Jedes Jahr wird am 8.März der Weltfrauentag gefeiert. Der erste seiner Art fand im Jahr 1911 statt und wurde unter anderem im Kampf für mehr Gleichberechtigung sowie das Wahlrecht für Frauen geschaffen. Seit 1921 findet der Weltfrauentag jährlich statt. Wir werfen an diesem Tag einen Blick auf Frauen im Fußball.

Frauen im Fußball: auf dem Platz

Als im 12.Jahrhundert ein Vorläufer des Fußballspiels, la sioule genannt, gespielt wurde, beteiligten sich daran neben Männern auch Frauen. Die wirklichen Anfänge des Frauenfußballs hängen dann mit der offiziellen Einführung als Sportart zusammen. Dafür sorgte die internationale Vereinheitlichung der Regeln im Jahre 1863. An englischen Schulen spielten dann auch Mädchen Fußball. Die erste Frauenfußball-Mannschaft in England wurde 1894 gegründet und hieß fortan British Ladies Football Club. Das erste Spiel dieser Mannschaft verfolgten rund 10.000 Zuschauer.

Die British Ladies, Quelle: Wikipedia

Frauenfußball in Deutschland

In Deutschland spielten sich um die Wende zum 20.Jahrhundert Frauen in einem Kreis stehend den Ball gegenseitig zu. In der Gesellschaft hatte diese frühe Form des Fußballs einen schweren Stand und galt als moralisch verwerflich. Während der Frauenfußball in den 1920er Jahren in Europa (u.a. Großbritannien und Frankreich) dann einen ersten Höhepunkt erfuhr, wurde der Sport in Deutschland verboten. Trotzdem organisierten sich Frauen in eigenen Vereinen und spielten Fußball. Zum damaligen Frauenbild passte dieser Sport allerdings nicht. So warnten Gynäkologen vor einer Vermännlichung und mahnten an, dass der Sport die Aufnahme mütterlicher Pflichten verzögert.

Mit dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahre 1954 entbrannte die Diskussion um Frauen im Fußball erneut und resultierte in einem Verbot, ausgesprochen durch den DFB. Einstimmig wurde der folgende Beschluss angenommen.

„[…] unseren Vereinen nicht zu gestatten, Damenfußball-Abteilungen zu gründen oder Damenfußball-Abteilungen bei sich aufzunehmen, unseren Vereinen zu verbieten, soweit sie im Besitz eigener Plätze sind, diese für Damenfußballspiele zur Verfügung zu stellen, unseren Schieds- und Linienrichtern zu untersagen, Damenfußballspiele zu leiten.“

Dieses 1955 ausgesprochene Verbot wurde 1957 noch einmal bestätigt, hatte jedoch nicht die gewünschte Wirkung. Frauen spielten in Deutschland trotz allem weiter Fußball, vor allem im Ruhrgebiet gab es einige Vereine. Am 31.10.1970 wurde das Verbot aufgehoben, allerdings war dies mit einigen Auflagen verbunden. Die Frauen mussten beispielsweise eine halbjährliche Winterpause einhalten und ein Spiel dauerte nur 70 Minuten.

Die Entwicklung schritt voran und nach der Gründung einiger Landesverbände wurde 1973 die erste deutsche Meisterschaft im Frauenfußball ausgetragen. Die weibliche Mitgliederzahl im DFB stieg von 50.000 im Jahr 1970 auf 215.000 fünf Jahre später.

Europameister 1989

Das erste offizielle Länderspiel einer deutschen Frauen-Nationalmannschaft fand am 10.November 1982 statt. Beim 5:1-Sieg über die Schweiz erzielte eine 18-Jährige nach ihrer Einwechslung zwei Tore. Über 20 Jahre später wurde Silvia Neid Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft und übte dieses Amt 11 Jahre lang aus. Der wirkliche Durchbruch gelang dann mit dem Gewinn der Europameisterschaft im eigenen Land. Vor 23.000 Zuschauern in Osnabrück wurde Norwegen am 02.07.1989 mit 4:1 geschlagen. Die damalige Siegprämie: für jede Spielerin ein Kaffeeservice…

Der Gewinn führte zur Gründung der Frauen-Bundesliga und 1990 nahmen 20 Mannschaften in zwei Gruppen daran teil. 1996 wurde Frauenfußball olympisch. Insgesamt wuchs die Akzeptanz in der Bevölkerung immer weiter an und die Zuschauerzahlen stiegen. Dennoch war Frauenfußball immernoch eine Randsportart.

2003 stand Deutschland bei der vierten Weltmeisterschaft im Finale Schweden gegenüber. Durch ein Kopfballtor von Nia Künzer in der Verlängerung wurden die Deutschen zum ersten Mal Weltmeisterinnen und schafften damit ein Novum. Deutschland war das erste Land, dass sowohl bei den Männern als auch Frauen die WM gewinnen konnte. 2007 konnte dieser Titel in China verteidigt werden, jede Spielerin erhielt 50.000€ Siegprämie. Zum Vergleich: die Männer hätten 2006 300.000€ erhalten.

Die deutsche Nationalmannschaft hat neben den zwei Weltmeisterschaften insgesamt acht Mal die Europameisterschaft gewonnen und konnte 2016 in Rio de Janeiro bei den Olympischen Spielen Gold gewinnen.

Die Sportschau hat anlässlich 50 Jahren Frauenfußball in Deutschland letztes Jahr eine 48-minütige Dokumentation erstellt.

Frauen im Fußball: auf den Rängen

Genau wie die Ausübung des Sports war es auch lange Zeit verpönt, dass Frauen als Zuschauer den Spielen beiwohnten. Eine Freundin erzählte mir einmal, dass ihre Großmutter zu Lebzeiten Fan von Sechzig München war. Am Anfang war es ihr allerdings nicht erlaubt, ihren Herzensverein live im Stadion zu verfolgen. Bis in die Siebzigerjahre war das gesellschaftliche Frauenbild durch die Erledigung von Hausarbeiten geprägt. Der weibliche Anteil lag bei den Zuschauern unter zwei Prozent.

Auch heute noch ist es in manchen Ländern der Welt Frauen nicht erlaubt, bei Spielen auf den Rängen zuzusehen. Auf Druck des Weltverbandes FIFA erlaubte beispielsweise der Iran erst im vergangenen Jahr Frauen bei Fußball-Spielen von männlichen Teams. Erstmalig zusehen durften Frauen im Iran am 10.Oktober 2019, allerdings war die Anzahl der Tickets auf 3.500 Stück begrenzt.

Frauenfußball beim TSV 1860 München

Seit August 2020 gibt es beim TSV 1860 München wieder Frauenfußball. Die eigene Sparte der Fußballabteilung des TSV 1860 München eV trainiert aus Platzgründen allerdings nicht an der Grünwalder Straße und konnte aufgrund der Corona-Pandemie bisher kein Pflichtspiel absolvieren.
Wir haben die Damen bereits in einem zweiteiligen Interview nach ihren Beweggründen gefragt (Teil 1, Teil 2). Der Hauptsponsor die Bayerische ist seit Februar auch der “Hauptförderer Frauenfußball des TSV 1860 München”. Vor kurzem konnten zudem die neuen Trikots in Empfang genommen werden, mit denen unsere Frauen in Zukunft auf Torejagd gehen wollen.

 

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Sechzge, Oide! Mit Leib und Seele Löwin

Sechzge Oide Frauen im Fußball Ausstellung
“Sechzge, oide!”, Foto von Anne Wild

Um zu zeigen, dass Frauen und Mädchen einen festen Platz unter den Löwenfans haben, zeigten die Löwenfans gegen Rechts 2017 eine Ausstellung. Unter dem Titel “Sechzge, Oide! Mit Leib und Seele Löwin” wurden sechzig Löwinnen von Fotografin Anne Wild porträtiert. Zur Ausstellung erschien ein Katalog mit den Bildern sowie Interviews der abgebildeten Frauen.

Viola Oberländer – eine wahre Power-Frau

Beim TSV 1860 München eV ist Viola Oberländer seit Ende 2016 als Vereinsmanagerin tätig. Während sie im Verein seitdem bereits viel bewirken konnte, ist sie auch abseits des Vereinsgeschehens eine wahre Power-Frau. Bei der härtesten Fitness-Challenge der Welt konnte sie einen hervorragenden zweiten Platz belegen.

Frauen im Fußball: der aktuelle Stand

Der neue Präsident des DFB, Fritz Keller, galt bei seinem Einstieg 2019 als Frauenförderer. Bei einem Besuch im aktuellen Sportstudio im ZDF im Februar 2020 war dann unter anderem genau dieser Punkt im Gespräch. Man merkte schnell, dass beim DFB maximal der Wille zu einer Verbesserung der Situation vorhanden war, denn einen Plan hatte man nicht in petto.

Treten Sie in Vereine ein, engagieren Sie sich und dann bin ich mir sicher, Ihnen stehen alle Türen offen.

Dieser Satz kann wohl maximal als Wunschtraum bezeichnet werden. Von den Profimannschaften in den ersten drei Ligen im deutschen Herren-Fußball beschäftigt kein einziger Verein eine Frau im Trainerteam. Selbst in den Regionalligen gab es mit Inka Grings und Imke Wübbenhorst erst zwei Trainerinnen.

Frauen in Führungspositionen im Fußball

Nicht nur bei den Trainern, sondern auch in anderen Positionen ist man im Fußball von einem ausgeglichenen Verhältnis meilenweit entfernt. Eine Bestandsaufnahme liefert eine Dokumentation vom ZDF, die vor kurzem erschien. 2018 ergab eine Studie, dass im europäischen Fußball gerade einmal 3,7 % der Führungspositionen durch Frauen besetzt sind.

Deutschlands bekannteste Schiedsrichterin, Bibiana Steinhaus, hat ihre Karriere mittlerweile beendet. Aus der letztjährigen 3.Liga ist aufmerksamen Beobachtern Riem Hussein noch ein Begriff. Insgesamt sieht es allerdings auch hier mau aus: in der Saison 2018/19 waren 2.194 Schiedsrichterinnen auf den deutschen Fußballplätzen unterwegs. Das entspricht einem Anteil von 3,9 %.

F_in – Netzwerk Frauen im Fußball

Um Frauen in allen angesprochenen Punkten zu fördern und präsenter zu machen, gibt es beispielsweise das Netzwerk Frauen im Fußball (F_in). Seit 2004 ist das Netzwerk aktiv und will:

  • Frauen in verschiedenen Bereichen wie Fanprojekten, Fanorganisationen,        Journalismus, Wissenschaft, Mädchenarbeit vernetzen
  • Frauen im Fußballkontext sichtbarer machen
  • Sexismus und Diskriminierung im Fußball aufzeigen und bekämpfen

Gestern stand ich in einem Bahnhofskiosk in der Fußballabteilung und erspähte das Magazin ELFEN. Es beschäftigt sich primär mit der Frauen-Bundesliga und erscheint seit dem Herbst 2019. Nun liegt es auf meinem Tisch und dient in den nächsten Tagen als Lektüre.

Ein erster persönlicher Beitrag zu mehr Frauen im Fußball. Zeit wirds!

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