Drei Drittliga-Spiele absolvierte Marco Mannhardt für die Profis des TSV 1860, ehe er vor der Saison von Trainer Michael Köllner in die U21 versetzt wurde. Im Interview berichtet Mannhardt, wie er mit dieser Enttäuschung umging und warum er vor wenigen Wochen zu Regionalligist FV Illertissen wechselte.

Ex-Löwe Marco Mannhardt im Interview

Sechzger.de: Servus Marco! Zunächst mal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview nimmst und herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die Regionalliga. Wie kam es denn zu dem Wechsel?

Mannhardt: Vielen Dank. Als Fußballer möchte ich immer höchstmöglich spielen und mich mit den Besten messen. Der FV Illertissen suchte nach einem Mittelfeldspieler und ich entsprach dem gesuchten Profil. Dann ging alles sehr schnell.

Sechzger.de: Was erwartest Du Dir denn von Deiner Zeit in Illertissen? Aktuell steckt der FV ja noch mitten im Abstiegskampf…

Mannhardt: Ich erhoffe mir natürlich eine spannende und erfolgreiche Zeit beim FV Illertissen. Ich möchte mich sportlich weiterentwickeln unter Coach Holger Bachthaler. Er ist auch einer der Gründe, warum ich zum FVI gewechselt bin. Nach den Gesprächen mit ihm war mir klar, dass ich beim FVI meinen nächsten Schritt machen kann.

Fokus liegt komplett auf dem Fußball

Sechzger.de: Da Illertissen ja nun nicht gerade in unmittelbarer Nähe zu München liegt, ziehst Du nach Schwaben, oder? Wirst Du zukünftig nebenher studieren oder arbeiten oder wie kann man sich das vorstellen?

Mannhardt: Ich werde mir dort natürlich eine kleine Wohnung nehmen. Grundsätzlich liegt mein Fokus komplett auf dem Fußball, alles weitere wird man sehen.

Sechzger.de: Dass der FV Illertissen guten Fußball spielen kann, haben die Profis des TSV 1860 im Toto-Pokal ja leidvoll erfahren müssen. Kennst Du bereits einige Spieler, die Dir die Integration erleichtern können?

Mannhardt: Bis jetzt noch nicht. Aber das geht im Fußball so schnell. Ich freue mich schon, die Jungs kennenzulernen.

“Natürlich war ich enttäuscht über die Entscheidung”

Sechzger.de: Bei den Löwen warst Du aufgrund der Medienlandschaft in München selbst in der U21 ständig im Schaufenster. In Illertissen hingegen ist alles ein wenig kleiner und überschaubarer. Siehst Du den FV dennoch als geeignetes Sprungbrett, um von dort aus nochmal in den Profibereich durchzustarten.

Mannhardt: Daran würde ich mich erinnern, wenn ich im Schaufenster aufgrund der Münchner Medienlandschaft stand. Außerdem sehe ich keinen Zusammenhang von Medienpräsenz, Standort und Karriereweg. Im vergangenen Sommer haben es auch zwei Spieler aus dem „kleinen” Illertissen in den Profibereich geschafft. Bei 1860 II leider keiner. Der FVI spielt Regionalliga, 1860 II in der Bayernliga. Je höherklassig ich mich als Spieler betätige und behaupte, umso näher bin ich wieder an den Profiligen dran. Und letztlich entscheide ich zu einem sehr großen Anteil mit meiner Leistung, wohin der Weg führen kann. Im Fußball gehört dann sicherlich noch ein wenig Glück dazu und auch den Support des Trainers brauchst Du als Spieler.

Sechzger.de: Apropos Profibereich: Du hattest beim TSV 1860 ja bereits einen Profivertrag unterschrieben und warst zu einigen Einsätzen in der 3. Liga gekommen. Vor der laufenden Saison wurdest Du dann in den Kader der U21 degradiert. Wie hat Michael Köllner das Dir gegenüber begründet? Und wie sehr hat es Dich getroffen, nicht mehr zum Profikader zu gehören?

Mannhardt: Natürlich war ich enttäuscht über die Entscheidung. Über genaue Details will ich nicht sprechen. Ich hatte es zu akzeptieren. Ich habe aber immer zuerst die Schuld bei mir selbst gesucht. Mein Ausfall durch den Mittelfußbruch ab Frühjahr 2022 kam erschwerend dazu und brachte mich erst recht aus dem Rennen. So ist das nun mal im Fußball. Also war mir ab Sommer klar, ich muss noch mehr an mir arbeiten.

Mannhardt Marco
Marco Mannhardt bei einem seiner drei Drittliga-Einsätze für en TSV 1860

Chance auf Comeback bei den Profis “ging gen Null”

Sechzger.de: Bei der U21 bist Du dann durch starke Leistungen aufgefallen und hast die Mannschaft als Kapitän aufs Feld geführt. War der Schritt zurück für Dich also im Endeffekt doch der richtige Weg? Wie hat es Trainer Frank Schmöller geschafft, Dich zum Führungsspieler auszubilden?

Mannhardt: Als junger Spieler ist Spielpraxis und -rhythmus enorm wichtig. Dafür ist eine U21/U23 hervorragend. Würde 1860 II in der Regionalliga spielen, wäre es noch besser. Aber das ist ja regulatorisch nicht möglich momentan, weil die 1. Mannschaft noch in der 3. Liga spielt. Ich hätte gerne noch mehr Spiele für die U21 gemacht. Leider war uns jungen Spielern das durch die Pandemie ab April 2020 bis Juli 2021 verbaut. Es gab nun mal keine Spiele in der U21. So saß ich dann zwar oft auf der Bank bei den Partien der 1. Mannschaft und machte meine Erfahrungen, aber zum Spielen kam ich ja selten. Das war sicherlich nicht zum Vorteil. Trainer Schmöller musste mich im Sommer daher nicht motivieren. Mein eigener Antrieb war groß genug.

Sechzger.de: Trotz der tollen Leistungen war es bei Dir – ähnlich wie bei Kevin Goden – aber nie ein Thema, dass Du zu den Profis zurückkehrst, oder?

Mannhardt: Im Fußball sollte man nie etwas ausschließen. Aber die Wahrscheinlichkeit, aus der Bayernliga mit 1860 II, oben wieder eine Chance zu bekommen, ging gegen Null. Da war ich Realist genug.

Vermutlich keine Teilnahme an UEFA Europameisterschaft der Amateure

Sechzger.de: Während der Vorrunde hast Du an der UEFA Europameisterschaft der Amateure teilgenommen. Schildere doch bitte mal Deine Eindrücke aus Italien.

Mannhardt: Es war eine ganz besondere Erfahrung. Spiele auf internationaler Ebene kann man nicht mit normalem Liga-Alltag vergleichen. Es treffen komplett unterschiedliche Spielstile und Mentalitäten aufeinander. Das Trainerteam sowie der komplette Staff vom BFV hat einen unglaublichen Job gemacht und uns Spieler super auf die Spiele vorbereitet. Auch die Mannschaft war einzigartig. In wenigen Tagen ist ein Zusammenhalt entstanden, den ich so vorher noch nie erlebt hatte. Das war sicherlich auch neben der sportlichen Qualität der entscheidende Faktor, warum wir uns für die Endrunde im kommenden Sommer qualifiziert haben.

Sechzger.de: Im Sommer steht nun die Endrunde der Europameisterschaft an. Wurde mit dem FV Illertissen bei Vertragsunterzeichnung bereits vereinbart, dass Du da abgestellt wirst? Oder spielst Du nun zu hochklassig, um da teilnehmen zu dürfen?

Mannhardt: Meines Wissens nach ist es mir nun nicht mehr erlaubt, an der Endrunde teilzunehmen, da der FV Illertissen zu hochklassig spielt.

Sechzger.de: Nochmal kurz zurück zu den Löwen: Welchem Deiner Mitspieler aus der U21 traust Du denn den Sprung in den Profikader zu und warum?

Mannhardt: Die Prognose, was ich jemanden zutraue und ob es dann am Ende auch so kommt, lasse ich besser. Im Fußball ist man von so vielen Faktoren abhängig. Ich drücke allen Jungs die Daumen und hoffe, dass es noch der ein oder andere in den Profibereich schafft!

Sechzger.de: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft. Und wer weiß: Vielleicht sieht man sich ja eines Tages in Giesing wieder…

Mannhardt: Sag niemals nie…

Titelbild: Sampics (Stefan Matzke)

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