ: Die Einstellung der Mannschaft im Abstiegskampf war nach der Niederlagenserie und dem geschmolzenen Vorsprung auf die Abstiegsränge besonders in Unterhaching und daheim gegen Dortmund unter aller Kanone. Da erwarte ich als Löwenfan einfach beißen, spucken, kratzen und Kampf um jeden Millimeter. Wenn es dann nicht reicht, ok. Das letzte Heimspiel gegen die Arminia aus Bielefeld passte sich dieser ungenügenden Einstellung leider nahtlos an.
Nur in Essen wurde mit einer sehr jungen Mannschaft (u.a. Lukas Reich, Moritz Bangerter, Mansour Ouro-Tagba und Michael Glück in der Startaufstellung) mit der Einstellung gespielt, die im Abstiegskampf notwendig ist.

Auch das Auftreten im Toto-Pokal war extrem blamabel, der 5:1-Auftaktsieg gegen den 1.FC Stockheim war mit das schlechteste Löwenspiel im Landespokal, das meine Augen je ertragen mussten. Dazu passend der strömende Regen über die gesamte Spielzeit.
Die Krönung war dann das klägliche Ausscheiden beim Bayernligisten in Pipinsried mit dem auch die Hoffnung auf eine lukrative Teilnahme im DFB-Pokal begraben werden musste.
Die Löwen finden seit Jahren einfach keine richtige Einstellung zu diesem Wettbewerb.

1 Fc Stockheim Tsv 1860 Toto Pokal Fotogalerie Titelbild

Reisinger sorgt für einen Volltreffer

Was für Dich das schönste Tor der Saison?

Eindeutig Manfred Starkes satter 30m Knaller am ersten Spieltag gegen Waldhof Mannheim, der vom Gästekeeper aber zugegeben unglücklich mit dem Rücken in das eigene Netz gelenkt wurde.

Sehr schön/kurios waren natürlich auch die sensationellen Eigentore der Ingolstädter und der Viktoria aus Köln im Sechzgerstadion.

Neben dem Platz erzielte eindeutig Präsident Robert Reisinger den Volltreffer der Saison, seine Worte “Sie schaden mit Ihrer Berichterstattung seit Jahren 1860 München” und “Für mich sind Sie Ursache von Spaltung und Hass in diesem Verein” an einen kommerziellen Blogbetreiber waren absolut überfällig und sprachen unzähligen Löwenfans aus dem Herzen. Die fast durchweg positive Resonanz und ein vielfach vernommenes „endlich Klartext“ lassen tief blicken.

Am Ende stand Platz 15. Zufrieden mit dem Nicht-Abstieg und hättest Du eher mit einer Position etwas weiter oben gerechnet?

Zufrieden kann man mit dieser Platzierung sicher nicht sein, am Ende rettete uns ja eher der Auswärtssieg der SpVgg Unterhaching in Halle als unsere eigene Stärke. Die teils miserablen Auftritte in der Vorbereitung (0:0 in Wasserburg) oder im Toto-Pokal vor Saisonstart (das bereits erwähnte 5:1 beim Bezirksligisten in Stockheim nach mühevoller 2:1-Pausenführung) ließen aber leider das Schlimmste befürchten. Im Endeffekt ist der Klassenerhalt wohl das Maximum, was erreicht werden konnte.

Wie schätzt Du die Arbeit von Agirios Giannikis und seinem Trainerteam ein?

Ganz schwer zu beurteilen, die Siegesserie nach der Winterpause gegen teils starke Gegner aus der oberen Tabellenhälfte (Ingolstadt und Essen) machten Lust auf mehr und gaben Hoffnung auf eine wirklich starke Rückrunde. Der Einbruch (spätestens mit dem 0:1 in Freiburg offensichtlich) ist für mich aber völlig unerklärlich. Da wirkte auch Argirios Giannikis ratlos.

Sein Auftreten bei Pressekonferenzen und Interviews finde ich erfrischend „spartanisch“, keine Worthülsen und Floskeln. Agirios Giannikis kommt sofort auf den Punkt und beantwortet die Fragen. Da gab’s schon ganz andere Zeiten…

Hoffnung von Manfred Forster auf Kursbestätigung am 16.Juni

Was wird Dir von der Saison 2023/24 besonders in Erinnerung bleiben?

Das selbst in der dritten deutschen Profiklasse ein Amateurtrupp ohne sportliche Kompetenz vor der Saison einen Kader zusammenstellen kann.
Das Ergebnis ist bekannt, u.a. wurden die Einnahmen aus dem Morgalla-Transfer für Spieler wie Tarsis Bonga oder Valmir Sulejmani ausgegeben. Ein Umstand, der unendlich traurig macht.

Von welchem Spieler erwartest Du Dir in der Saison 2024/25 besonders viel?

Da leg ich mich auf keinen Namen fest. Die bisherigen Transfers wirken durchdacht, stimmig und geben Anlass zu der Hoffnung, dass die Saison 24/25 auf jeden Fall besser verläuft als die letzte Spielzeit. Natürlich hoffe ich auch auf viele Einsatzminuten für Spieler aus dem NLZ wie Lukas Reich und Moritz Bangerter.

Was ist Dein dringendster Wunsch in Bezug auf den TSV 1860?

Das auf der Mitgliederversammlung der Kurs des aktuellen Verwaltungsrates und damit des aktuellen Präsidiums mit einer überwältigen Mehrheit bestätigt wird. Noch eine Saison wie 2016/17 mit der Politik der freien Hand für den Investor und dazugehörigen Marionetten im e.V. Präsidium mit dem Ergebnis des sportlichen und finanziellen Totalschadens braucht niemand!
Wir sind der Verein – Ohne Hasan.

Bisher erschienen auf sechzger.de die Saisonrückblicke 2023/24 von…

Thomas Enn

Christian Jung

Thomas Spiesl

Stefan Kranzberg

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Baum

„ Wir sind der Verein – Ohne Hasan.“
Dieser Rückblick ist für mich bisher der beste. Genau so hab ich es auch gesehen. Und der letzte Absatz ist Gold. Genau so!

_Flin_

Volle Zustimmung.

Vor allem das Rumgehampel im Totopokal ist seit Jahren ein Armutszeugnis. Wer die Pokalendspiele verfolgt hat, ärgert sich umso mehr
Sandhausen, Viktoria Berlin, Cottbus, Offenbach, Aachen, etc., alle spielen Pokal.

Wobei man auch mal die Frage stellen muss, wieso wir aus Bayern nur einen Platz erhalten, andere Länder wie BaWü oder NRW deren drei. Auch da haben wir mal wieder die Arschkarte. Nicht dass unsere Leistungen für einen Oberbayern/Niederbayern Pokal reichen würden, trotzdem ungerecht.

Dennis M.

Das ganze Rungehampel in der 3. Liga und im Toto Pokal ist für so einen Verein ein Armutszeugnis. Man kann nur hoffen, dass Werner und Mueller kompetent sind und den verstaubten Karren in Bewegung setzen.

Steffen Lobmeier

Bayern hat (mindestens) zwei Plätze: der Meister der Regionalliga Bayern (wenn es keine 2. Mannschaft ist) und der Toto-Pokal-Sieger.

Wenn noch bayerische Mannschaften in der 3. Liga unter die ersten Vier kommen, sind sie auch qualifiziert.

_Flin_

Komische Argumentation. Der Meister der Regionalliga Bayern kommt über die “meiste Mannschaften im Spielbetrieb” Regel.

Weswegen NRW mit dem westdeutschen Fussballverband auch 4 Mannschaften hat. Pokal Westfalen, Oberliga Westfalen, Pokal Niederrhein, Pokal Mittelrhein. Obwohl der BFV mehr Vereine und nur etwas weniger Mitglieder hat.

Alle anderen Regeln (1.-4. 3.Liga) gelten für jeden anderen Club genauso, unabhängig davon woher er kommt.

MaxlWastl

Durchweg vernünftige Argumente. Hoffe natürlich auch das der VR bestätigt wird und HI wie ein beleidigtes Kind wieder in die vereinspolitische Wüste abzieht.

Und einen Wettbewerb wie den Totopokal muss 60ge einfach gewinnen.