Wie kürzlich bekannt wurde, wird der TSV 1860 München den Vertrag von Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer nicht über das Saisonende hinaus verlängern. In der SZ erklärt Präsident Robert Reisinger nun die Gründe für das Aus von Pfeifer.
SZ: Reisinger über das Aus von Pfeifer
Obwohl in den vergangenen Tagen seitens des Aufsichtsratsvorsitzenden, des Hauptgesellschafters und des neugegründeten Bündnis Zukunft in der Causa Pfeifer massiv Druck auf den Verein und speziell Robert Reisinger ausgeübt worden war, teilte dieser Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer am Freitag Mittag, dass dessen Vertrag beim TSV 1860 nicht über das Saisonende hinaus verlängert wird. Dass dies kein willkürlicher Akt war, wie es manch Medium gerne darstellt, ist klar. Die Gründe für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses legte der Präsident in der SZ dar.
Zwar erkenne er die Erfolge Pfeifers bei der Spinsorenakquise an, so Reisinger, doch gebe es einige “Bereiche, in denen die KGaA in den vergangenen Jahren nicht zu den Ergebnissen gekommen ist, die wir uns im Verein wünschen.”
“Etliche offene Sachverhalte”
Konkret spricht Reisinger Themen wie die Stadionfrage, die Budgetplanung, die Fortührungsprognose, das Nachwuchsleistungszentrum und die Außendarstellung an. Der Vorwurf, Pfeifer habe in diesen Belangen mit zu großer Rücksichtnahme gegenüber der HAM agiert, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen.
Verständlicherweise stößt dies dem höchsten Repräsentanten des Vereins sauer auf:
“Nach meinem Empfinden sind etliche offene Sachverhalte vor allem deshalb nicht gelöst, weil alle unangenehmen Fragen – als angebliche GeselLschafterthemen deklariert – in die Aufsichtsgremien verlagert werden. Das geht aber nicht. Für mich sind das originäre Managementaufgaben. Das wollen wir als Verein für die Zukunft verändert wissen.”
Unzufriedenheit bezüglich der Fortführungsprognose
Besonders die zweimalige Erhöhung des Budgets der Lizenzspielerabteilung gegen den Willen des e.V. bringt Reisinger in Rage.
“Das in jeder Spielzeit wiederkehrende öffentliche Gezerre um einen angeblich nicht wettbewerbsfähigen Sportetat finde nicht nur ich enervierend. Daran muss und wird sich etwas ändern.”
Auch dieses Argument ist verständlich, wenn man bedenkt, dass die KGaA auf der anderen Seite seit Jahren ihren Verpflichtungen gegenüber dem NLZ nicht nachkommt und der e.V. die anfallenden Kosten übernehmen muss.
Auch in Fragen der Fortführungsprognose habe Pfeifer nicht zur Zufriedenheit und im Sinne des Vereins gewirkt. Diese soll “nach unseren Vorstellungen früher im Jahr zur Verfügung” stehen, so Reisinger. Dies habe “Herr Pfeifer nie geschafft, gehört aber in einer Konstellation, wie wir sie bei 1860 vorfinden, zur Hauptaufgabe eines Finanz-Geschäftsführers.”
Mangelhafte Außendarstellung des TSV 1860
Zu guter Letzt monierte Reisinger auch, dass es Pfeifer nicht gelungen sei, die Außendarstellung des TSV 1860 maßgeblich zu verbessern. Als Beispiele nannte er das Verbot investorenkritischer Utensilien im Grünwalder Stadion sowie die angekündigte (aber nicht durchgeführte) Klage gegen sechzger.de wegen eines Artikels zum Transfersommer 2023.
“Versuche, die Meinungsfreiheit in der Kurve einzuschränken, oder auch Klagedrohungen gegen Fanmagazine finde ich nicht hilfreich”, erklärte Reisinger diesbezüglich.
“1860 ist kein Hire-and-Fire-Klub mehr”
Zu guter Letzt stellte Robert Reisinger noch einmal klar, dass der TSV 1860 Marc-Nicolai Pfeifer keineswegs gekündigt habe, wie es manch Medium seinen Lesern zu vermitteln versuche.
“Der Verein hat sich gegen eine Vertragsverlängerung über den vereinbarten Zeitraum hinaus entschieden. Das ist ein Unterschied.”
Darüber hinaus wies der Präsident darauf hin, dass Pfeifers Tätigkeit an der Grünwalder Straße keineswegs ungewöhnlich kurz gewesen sei – im Gegenteil:
“Die durchschnittliche Verweildauer im Management von Profifußballvereinen liegt laut Statistik unter vier Jahren. Der TSV 1860 München ist kein Hire-and-Fire-Klub mehr wie noch vor dem Neuanfang im Sommer 2017. Das hatten wir als Präsidium versprochen und auch eingelöst.”
Titelbild: TSV 1860 München e.V.
Das sind genau die Gründe, die bei der Kritik im Laufe des Jahres bereits sichtbar waren. Keinerlei Fortschritt in irgendeinem Bereich, der dem Gesellschafter “Verein” am Herzen liegt.
Man kann das sehen aber möchte halt Pfeifer nur auf Sponsorn und Fotos reduzieren und demnach die Kündigung als persönlichen Angriff werten. Tja….Gottseidank nicht alle!
Ich würde hier gerne ein wenig konstruktive Kritik einbringen. Bei eurem gesteigerten Profil und auch den wachsenden Ansprüchen an die journalistische Qualität eurer Arbeit, finde ich folgenden Hinweis ganz wichtig: man muss klar zwischen Kommentaren und Berichten/Nachrichten unterscheiden.
Der von dir geschriebene Artikel macht den Anschein, einfach den SZ-Artikel inhaltlich wiederzugeben – aber unauffällig werden relativ klare Wertungen eingestreut:
“Der Vorwurf […] ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen.”
“Verständlicherweise stößt dies […] sauer auf.”
“Auch dieses Argument ist verständlich.”
Nach meinem Empfinden gehört das getrennt. Auf der einen Seite die neutrale Wiedergabe des SZ-Berichts – auf der anderen Seite ein Kommentar darüber. So wird durch deine Meinung subtil der Tenor von Reisingers Aussagen bestätigt. Das hat für mich einen etwas faden Beigeschmack.
Inhaltlich stimme ich dir natürlich zu, aber aus journalistischen Gründen finde ich diese Unterscheidung eben wichtig. 🙂
Nichts für ungut und beste Grüße
Wilkins
Danke für den Hinweis, der natürlich inhaltlich stimmt.
Nichtsdestotrotz sind wir ein Fanblog, bei dem die eigene Meinung fast zwangsläufig mit einfließt. In diesem Fall auch durchaus bewusst, weil ich die Argumentation Reisinger nachvollziehen kann.
Aber genau das finde ich bei euch sehr schade.
Von vielen Fans – hab heute wieder mit einigen vor und nach dem Spiel gesprochen – werdet ihr als Sprachrohr Robert Reisingers empfunden.
In der Ablehnung der HAM herrscht schon große Einigkeit, jedoch längst nicht mehr beim Vorgehen unseres Präsidenten.
Es wird ein Machtkampf geführt, um 60 geht es dabei weniger, um den Sport schon lange nicht mehr.